Karneval in Solingen Polizeichef läutet die fünfte Jahreszeit ein

Solingen · Der Hoppeditz heißt Robert Hall. Der Leiter der Solinger Polizeiinspektion kletterte gestern um 11.11 Uhr aus der Tonne.

Als Joachim Junker vom Festausschuss Solinger Karneval und Oberbürgermeister Tim Kurzbach annähernd pünktlich um 11.11 Uhr die bunte Tonne öffneten, mag manch ein Jeck im Publikum erst einmal geschluckt haben: Sollte sich die Ordnungsmacht in den Karneval eingeschleust haben, um das närrische Treiben von innen heraus zu bekämpfen? Denn der diesjährige Hoppeditz, dieses lange gehütete Geheimnis war nun gelüftet, ist kein geringerer als Robert Hall, Leiter der Solinger Polizeiinspektion.

In historischer Uniform ein bisschen an Wachtmeister Dimpfelmoser aus dem „Räuber Hotzenplotz“ erinnernd, präsentierte er sich gestern Vormittag dem närrischen Volk. Grund zur Beunruhigung besteht aber wohl nicht. „Bei diesem Hoppeditz könnt Ihr immer ein sicheres Gefühl haben“, rief Junker von der Bühne aus den Jecken zu. Und die waren einmal mehr in großer Zahl in die Ohligser Festhalle geströmt, um die Zeit des Trübsinns zu beenden und die fünfte Jahreszeit zu eröffnen.

Voll wurde es schnell nicht nur in der Halle, sondern auch auf der Bühne: Denn Junker als Vorsitzender des Festausschusses und der gastgebenden Prinzengarde Blau-Gelb Solingen-Ohligs begrüßte vor dem offiziellen Startschuss zur Session eine ganze Reihe von Vereinen und Gruppen aus Solingen sowie Gäste aus anderen Städten – und natürlich auch verschiedene Honoratioren. „Ohligs ist das Epizentrum des rheinischen Karnevals“, bekräftigte Bezirksbürgermeister Marc Westkämper selbstbewusst. Immer wieder schallte der klassische Schlachtruf „Solich lot jonn“ durch die Halle. In der tummelten sich neben vielen Gästen mit Narrenkappen als Standardausrüstung des organisierten Frohsinns auch der eine oder andere Pirat, Hippie oder Matrose. Gemeinsam zählten sie mit Junker lautstark die Sekunden bis zum Start der Session hinunter.

Ein erstes Glas Bier der fünften Jahreszeit ließen sich viele Besucher auch am Vormittag schmecken – und begleiteten mit ihrem Klatschmarsch den Einzug und die schwungvollen Darbietungen der Tanzgarden. Während zum Beispiel die jungen Tänzerinnen der Funkengarde Blau-Weiß in traditionellen Kostümen ihr Können zeigten, heizte die Große Garde der Himmelsfunken den Zuschauern in modernen Militäruniformen zu den Beats fetziger Partykracher ein.

Und deren Mitglied Katharina – nach vorne geholt von Joachim Junker – bekam zum Geburtstag ein Ständchen aus hunderten Kehlen. Auch die Tanzgruppe Klingenstadt Solingen, die kürzlich den dritten Platz von der Deutschen Meisterschaft in Koblenz mit nach Hause gebracht hatte, sorgte auf der Bühne wie viele andere Formationen für Stimmung.

Hoppeditz Robert Hall verteilte Orden an die Akteure. Zuvor hatte er in seiner Eröffnungsansprache allerlei politische Themen angerissen, die in diesem Jahr die Gemüter erhitzt hatten – von den Protesten am Hambacher Forst über den von der Solinger Verwaltung geplanten „Knigge für die Straße“ bis zur vielzitierten Gräfin, mit deren Abgang aus Ohligs auch der „Schutt verschwand“.

Bleibt nur noch die Frage nach dem Motto für die Session 18/19: Es lautet: „Makt öch op de Söck, ganz Solich spellt verröckt.“ Und das wird diesmal besonders lange, nämlich 115 Tage, der Fall sein. Der Rosenmontag als Höhepunkt fällt auf den 4. März. Zwei Tage später wird Solingen wieder Abschied vom Hoppeditz nehmen.

Termin Die Proklamation des Prinzenpaares findet am Samstag, 17. November, in der Ohligser Festhalle statt. Einlass: 18 Uhr. Die Veranstaltung beginnt um 19.11 Uhr. Eintritt: 15 Euro.

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