Kinderbetreuung in Solingen In Kitas zeigt der Staat den Bürgern Unzuverlässigkeit

Meinung | Solingen · Was sind schon Beiträge für einen Kita-Platz, die bei 25 Euro anfangen? Eine ganze Menge, wenn man nicht viel hat und die Gegenleistung ausbleibt.

Spätestens ab dem vollendeten ersten Lebensjahr gibt es für jedes Kind in Deutschland Anspruch auf einen Betreuungsplatz.

Spätestens ab dem vollendeten ersten Lebensjahr gibt es für jedes Kind in Deutschland Anspruch auf einen Betreuungsplatz.

Foto: dpa-tmn/Uli Deck

Für Personen, die es gewohnt sind, tagtäglich mit Millionen- und Milliardenbeträgen zu hantieren, und die selbst – wie viele Bundes- und Landespolitiker – über ein Jahressalär von locker über hunderttausend Euro und bisweilen noch über weit mehr verfügen, mag eine Summe in Höhe von 25 Euro nicht weiter ins Gewicht fallen. Soviel muss jemand monatlich in Solingen bezahlen, der über ein Jahreseinkommen zwischen 12.500 und 25.000 Euro brutto verfügt und der sein Kind unter drei Jahren in der Woche für 15 Stunden in einer städtischen Kindertagesstätte betreuen lassen will.

Wobei die Sätze mit zunehmender Betreuungsstundenzahl sowie Einkommen schnell steigen. So sind für 45 Stunden in der untersten Einkommensklasse schon 68 Euro Monatsrate fällig. Und in der höchsten Einkommensgruppe, die bei Familien mit Kitakindern in Solingen bei 71.000 Euro brutto im Jahr anfängt, summieren sich die Beiträge für unter Dreijährige flugs auf dreistellige Euro-Beträge von bis zu 360 Euro monatlich.

Noch mal: Wer größere Summen gewohnt ist, mag das alles für hinnehmbar halten. Aber das ist es keineswegs – zumindest dann nicht, wenn es mit der Gegenleistung nicht klappt, wie dies durch die augenblicklichen Einschränkungen in Solinger Kitas der Fall ist. Denn hier tritt der selbe Staat, der sonst für alles Mögliche Geld hat und noch dazu unablässig die Vereinbarkeit von Job und Familie thematisiert, in Form der Stadt ganz direkt ins Leben der Bürger und zeigt, dass man sich besser nicht auf ihn verlässt.

Klar, an einem Fachkräftemangel in Kitas lässt sich nicht im Handumdrehen etwas verändern. Doch so neu ist das Problem nun auch wieder nicht. Und dazu kommt, dass Bund und Land die nachgeordnete staatliche Ebene – also die Kommunen – und die Bürger vor Ort schon lange vor vollendete Tatsachen stellen, wenn es etwa um Kitas, Schulen, Bildung allgemein, die Zuweisung, Unterbringung und Integration von Flüchtlingen, Soziales sowie die nicht ausreichende finanzielle Kompensation für all dies geht.

Das führt zu einer Politikverdrossenheit, die mittlerweile bei vielen Bürgern spürbar ist und die zu einer Staatsverdrossenheit werden kann, wenn sich nichts ändert. Es ist schon oft angemahnt worden. Aber es ist wirklich höchste Zeit, dass Stadt, Lokalpolitik und vor allem die Vertreter Solingens im Bund und Land dies den dortigen Entscheidungsträgern klar machen.

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