Neu gegründete Stadtentwicklungsgesellschaft in Solingen Gläserne Werkstatt als Leuchtturmprojekt

Solingen · Die neue SEG soll im Solinger Stadtgebiet künftig brachliegende Flächen und Immobilien erschließen und auch Neubauprojekte anstoßen.

 Geschäftsfuehrer Carsten Zimmermann, Oberbürgermeister Tim Kurzbach und Stadtdirektor Hartmut Hoferichter (v. l.) stellten die Planungen vor.

Geschäftsfuehrer Carsten Zimmermann, Oberbürgermeister Tim Kurzbach und Stadtdirektor Hartmut Hoferichter (v. l.) stellten die Planungen vor.

Foto: Peter Meuter

Durch die mit weißen Hussen verkleideten Stehtische und die roten Strahler am Boden wirkte der karge Raum des leerstehenden Ladenlokals schon gleich ein bisschen feierlicher. Schließlich hatte die Verwaltungsspitze Bedeutendes zu verkünden: Die im Frühjahr aus der Taufe gehobene Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) geht nun offiziell an den Start.

Dazu hatte sich ihre Geschäftsführung gestern am Ort des ersten großen Projekts eingefunden: Dort, wo die Mitarbeiter von Appelrath-Cüpper einst Damenmode verkauften, soll im Laufe des kommenden Jahres eine „Gläserne Werkstatt“ entstehen, in der heimische Firmen ihre Produkte präsentieren, durch Mitmach-Aktionen erlebbar machen – und natürlich verkaufen.

 In das Gebäude, das früher Appelrath & Cüpper beherbergte, wird die Gläserne Werkstatt einziehen.

In das Gebäude, das früher Appelrath & Cüpper beherbergte, wird die Gläserne Werkstatt einziehen.

Foto: Peter Meuter

Dieses „Leuchtturmprojekt“, wie es die Verantwortlichen nennen, soll aber nur eine von zahlreichen Aktivitäten der neuen GmbH sein: „Wir wollen ein Player auf dem Markt werden“, betonte Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD). Was das bedeutet, führten Carsten Zimmermann, Abteilungsleiter für Strategische Planung im Büro des OB, und Stadtdirektor Hartmut Hoferichter aus: Die Beiden führen künftig die Geschäfte der SEG, deren Arbeit fünf Schwerpunkte umfasst: die Erschließung von Brachflächen, für die sich bislang kein Investor interessiert, die Entwicklung eigener Flächen und Immobilien, die Initiative zum Wohnungs-neubau auf städtischen Grundstücken, Erwerb und Vermarktung von „Problem-grundstücken“ und die Schaffung weiterer kommunaler Infrastruktur wie Kindergärten und Schulen.

Ein Beispiel für letzteres gibt es in Ohligs: An der Schwanenstraße plant die SEG eine viergruppige Kita, deren Eigentümer sie auch bleiben wird – in Kombination mit gefördertem Wohnungsbau. Noch in diesem Jahr werde die Stadt einen Architektenwettbewerb ausloben, berichtete Hoferichter. Aber auch die Stadtmitte, das langjährige Sorgenkind der Stadtplaner, steht im Fokus der SEG: Ihr erklärtes Ziel ist es, nichts weniger als den „größten Umbau der Innenstadt seit Jahrzehnten“ in die Hand zu nehmen. Sie soll große Vorhaben von Investoren wie zum Beispiel am Omega-Gelände begleiten, private Eigentümer bei der Umgestaltung ihrer Immobilien beraten und selbst einzelne Projekte umsetzen. Gesellschafter der SEG sind Stadt, Stadtwerke und Wirtschaftsförderung. Für einzelne Vorhaben könnten aber auch weitere Kommanditisten dazustoßen, sagt Hoferichter. Ein Fach- und ein Wirtschaftsbeirat haben sich auch bereits gebildet Beide sollen etwa zweimal pro Jahr tagen.

Bleibt die Frage: Wie kommt die SEG an Geld? „Durch Vermarktung, Mieteinnahmen und rein projektbezogene Förder-gelder“, sagt Kurzbach. Im Falle der „Gläsernen Werkstatt“ ist es das Förderprogramm „Regio.NRW – Innovation und Transfer“ aus EU- und Landesmitteln, das 90 Prozent der Mittel aufbringt. Die Förderung läuft bis Ende November 2022. 15 bis 16 Solinger Unternehmen sollen an der Hauptstraße mit ihrem Angebot präsent sein, allerdings nicht permanent, sondern im Wechsel mit anderen Herstellern.

Potentielle Aussteller haben bereits ihr Interesse hinterlegt, wie Carsten Zimmermann berichtet. Ein „bergisches Qualitätslabel für nachhaltig produzierte Waren“ ist in Arbeit. Damit im lange Zeit verwaisten Appelrath-Cüpper-Ladenlokal in absehbarer Zeit aber wieder das Leben pulsiert, ist noch viel Vorarbeit nötig: „Der Vermieter übernimmt bauwerks-bezogene Arbeiten wie Brandschutz, Sanitäranlagen und Elektrik“, erklärte Carsten Zimmermann. Daraufhin werde die SEG schließlich ein Innenraumkonzept ausschreiben.

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