Arbeitsmarkt Alles ist auf Kurzarbeit ausgerichtet

Solingen · Im März stieg die Zahl der Arbeitslosen um 139 auf 6258 Personen. Erwerbslosenquote liegt jetzt bei 7,2 Prozent.

Solingen: Kurzarbeit ist das Gebot der Stunde
Foto: dpa/Jens Büttner

Kurzarbeit ist das Gebot der Stunde – der Chef der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal, Martin Klebe, hatte dies bereits vor mehr als einer Woche erklärt. Genaue Zahlen über Kurzarbeit im Bergischen Städtedreieck konnte Klebe am Dienstag bei der Vorlage der Arbeitsmarktdaten zwar noch nicht präsentieren. Doch nach Einschätzung der Arbeitsagentur haben bis zum 27. März rund 5700 Unternehmen wegen der Corona-Krise Kurzarbeit angezeigt. „Dabei handelt es sich um eine grobe Schätzung, da noch nicht alle Anzeigen technisch verarbeitet worden sind und Unternehmen ihre Anzeigen zum Teil mehrfach eingereicht haben“, sagte Klebe.

Abzuwarten bleibe auch, wie viele der anzeigenden Firmen für März tatsächlich Kurzarbeitergeld beantragen. Von daher könne aktuell auch keine Aussage darüber getroffenen werden, wie viele Arbeitnehmer in Solingen, Wuppertal und Remscheid von den Produktionseinschränkungen betroffen sind.

In Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 arbeiteten allein in Solingen rund 4500 Beschäftigte in über 380 Unternehmen kürzer als betriebsüblich – mit entsprechenden Lohneinschnitten für die Beschäftigten. Gemessen an der Zahl der Betriebe, die im März Kurzarbeit angezeigt haben, dürfte die Zahl der betroffenen Arbeitnehmer deutlich höher liegen als vor zehn Jahren. „Die genauen Daten liegen aber erst mit mehreren Monaten Verzögerung vor“, teilte die Agentur für Arbeit mit.

War bei der Wirtschafts- und Finanzkrise insbesondere die Industrie von Kurzarbeit betroffen, so sind es nun auch viele kleine und mittlere Unternehmen aus fast allen Branchen, denen Aufträge und Umsätze zum Teil mehr oder weniger von heute auf morgen weggebrochen sind. Von daher hat für die Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal jetzt die Auszahlung von Kurzarbeiter- und Arbeitslosengeld „absolute Priorität“.

Die Anzeigen und Anträge zur Kurzarbeit würden nach Eingangsdatum abgearbeitet, versicherte die Arbeitsagentur. „Wir mobilisieren alle verfügbaren Kapazitäten, um möglichst rasch die benötigten Leistungen zu überweisen“, erklärt Martin Klebe. Priorität habe auch die telefonische Erreichbarkeit der Behörde: „Wir haben Organisation und Arbeitsweise vollständig umgestellt“, so Klebe.

Für den Chef der Arbeitsagentur steht mit Blick auf die kommenden Wochen fest: „Angesichts der gravierenden Einschränkungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus ist zu erwarten, dass der Arbeits- und Ausbildungsmarkt massiv unter Druck geraten wird.“

Wobei die Arbeitslosenzahlen für den Monat März nicht sonderlich aussagekräftig sind, weil bei der Stichtagserhebung am 12. März noch keine Einschränkungen für die Wirtschaft vorlagen.

Dennoch hatten sich im März in Solingen 6258 Personen arbeitslos gemeldet – 139 Personen mehr als im Vormonat. Die Erwerbslosenquote stieg auf 7,2 Prozent. Vor Jahresfrist hatte sie noch 7,3 Prozent betragen. Insgesamt wurden der Agentur 269 Stellen gemeldet. Im Bestand haben die Arbeitsvermittler aktuell 1181 offene Stellen. Aktuell sind 773 junge Menschen unter 25 Jahren von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen wird mit 2149 Personen angegeben. Davon werden insgesamt 1958 Menschen oder rund 91 Prozent in der Grundsicherung, also vom kommunalen Jobcenter, betreut.

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