Nach negativem Coronavirus-Test freiwillig in Quarantäne Bundestagsabgeordneter Jürgen Hardt im Homeoffice

Solingen / Remscheid · Der Bundestagsabgeordnete berichtet über seine eigene Quarantäne und warnt vor dem Übertragungsrisiko.

 Jürgen Hardt, Bundestagsabgeordneter der CDU, wird bis zum 25. März in häuslicher Quarantäne verbringen.

Jürgen Hardt, Bundestagsabgeordneter der CDU, wird bis zum 25. März in häuslicher Quarantäne verbringen.

Foto: Hardt

Wie geht es Ihnen?

Hardt Mir geht es gut – bis auf einen leichten Husten. Ich habe die übliche leichte Wintererkältung.

Trotzdem haben Sie sich vorsichtshalber in Quarantäne begeben und arbeiten von zu Hause aus.

Hardt Ich hatte Kontakt zu mindestens zwei Personen, die Corona-positiv sind und die mich darüber informiert haben. Eine kam aus dem Kreis der Bundestagsabgeordneten, die andere aus dem Diplomatischen Korps. Am 12. März habe ich mich freiwillig in Quarantäne begeben; drei Tage später, an einem Sonntag, wurde sie auch offiziell angeordnet.

Wann haben Sie sich
testen lassen?

Hardt Direkt am folgenden Montag, dem 16. März. Das Gesundheitsamt hat mir einen Termin zugeteilt. Ich bin im eigenen Auto zur Feuerwache in Wuppertal-Ronsdorf/Linde gefahren und habe mir dort selbst die Probe abgenommen. Das war eine gute, effiziente und sichere Lösung. So hatte ich mit niemandem direkten Kontakt. Die Auswertung des Tests dauerte allerdings zwei Tage.

Wie fiel der Test aus?

Hardt Negativ. Ich muss aber, wie geplant, bis zum 25. März zu Hause bleiben.

Lässt sich die Arbeit von dort aus genauso gut erledigen?

Hardt Ich koordiniere die Arbeit vom Homeoffice aus. Meine Mitarbeiter in den Bundestagsbüros und bei der Fraktion arbeiten auch von zu Hause aus. Regelmäßig machen wir Telefonkonferenzen. Die Zahl der Anfragen von außen ist momentan nicht besonders hoch. Als Ersatz für eine Bürgersprechstunde, die ich wegen der Quarantäne ausfallen lassen musste, hatte ich telefonische Erreichbarkeit angeboten. Es blieb aber ruhig. Es ist generell eine Phase der gespannten Ruhe.

Also hatten Sie mehr Zeit, sich um Ihre Frau und Ihre Kinder zu kümmern? Hatte Ihre Familie auch „Hausarrest“?

Hardt Solange eine Person nicht als infiziert gilt, ist nur sie unter Quarantäne. Meine Frau ist als Erzieherin von der Arbeit freigestellt, unsere Tochter kann nicht zur Schule gehen und lernt hier. Auch die beiden haben bewusst entschieden, dass sie sich bis zum Vorliegen des Testergebnisses zu Hause aufhalten.

Und die Einkäufe? Oder sind Sie Prepper, der auf alle Eventualitäten vorbereitet ist?

Hardt Die Einkäufe waren schon vorher erledigt, Vorräte aufgefüllt. Nudeln, Reis und Mehl sollte sowieso jeder im Haus haben. Und wenn die ganze Familie in Quarantäne gemusst hätte, wären Freunde, Nachbarn und Verwandte bereit gewesen, für uns einzukaufen.

Fällt Ihnen nicht zu Hause die Decke auf den Kopf?

Hardt Mit der Situation kann ich umgehen. Bei der Marine war ich vier Wochen lang ununterbrochen ohne Landgang auf See. Ich bedauere allerdings, dass ich meine Mutter und ihren Mann nicht besuchen kann, die in einer Einrichtung des betreuten Wohnens leben. Auch meine Frau und unsere Tochter halten sich bewusst fern, weil es um den Schutz der Personen geht, die bei einer Erkrankung ernsthaft bedroht wären – Hochbetagte und Menschen mit einer Vorbelastung.

Sie sagen in Ihrem Newsletter: Es geht um Leben und Tod. Welche Tipps geben Sie den Lesern?

Hardt Wir können den Kampf gegen das Coronavirus gewinnen, wenn jeder sich hütet, zum Überträger zu werden. Es gibt immer noch zu viele Menschen, die sorglos den Zwei-Meter-Sicherheitsabstand nicht einhalten oder sogar in privat organisierten Gruppen zusammentreffen. Abstand halten und soziale Distanz retten derzeit Leben! Wenn dies nicht allein auf Vernunftbasis funktioniert, wären auch weitergehende Maßnahmen gerechtfertigt.

Haven Sie schon einmal eine ähnliche Situation erlebt?

Hardt In Deutschland nicht. Die Corona-Epidemie hat eine Dimension erreicht, die mit der Spanischen Grippe vor rund 100 Jahren am ehesten vergleichbar ist. Wir haben uns aber schon vor der Pandemie mit Fragen des Infektionsschutzes beschäftigt, etwa bei der Ebola-Epidemie in Afrika, wo auch deutsche Ärzte geholfen haben. Wir müssen uns noch mehr damit befassen, um noch besser auf eine Pandemie vorbereitet zu sein.

Sie sind Nordamerika-Experte. Haben Sie es für möglich gehalten, dass Donald Trump einen in Deutschland entwickelten Impfstoff gegen das Corona-Virus für die USA kapern wollte?

Hardt Es spricht für sich, dass die meisten Deutschen das für möglich halten. Aber die Antwort des Managements des besagten Unternehmens war ja eindeutig: Wir produzieren für die ganze Welt. Dies ist ein schönes Beispiel für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln. Sonst hätte es aber auch sicher ein Eingreifen der Bundesregierung gegeben.

Wie geht es in Corona-Zeiten weiter mit der Arbeit der Bundesregierung?

Hardt Falls immer mehr Abgeordnete erkranken sollten, könnte im schlimmsten Fall ein gemeinsamer Ausschuss von Bundestag und Bundesrat aktiv werden – eine Erfindung aus der Zeit des kalten Krieges. Diesem Notparlament gehöre ich an. Ob es die Rolle des Bundestags übernehmen kann, bezweifle ich aber. Darüber werden wir nach der Krise reden müssen. Momentan kann der Parlamentsbetrieb vernünftig fortgeführt werden. Am Mittwoch wird es wohl eine ausgedünnte Bundestagssitzung geben; Landesparlamente haben uns bereits vorgemacht, wie man arbeitsfähig bleiben kann.

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