Kinder-Betreuung in Solingen Mangel an Kita-Plätzen lässt Familien verzweifeln
Meinung | Solingen · Die Stadt wirft dem Land vor, zu wenig gegen den Missstand zu tun. Es ist Zeit, dass das Rathaus seine Kontakte zur Landesregierung nutzt.
Es war eine Nachricht, die für alle Beteiligten zum Problem werden könnte. In dieser Woche wurde bekannt, dass die Plätze in Kindertagesstätten im neuen Kita-Jahr, das am 1. August beginnt, wieder nicht ausreichen werden. Etliche Familien in Solingen haben noch keine Idee, wie und wo sie ihre Kleinen ab dem Sommer betreuen lassen können. Und gerade in Familien, die darauf angewiesen sind, dass beide Elternteile arbeiten gehen, dürfte die Verzweiflung groß sein. Denn längst nicht jeder hat die Möglichkeit, bei der Kinderbetreuung auf in der Nähe lebende Großeltern zurückzugreifen.
Ferner ist aber auch Solingen als Standort betroffen. Seit Jahren bemüht sich die Stadt, die Klingenstadt als noch vergleichsweise günstige sowie durchaus lebenswerte Wohn-Alternative zu den überteuerten Metropolen wie Köln und Düsseldorf anzupreisen. Dabei sind vor allem junge Familien in den Fokus gerückt. Doch was nützen den Leuten eine etwas geringere Miete oder ein preiswerteres Baugrundstück, wenn sie am Ende feststellen müssen, dass ihre Kinder nicht versorgt sind.
Dass sich die Stadt gegen den Mangel stemmt, ist zu begrüßen. So sind für die kommenden Jahre zahlreiche Neueröffnungen von Kitas geplant. Nur kommen die dortigen Plätze für die heute betroffenen Eltern zu spät. Wobei sich in der Kita-Frage einmal mehr der Eindruck aufdrängt, dass die politischen Entscheidungsträger auf den übergeordneten staatlichen Ebenen keine Vorstellung von den Zuständen vor Ort und von den Problemen ganz normaler Leute haben, wenn eben diesen Familien die Betreuung der Kinder wegbricht beziehungsweise gar nicht erst angeboten wird.
Die Stadt wirft dem Land vor, den Bau von Kitas nicht ausreichend zu refinanzieren. Das wäre in der Tat absolut nicht akzeptabel. Denn es sollte sich längst auch bis in die Landesregierung in Düsseldorf rumgesprochen haben, dass zum Beispiel die Baukosten zuletzt stark gestiegen sind. Und zudem sind mit den ukrainischen Flüchtlingen auch viele Kinder gekommen, die es zu betreuen gilt.
Es ist also an der Zeit, dass jemand Schwarz-Grün in Düsseldorf auf die Nöte vor Ort hinweist. Das sollte eigentlich eine leichte Aufgabe für Stadtdirektorin und Jugenddezernentin Dagmar Becker von den Grünen sein. Schließlich sitzt mit Josefine Paul seit 2022 eine Parteifreundin von Becker auf dem Chefsessel im NRW-Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung und Integration.