Höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid wird begehbar

Solingen/Remscheid · Sie ist die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands: Entsprechend spektakulär ist die Aussicht von der Müngstener Brücke. Am 1. August geht der Brückensteig in Betrieb, auf dem Kletterer in 100 Metern Höhe einen Rundblick über das Tal der Wupper genießen können.

Fotos: Der Brückensteig an der Müngstener Brücke
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Der Brückensteig an der Müngstener Brücke

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Foto: Deepwood

Für Leute, die unter Höhenangst leiden, dürfte es ein wohl eher zweifelhaftes Vergnügen werden. Doch auf Menschen, die schwindelfrei sind, wartet ab dem 1. August eine spektakuläre Aussicht. Denn an diesem Tag geht an der Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid der sogenannte Brückensteig in Betrieb, auf dem Mutige sodann von Deutschlands höchster Eisenbahnbrücke in 100 Metern Höhe einen Rundblick über das Tal der Wupper genießen können.

Dabei, das machten die Leiter der verantwortlichen Firma „Deepwood GmbH“ aus Wuppertal bei der Präsentation des Projektes am Dienstag in Haus Müngsten deutlich, besteht bei dem Aufstieg in schwindelerregende Höhen keinerlei Gefahr – erhalten alle Teilnehmer der von ausgebildeten Trainern geführten Touren vor dem Antritt doch eine Einweisung. Und zudem sind die Kletterer während der insgesamt 777 Stufen umfassenden Besteigung der Brücke über Gurte sowie durch ein durchlaufendes Sicherheitssystem gesichert.

Tatsächlich werden die Ausflüge auf den Stahlkoloss von Haus Müngsten aus starten. Von dort geht es in Kleingruppen mit bis zu zwölf Personen zunächst an den Hängen die Wupperberge hinauf, ehe die Teilnehmer über die Wartungswege am Rundbogen der Brücke auf die Plattform in erwähnten 100 Metern Höhe gelangen.

Zwischendurch werden immer wieder Pausen eingelegt, in denen die Führer Hintergrund-Informationen zu dem im Jahr 1897 eröffneten und in den vergangenen Jahren für 30 Millionen Euro sanierten Bauwerk geben.

Die erste Idee zu dem „Brückensteig“ war den Veranstaltern vor über einem Jahrzehnt gekommen. „Bei anderen Veranstaltungen, die wir im Brückenpark durchgeführt haben, hatten wir den Gedanken, eigentlich müsste man nicht nur unter, sondern auch auf dem Bauwerk etwas organisieren“, erinnerte sich der Geschäftsführer der Eventagentur „Deepwood“, Søren Walla, am Dienstag noch einmal an die Anfänge des Projekts.

Wobei der Weg bis zur Realisierung des „Brückensteigs“, für den an der Brücke selbst keine baulichen Veränderungen vorgenommen werden mussten, ein durchaus weiter war. Denn damals, vor rund zehn Jahren, stand es um die Müngstener Brücke alles andere als gut. Zum letzten Mal in den 1960er Jahren instand gesetzt, präsentierte sich das 465 Meter lange Baudenkmal zunehmend sanierungsbedürftig, so dass es bei der Deutschen Bahn zwischenzeitlich sogar Überlegungen gab, die Stahlbrücke abzureißen und durch einen Neubau aus Beton zu ersetzen.

Ein Plan, der schließlich am Widerstand in der Region scheiterte und vielmehr dazu führte, dass die Müngstener Brücke wieder verstärkt ins Bewusstsein der Menschen im Bergischen Land rückte. So gibt es seit etlichen Jahren das Bemühen, die Brücke zusammen mit anderen Stahlbrücken in Europa zum UNESCO-Weltkulturerbe erklären zu lassen.

Ein Ziel, dass nach Ansicht der Verantwortlichen in den drei bergischen Großstädten Solingen, Remscheid und Wuppertal durch den Brückensteig zusätzlichen Schwung erfahren könnte. „Jetzt ist es möglich, das imposante Meisterwerk der Ingenieurskunst ganz neu zu entdecken – mit allen Sinnen. Das ist ein Erlebnis, das bleibt. Und es schafft noch einmal einen ganz besonderen Bezug zu dem Bauwerk, das in internationaler Gemeinschaft mit ähnlichen Großbogenbrücken zum Welterbe werden soll“, sagte Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach am Dienstag.

Sein Remscheider Amtskollege Burkhard Mast-Weisz wiederum lobte die touristischen Möglichkeiten die sich in Zukunft aus „Brückensteig“ ergeben. „Schon jetzt ist die Müngstener Brücke ein touristisches Highlight über die Region hinaus. Der ,Brückensteig’ wird ihre Strahlkraft noch weiter erhöhen“, prognostizierte Madt-Weisz, der zuvor als einer der ersten bereits eine Art Probetour in schwindelnde Höhe auf die Brücke unternommen hatte.

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