Videoprojekt in Solingen Audiovisuelles Kunstprojekt gestartet
Solingen · Der Solinger Regisseur Andreas Schäfer realisiert in Kooperation mit dem Stadttheater Solingen ein audiovisuelles Kunstprojekt. Geplant ist die dauerhafte Installation der Videoarbeit im Foyer des Stadttheaters
Protagonist in Andreas Schäfers innovativem Kunstprojekt mit dem Titel „Giordano Bruno remote“ ist der italienische Priester, Dichter, Philosoph und Astronom Giordano Bruno. Im Jahre 1600 wurde der Gelehrte durch die Inquisition der Ketzerei und der Magie angeklagt und in Rom auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Auf der Schwelle zur Neuzeit postulierte Bruno seine provokanten Thesen: Nicht die Erde, sondern die Sonne steht im Zentrum des Universums (heliozentrisches Weltbild). Und dieses Universum ist unendlich.
Damit fanden weder die Schöpfungsgeschichte noch ein in einer höheren Sphäre verortetes Himmelreich mehr Platz in seiner Kosmologie. Giordano Bruno kämpfte, wie auch Nikolaus Kopernikus und später Galileo Galilei, gegen das zu Beginn der Renaissance vorherrschende ptolemäische geozentrische Weltbild, in dem die Erde und der Mensch im Mittelpunkt stehen und sich Sonne, der Mond und alle Fixsterne um diese kreisförmig drehen. Obwohl diese vermeintliche Wahrheit dem unmittelbaren Augenschein zu entsprechen schien, zweifelte der Astronom an dieser auch von der Katholischen Kirche vehement vertretenen Wahrheit.
„Während Galilei vor der Inquisition 1632 abschwor, ist Giordano Bruno für seine Überzeugung gestorben“, betont Andreas Schäfer und ist sichtlich fasziniert von den Kontroversen kosmologischer und religiöser Weltanschauungen, dem Widerstreit alter und neuer Wahrheiten, dem Zweifel, den Auseinandersetzungen und Erkenntnissen, nicht nur im historischen Kontext. Hieraus entstand die Idee zu Schäfers aktueller multimedialer Produktion.
Aus Giordano Brunos italienischen Dialogen, speziell dem „Aschermittwochsmahl“, publiziert 1584 im Londoner Exil (1969 im Inselverlag in deutscher Übersetzung erschienen), wählte der Regisseur 31 Sätze, die das Ringen des streitbaren Gelehrten um die Wahrheit in Kosmologie, Philosophie und Religion komprimiert erfassen und noch heute interessante aktuelle Einsichten vermitteln: „Denn nur wer vorher zugehört hat, kann an einer Kunst oder Wissenschaft zweifeln und richtige Fragen in der gehörigen Reihenfolge stellen,“ sagt Giordano Bruno im „Aschermittwochsmahl“ im 1. Dialog.Nach aufwendiger Abklärung der Rechte an der deutschen Übersetzung, engagierte Andreas Schäfer für die mediale Realisierung seines Projekts eine professionelle Film-Crew aus Solingen und Köln: Bodo Primus, bekannter Sprecher und Schauspieler, der in Solingen lebt, wurde für die Rolle des Giordano Bruno gewonnen. Dazu Roger Müller-Henseler aus Köln, Kameramann und gebürtiger Solinger, die Kölner Maskenbildnerin Diana Köberlin und der Filmverleih Cologne Enterprise Production, um nur einige zu nennen.
Karla Hetfeld ist für das kuttenartige schwarze Gewand verantwortlich, in dem Bodo Primus als Giordano Bruno frontal und in Großaufnahme zum Betrachter spricht. Sein Kopf erscheint in jeder Sequenz lebensgroß auf dem Monitor und leiht Giordano Bruno seine ausdrucksstarke Stimme. Finanziert werden konnte die Video-Produktion durch das Corona Künstlerstipendium des Landes NRW.
Geplant ist die dauerhafte Installation der Videoarbeit im Foyer des Stadttheaters. Sobald die Corona bedingte Schließung des Theaters aufgehoben ist, können Besucher dem medialen Giordano Bruno begegnen, live am Monitor interagieren und Zitate nach Stichworten abrufen. Aber auch Interessierte außerhalb des Theaters erhalten virtuell Zugriff auf die Präsentation.
„Giordano Bruno remote bedeutet: Diese virtuelle Performance findet gleichzeitig im Theaterraum und auf der Webseite des Projektes statt, kann also von überall beobachtet werden,“ erläutert der Regisseur die mediale Grundidee und ergänzt: „Im Zeitalter von Fake News und dem Zurückdrängen der Aufklärung durch identitäre Strömungen liefert die Computer-Installation „Giordano Bruno remote“ das tiefe Wissen vom Urahn der Aufklärung.“ Und um in diesem Sinne Giordano Bruno nochmals zu zitieren: „So erhellt eine Wahrheit die andere.“