Übernahme der S-Bahn 7 Vias muss einen Kaltstart auf der Schiene hinlegen

Meinung | Solingen / Remscheid · Mit dem Betreiber-Wechsel auf der Strecke der S-Bahn 7 von Solingen über Remscheid nach Wuppertal sind längst nicht alle Probleme gelöst. Langfristige Perspektiven müssen her.

 Der neue Betreiber Vias wird auf die Triebwagenzüge von Abellio zurückgreifen können, da diese Eigentum des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr sind.

Der neue Betreiber Vias wird auf die Triebwagenzüge von Abellio zurückgreifen können, da diese Eigentum des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr sind.

Foto: Peter Meuter

Es ist sprichwörtlich der Wechsel der Pferde mitten im reißenden Fluss. Nachdem sich der bisherige Betreiber der S-Bahn 7 Abellio und sein niederländischer Mutterkonzern in den zurückliegenden Monaten mit den Verkehrsverbünden in NRW finanziell überworfen haben, sind die Verantwortlichen unter anderem des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr in dieser Woche endgültig auf die Notbremse getreten und haben die Abellio-Linien in einem Schnellverfahren für die kommenden zwei Jahre an andere Eisenbahn-Unternehmen vergeben.

Wobei der Zeitdruck mit dem Wechsel noch lange nicht der Vergangenheit angehört. Denn dem neuen Betreiber der bergischen S-Bahn, der Firma Vias, stehen gerade einmal gut sechs Wochen zur Verfügung, um mit einem regelrechten Kaltstart auf die Schiene zu kommen. Es ist also davon auszugehen, dass Solingens Stadtdirektor Hartmut Hoferichter Recht behält und es speziell zu Anfang auf der Strecke des „Müngsteners“ das eine oder andere Mal ruckelt.

Indes darf man nicht nur den direkten Übergang betrachten. Angesichts des Abellio-Desasters sind alle Entscheidungsträger gut beraten, sich einige grundsätzliche Gedanken zum Personenverkehr auf der Schiene zu machen. Es ist schlicht und ergreifend ein Unding, dass über etliche Wochen hinweg unklar blieb, wie es mit einer für die Region wichtigen S-Bahn-Linie weiter ging. Denn die Folge war, dass ein bedeutender städtischer Ballungsraum wie das bergische Städtedreieck mit mehreren hunderttausend Einwohnern Gefahr lief, zumindest phasenweise von den Metropolen in der unmittelbaren Umgebung ÖPNV-technisch einfach abgekoppelt zu werden.

Jedenfalls lässt das Hin und Her während der zurückliegenden Wochen und Monate bei der S 7 Schlimmes für die allseits geforderte Verkehrswende erwarten. Denn wenn irgendjemand in der Politik – sei es nun in Berlin, Düsseldorf oder vor Ort in Solingen und Remscheid – denkt, die Bürger etwa unter dem Druck immer höherer Spritpreise zur Nutzung unzuverlässiger öffentlicher Verkehrsmittel bewegen zu können, kann dieser Schuss nur nach hinten losgehen. Pendler und Schienenverkehr brauchen endlich Zuverlässigkeit – in allen Belangen.

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