Falk Dornseifer zum Zöppkesmarkt in Solingen „Viel gefüllter und harmonischer“

Interview | Solingen · Der Vorsitzende des Brauchtums-Vereins spricht über den Zöppkesmarkt und seinen Rückzug. Er findet es gut, dass der Schwerpunkt weiter auf Trödel und weniger auf Party liegt.

 Falk Dornseifer mit einem alten Werbeschild der Brauerei-Beckmann, das er vor einigen Jahren auf dem Zöppkesmarkt gekauft hat.

Falk Dornseifer mit einem alten Werbeschild der Brauerei-Beckmann, das er vor einigen Jahren auf dem Zöppkesmarkt gekauft hat.

Foto: Melchior

„Wir sind glücklich, dass wir den Zöppi gut gewuppt haben“, haben Sie nach dem Markt gesagt. Aber auch, dass Sie sich zurückziehen.

Falk Dornseifer Ich habe früher gegen Profi-Schausteller als Ausrichter des Zöppkesmarktes gewettert. Deshalb wurde ja auch der Verein zur Förderung des traditionellen Solinger Brauchtums gegründet, der sich 2013 bei der Vergabe durchsetzte – und der bei den letzten beiden Ausschreibungen jeweils der einzige Bewerber war. Mittlerweile habe ich eine andere Meinung über die Profis: Es ist schon eine gewaltige Aufgabe. Nach zehn Jahren bin ich der Sache körperlich und mental nicht mehr gewachsen.

Das heißt, Sie ziehen sich ganz zurück?

Dornseifer Was die Planung angeht, ziehe ich mich zurück. Wir haben aber eine gute Truppe und sind dabei, das Ganze umzustricken. Es gibt beispielsweise Gespräche mit zwei Vereinen. Am Zöppkesmarkt-Wochenende werde ich natürlich weiter zur Verfügung stehen.

Hat auch die ständig zunehmende Reglementierung an Ihren Nerven gezerrt? Beim ersten Zöppkesmarkt 1969 war es noch möglich, dass die Honoratioren mit einer Art Gabelstapler aufs Kaufhof-Vordach gehievt wurden.

Dornseifer Wie wichtig beispielsweise ein Sicherheitskonzept ist, haben dieses Jahr die vermeintliche Explosion am Kirchplatz und ein kleinerer Zimmerbrand gezeigt. Da hatte man zunächst schon ein mulmiges Gefühl, als zwei komplette Wachen ausgerückt sind. Das war wirklich top. Andererseits müssen wir uns inzwischen an 15 Seiten mit Auflagen halten; die Sicherheitsbegehung vor der Markteröffnung hat zweieinhalb Stunden gedauert.

Als Laie hat man das Gefühl, dass alles und jedes geregelt ist.

Dornseifer Als Kind hatte ich immer einen eigenen Stand auf dem Zöppkesmarkt. Und auf dem damals noch nicht bebauten Mühlenplatz war ich gerne am Stand des Landhauses Wupperhof, wo es Folienkartoffeln mit Kräuterquark gab. Damals war es viel familiärer, viele Hygienevorschriften gab es nicht. Heute ist es anders: Eine Schule wollte selbst gemachte Kuchen verkaufen. Mit Blick auf den Vorgang im Botanischen Garten habe ich zu einem Trödelstand geraten. Um nicht missverstanden zu werden: Ich finde die Auflagen alle richtig. Sie werden teilweise aber sehr stark ausgelegt.

Müsste es da nicht eine Handreichung für Zöppkesmarkt-Teilnehmer geben?

Dornseifer Ich würde mir ein Veranstaltungsbuch in pdf-Form auf den Internetseiten der Stadt wünschen.

Das war der Zöppkesmarkt 2023 in Solingen​
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So schön ist der Zöppkesmarkt 2023 in Solingen

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Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Wo wir beim Wünschen sind: Wie kann „Zöppi“ an alte Glanzzeiten anknüpfen?

Dornseifer Ein Problem ist sicher die untere Hauptstraße. Nur zwei Trödler wollten dort stehen. Die Innenstadt ist eh schwierig, aber ab dem „Stein“ wird es noch schwieriger. Das ist ein Problem, das wir gemeinsam mit der Stadtgesellschaft angehen werden.

Also auch mit der Stadtverwaltung.

Dornseifer Ich habe übermorgen einen Termin mit Ordnungsdezernent Jan Welzel. Ich möchte das Thema Straßensatzung noch einmal angehen. Gewisse Sachen müssen geregelt werden, um bei mitgebrachten Getränken und anderen Problemen handeln zu können. Die CDU wird das auch im Zentralen Betriebsausschuss zum Thema machen. Unter anderem muss das Müllproblem ein für alle Male gelöst werden. Es muss einen runden Tisch geben.

Solingen: Gute Stimmung auf dem Zöppkesmarkt
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Gute Stimmung auf dem Zöppkesmarkt

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Foto: RP/Alexandra Rüttgen

Von anderen Problemen erfährt man durch eine Anzeige in der Zeitung: Der Betreiber eines Bierstands informierte darüber, dass er dieses Jahr nicht zum Zug gekommen ist.

Dornseifer Der Standbetreiber hat sich im Vorjahr nicht an Auflagen gehalten. An allen Bierständen sollten einheitliche 0,3-Liter-Mehrwegbecher verwendet und einheitliche Preise gefordert werden. Die Becher wurden von dem Standbetreiber auch bestellt, aber nicht abgeholt. Er hat stattdessen 0,25-Liter-Gläser benutzt und einen vermeintlich günstigeren Preis angesetzt. Wir hatten eine Sperre für zwei Jahre beschlossen; jetzt werde ich den Stand komplett sperren. Ich sehe die Bierstand-Betreiber als eine große Familie.

Kann die Familie noch wachsen?

Dornseifer Zusätzliche Bierstände an unattraktiven Plätzen würden sich nicht rechnen. Mehr verträgt der Zöppkesmarkt auch nicht. Er soll ein Trödelmarkt bleiben und nicht zum Dürpelfest werden.

Was von den Gastronomen sicher begrüßt würde.

Dornseifer Gerade für die Gastronomie ist es nicht schön, wenn sie für die Feuerwehrbewegungszonen Flächen freiräumen müssen. Am Alter Markt konnten wir die meisten Gastronomen aber ins Boot holen; jeder konnte mich ansprechen. Was mir dagegen nicht gefallen hat: Dass ein Gastronom an der Mummstraße eine Art Gegen-Zöppkesmarkt veranstaltet hat.

Nach dem Zöppkesmarkt ist vor dem Zöppkesmarkt. Gibt es schon Interessenten für 2024?

Dornseifer Wir haben beim diesjährigen Markt Handzettel verteilt und haben schon locker 70 Anmeldungen in der Schublade. Zum Vergleich: Dieses Jahr hatten wir 170 bis 180 „normale“ Stände; beim Kinderzöppkesmarkt gab es knapp 400.

Hat „Zöppi“ damit eine Größe, mit der Sie zufrieden sind? Langjährige Besucher erinnern sich an Stände auf der Goerdelerstraße und Flächen für Kinder in den Maltesergründen.

Dornseifer Die Goerdelerstraße zu sperren hat eher zu Chaos geführt. Eine Größe wie damals werden wir ohnehin nicht mehr hinkriegen. Wir haben dieses Jahr zudem bewusst den Neumarkt herausgenommen – auch, damit der Wochenmarkt nicht noch einmal ausfällt. Das war goldrichtig: Die Menschen, die vor einer Bühne auf dem Neumarkt stehen, fehlen auf dem Zöppkesmarkt.

Aber macht den Zöppkesmarkt nicht gerade die Mischung aus Stöbern und Feiern aus?

Dornseifer Ein bestimmtes Klientel will nur feiern und interessiert sich nicht für den klassischen Trödelmarkt. Ich glaube, dass der etwas kleinere Zöppkesmarkt viel gefüllter, gemütlicher und harmonischer war. Er war aber auch ein Ausdruck der heutigen Zeit, in der es in Solingen gefühlt fast jede Woche irgendwo einen Trödelmarkt gibt und wir uns gleichzeitig immer mehr zu einer Wegwerfgesellschaft entwickeln.

Der Verein zur Förderung des traditionellen Brauchtums ist noch bis 2027 Ausrichter des Zöppkesmarkts. Was steht im Verein als Nächstes an?

Dornseifer Zum einen werden wir die rund 5000 Euro Verlust, die wir dieses Jahr gemacht haben, durch Rücklagen ausgleichen. Zum anderen wird unsere Internetseite komplett neu aufgestellt, weil wir nach dem Tod unseres Schriftführers keinen Zugriff mehr auf die alte haben. Und natürlich gilt weiter: Wir machen mehr als Zöppkesmarkt.

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