Analyse Solingen ist mehr als nur Klingenstadt

Solingen · Heimatindustrie Im Bergischen Land leben die Firmen und Unternehmen zwischen Tradition und Innovation. Einige von ihnen prägen ihr Produktionsgebiet als Weltmarktführer. Wir werfen einen Blick nach Remscheid, Wermelskirchen, Hückeswagen, Radevormwald und Solingen.

"Von der Wirtschaft her ist Solingen immer noch die Klingenstadt", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge. Das heißt, Schneidwaren und Besteckindustrie machen immer noch 20 Prozent bei den Industriebeschäftigten aus. Natürlich sind hier die Weltmarken Zwilling und Wüsthof-Dreizack zu nennen, aber daneben stellen zahlreiche Mittelständler mit 20 bis 30 Mitarbeitern Produkte für den Weltmarkt her. Dies sind jedoch nicht nur einfach Messer und Bestecke, sondern vermeintliche "Nischenprodukte" wie Skalpelle, Blankwaffen, Ausbeinmesser und Maniküre-Instrumente.

Doch Solingen ist eben nicht nur Klingenstadt, sondern allgemein eine Hochburg der Metallbe- und -verarbeitung. Hierzu gehören zum einen die Galvanik, also die Beschichtung von metallischen Oberflächen, und ebenso mittelständische Gießereien sowie Stanzereien als Zulieferer der Automobilindustrie.

Analyse: Solingen ist mehr als nur Klingenstadt
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Aus der metallverarbeitenden Industrie entstand mit der Firma BIA Kunststoff- und Galvanotechnik der größte private Arbeitgeber Solingens mit über 1000 Mitarbeitern. Das Unternehmen hat seine Wurzeln in der Metallgalvanik und produziert heute beschichtete Kunststoffbauteile für Autos, wie etwa Schalthebel oder Kühlergrills. Weitere wichtige Automobilzulieferer in Solingen sind der Reifenhersteller Kronprinz und C. Rob. Hammerstein als Zulieferer für Autositze.

Deutschlandweit bekannt ist das traditionsreiche Modeunternehmen Walbusch, das vor allem im Versandhandel aktiv ist. In Solingen befindet sich außerdem eine der vier deutschen Produktionsstätten des Süßwaren-Riesen Haribo. Eines der dynamisch wachsenden Solinger Unternehmen ist der Software-Entwickler Codecentric, der momentan einen neuen Firmensitz nahe des Hauptbahnhofes in Ohligs baut.

Strukturprägend sind, fasst Michael Wenge zusammen, die Schneidwarenhersteller Wüsthof-Dreizack und Zwilling, das Bekleidungsunternehmen Walbusch, der Standort des Süßwarenproduzenten Haribo und der Automobilzulieferer BIA. Solingen ist also nach wie vor ein produktionsorientierter Wirtschaftsstandort.

Arbeitnehmer und Arbeitgeber profitieren von der relativ guten Verkehrsanbindung mit der A 1, A 3 und A 46, die das Stadtgebiet umgeben, ebenso wie von der ICE-Anbindung des Hauptbahnhofs. Bei den weichen Standortfaktoren kann die Stadt mit einer intakten Schullandschaft mit mehreren Gesamtschulen punkten.

Seit dem vergangenen Jahr ist Solingen auch Universitätsstandort. Im Forum Produktdesign, dem früheren Hauptbahnhof in Solingen Mitte, befindet sich der "Lehrstuhl für Neue Fertigungstechnologien und Werkstoffe" der Bergischen Universität Wuppertal unter Leitung von Professor Sebastian Weber.

Seit Anfang 2015 befindet sich dort außerdem das neu gegründete Institut für Produkt-Innovationen der Universität Wuppertal, in dem die Fachdisziplinen Konstruktion, Industrial Design, Ergonomie, Innovationsmanagement sowie Werkstoff und Fertigungstechnik in einem Kompetenzzentrum zusammenwirken sollen.

(RP)
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