Stadion Wald in Solingen Investitionen zum 90. Geburtstag

Solingen · Im Sommer bekommt die Jahnkampfbahn eine neue Weitsprunganlage und eine "Turnbar". Zudem ist eine Verlängerung des Tribünendaches vorgesehen.

Das Walder Stadion ist eines der ältesten in der gesamten Region. Und in diesem Jahr kann die Jahnkampfbahn einmal mehr einen runden Geburtstag feiern. Fast auf den Tag genau vor 90 Jahren, zu Pfingsten 1928, wurde das Stadion in der damals noch selbstständigen Stadt Wald mit einem umfangereichen Programm eröffnet. Vor 8000 Besuchern gastierten unter anderem die Fußballer des damaligen süddeutschen Spitzenclubs VfR Mannheim im Bergischen, die am 27. Mai 1928 gegen eine Walder Stadtauswahl am Ende mit einem 4:2 die Oberhand behielten.

So viele Zuschauer wie einst passen inzwischen zwar nicht mehr in das Stadion. Dennoch ist die unter Denkmalschutz stehende Arena mit ihren knapp 5000 Plätzen nach wie vor eines der Aushängeschilder in der Sportstadt Solingen - und soll dies auch bleiben. Darum bekommt die Sportstätte in Wald, die mit ihrem geschwungenen Oval, der 400-Meter-Bahn sowie den Zuschauerrängen an den zwei Langseiten beinahe so etwas darstellt wie den Prototyp eines Stadionbaus in den 1920er Jahren, noch in diesem Jahr eine neue Weitsprunganlage mit drei Tartan-Anlaufbahnen und einen modernen Außen-Fitnessbereich in Form einer sogenannten "Turnbar".

Der Spatenstich zu den Arbeiten in der gegenüber dem Eingang gelegenen Denkmal-Kurve wird am 17. Juni erfolgen. Zuvor waren die Pläne für die 100.000-Euro-Investition des Förderkreises Jahnkampfbahn Wald in dieser Woche erstmals Vertretern aus der Solinger Politik vorgestellt worden. Die Neuerungen werden zu 40 Prozent von der Stadt-Sparkasse Solingen und zu 60 Prozent aus Mitteln des Fördervereins gestemmt.

Dabei soll diese Maßnahme nicht die einzige Neuerung in dem historischen Stadion bleiben. Denn wie der Vorsitzende des Förderkreises Jahnkampfbahn, Guido Rohn, jetzt auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte, existieren darüber hinaus Pläne, die Überdachung der Haupttribüne an beiden Seiten um jeweils etwas weniger als 20 Meter zu verlängern.

"Das haben wir uns mittelfristig vorgenommen", sagte Rohn, der sich gemeinsam mit seinen Mitstreitern im Förderkreis seit über zwei Jahrzehnten für den Erhalt der Sportanlage stark macht. Dabei geht es den Verantwortlichen darum, zum einen die alten Zuschauerränge, die augenblicklich noch Wind und Wetter ausgesetzt sind, möglichst schon ab 2019 witterungsfest zu machen. Und zum anderem soll mit dem längeren Dach der Komfort für die Gäste von Veranstaltungen im Stadion - bei gleichzeitiger geringfügiger Reduzierung der Zuschauerkapazität - merklich erhöht werden.

Tatsächlich ist die Walder Arena nämlich längst zu einem der zentralen Schauplätze des Solinger Sports, aber auch für andere Veranstaltungen geworden. Ob American Football, Rugby, Sportfeste oder individuelle Körperertüchtigung: Seitdem der Förderkreis Jahnkampfbahn in den 90er Jahren begonnen hatte, sich um das Stadion zu kümmern, war es stets das Bestreben gewesen, die einmalige Anlage so vielen Nutzern wie eben denkbar zur Verfügung zu stellen, ohne in diesem Zusammenhang die Belange der Stadion-Nachbarn sowie neue Trends der Freizeitgestaltung links liegenzulassen.

Was nun einmal mehr deutlich wird bei dem Bau der Weitsprunganlage sowie der "Turnbar". Bis zum Spätsommer sollen in der Ostkurve des Stadions zwei moderne Sportstätten errichtet werden, die Jedermann offenstehen. Gerade der Fitnessparcours ist da als zusätzliches Angebot das beste Beispiel. Auf einer Fläche von ungefähr 80 Quadratmetern werden im Kurvenbereich diverse Sportgeräte aufgestellt, die an die hauptsächlich in den 70er Jahren beliebten Trimm-dich-Pfade anknüpfen - nur dass fortan sämtliche Übungen auf einem engen Raum komprimiert umsetzbar sind.

Indes ist das Stadion nicht allein ein Ort des Breitensports. Speziell mit Blick auf den im nächsten Monat anstehenden Abriss der zweiten Solinger Arena, des alten Union-Stadions am Hermann-Löns-Weg, bleibt die Jahnkampfbahn, die früher Schauplatz großer Feldhandballspiele war, ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt.

Wohl genügt das Stadion eingedenk der immer schärferen Bedingungen bei der Durchführung von Großveranstaltungen nicht mehr jenen Anforderungen, die beispielsweise in Bezug auf höherklassigen Fußball erfüllt werden müssen. So verfügt die Jahnkampfbahn lediglich über einen Haupteingang, was wiederum eine Trennung unterschiedlicher Fangruppen ausschließt. Und überdies müsste die Rasenfläche mit ihrem Gefälle von 1,35 Meter neu angelegt werden - so dass enorme Zusatzkosten die Folge wären.

Gleichwohl ist die Anlage durchaus gewappnet, sollte der Solinger Fußball irgendwann wieder in höheren Gefilden auftauchen. "Spiele bis zur Oberliga sind möglich", unterstrich jetzt noch einmal Horst Schulten, Leiter des Stadtdienstes Sport und Freizeit. Parallel wies Schulten darauf hin, dass auch das alte Union-Stadion bereits länger nicht mehr für Spitzenfußball geeignet gewesen sei.

Allerdings erscheint eine Rückkehr des Fußballs in der Klingenstadt in den semiprofessionellen oder gar professionellen Bereich ab der Regionalliga momentan ohnehin kaum realistisch, so dass die Jahnkampfbahn bis auf Weiteres das bleiben wird, was sie nunmehr seit neun Jahrzehnten für Solingen ist: ein geschichtsträchtiges sportarchitektonisches Juwel für Jedermann.

(or)
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