In Solingen ausgemustert Letzter Obus quittiert in Sarajevo den Dienst

Solingen/Sarajevo · Die in Solingen ausgemusterten Busse waren noch lange in der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina im Einsatz. Jetzt ging aber auch die Ära der dritten Generation zu Ende. Der letzte von einst 67 MAN-Oberleitungsbussen wurde ausgemustert.

 Im Mai 2019 war der Ex-Solinger Obus 39 noch im Liniendienst auf den Straßen der bosnischen Hauptstadt Sarajevo unterwegs.

Im Mai 2019 war der Ex-Solinger Obus 39 noch im Liniendienst auf den Straßen der bosnischen Hauptstadt Sarajevo unterwegs.

Foto: Christian Walther

Der letzte von einst 67 MAN-Oberleitungsbussen der dritten Fahrzeuggeneration der Stadtwerke Solingen ist ausgemustert worden. Bereits am 20. Dezember 2021 wurde Obus Nummer 39 zum letzten Mal nach insgesamt 35 Dienstjahren in Sarajevo im Liniendienst eingesetzt.

Die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina hatte zwischen 1997 und 2005 den Großteil des für den hiesigen Verkehrsbetrieb veralteten Fuhrparks übernommen. Insgesamt 20 Gelenkfahrzeuge und 31 so genannte Zwölf-Meter-Obusse hatte der Verkehrsbetrieb GRAS erworben, um damit seine eigenen Fahrzeuge zu ersetzen. Weitere 13 Solo-Obusse gingen 2015 in die Ukraine, wo die meisten von ihnen aufgearbeitet und modernisiert bis Mitte 2020 zum Einsatz kamen. Lediglich drei Fahrzeuge wurden zuletzt als Fahrschulwagen genutzt, ein weiterer Obus diente der Feuerwehr als Übungsobjekt.

Die Stadtwerke Solingen war seit Ende der 1970er-Jahre auf der Suche nach einem Ersatz für die bislang eingesetzten 80 Obusse des Typs TS. Diese Abkürzung steht für Trolleybus Solingen und stellte eine von den Stadtwerken selbst entwickelte Eigenkonstruktion dar, die von den Firmen Krupp (Fahrgestell), Ludewig (Karosserie) und Kiepe Elektrik realisiert wurde. Fahrzeuge verschiedener Hersteller kamen daher zu Beginn der 80er Jahre in Solingen zum Testeinsatz. Schließlich entschied sich die Werksleitung für die Beschaffung von 21 Gelenk- und 46 Solofahrzeugen des Herstellers MAN/Gräf & Stift. Die elektrischen Komponenten wurden bei den Obussen zuvor vom Düsseldorfer Unternehmen Kiepe Elektrik geliefert.

 Lange Zeit dominierten die ehemaligen Solinger Trolleys das Straßenbild in Sarajevo. Im Bild die ehemaligen Obusse 17 und 34 nahe dem Flughafen der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina im Juni 2016.

Lange Zeit dominierten die ehemaligen Solinger Trolleys das Straßenbild in Sarajevo. Im Bild die ehemaligen Obusse 17 und 34 nahe dem Flughafen der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina im Juni 2016.

Foto: Christian Walther

Der erste Linieneinsatz der neuen Gelenkwagen erfolgte 1984. Im Jahr 1986 folgte der erste Zwölf-Meter-Obus und bis 1987 war die dritte Obus-Generation vollständig ausgeliefert und in Betrieb gegangen – die veralteten TS-Obusse konnten abgestellt und verkauft werden. Nachdem Mitte der 1990er-Jahre der Obus kurzzeitig zur Disposition stand und sich die Stadt als Eigentümerin des Verkehrsbetriebs für den Erhalt ausgesprochen hatte, wurden einige der zwischenzeitlich betagten Fahrzeuge ab 1998 modernisiert. Das aber hielt den erneuten Generationswechsel bei den Stadtwerken nicht auf. Die hochflurigen MAN-Obusse wurden ab 2001 sukzessive gegen die bis heute im Einsatz stehenden Niederflurfahrzeuge verschiedener Hersteller ausgetauscht und in mehreren Chargen zum Verkauf angeboten. Über einen Zwischenhändler kamen diese zum überwiegenden Teil dann auf den Balkan, wo seit den Olympischen Winterspielen 1987 ein Obus-Netz existiert.

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