Interview Hans Knopper „Der Abschied vom Theater fällt mir schwer“

Solingen · Der Leiter des Kulturmanagements, Hans Knopper, geht im Februar 2020 in den Ruhestand. Die Nachfolge ist bislang nicht geregelt.

 Hans Knopper, Leiter des Kulturmanagements der Stadt Solingen, geht im Februar 2020 in den Ruhestand.

Hans Knopper, Leiter des Kulturmanagements der Stadt Solingen, geht im Februar 2020 in den Ruhestand.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Die Kultursaison 2018/19 ist vorbei. Was waren für Sie die Meilensteine?

Knopper Ein Höhepunkt war für mich im Programm das Taschenopernfestival. Das Projekt ist in Salzburg entstanden und wird dort durch die Stadt und das Land gefördert. Seit Neuestem bemüht man sich, einen Fuß in die Kulturszene NRW zu bekommen. Die Salzburger haben uns als Partner ausgesucht, und wir erlebten nun zum zweiten Mal einen sehr kurzweiligen Abend. In Solingen hat sich mit dem Taschenopernfestival eine sehr schöne Zusammenarbeit auf hohem künstlerischen Niveau etabliert.

Welchen Betrag haben sie als Leiter des Kulturmanagements zur Verfügung, um den Solingern ein anspruchsvolles Kulturprogramm anzubieten?

Knopper Vor der Kürzung hatten wir zuletzt rund 1,3 Million Euro für Honorare, GEMA-Gebühren, Künstlersozialkasse, Catering und unter anderem Marketing zur Verfügung. Durch das Programm haben wir Einnahmen von 1,4 Millionen Euro generiert. Personal- und Gebäudekosten sind hier aber außen vor. Gleichwohl haben wir relativ erfolgreich mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln gearbeitet.

Wie viele Besucher haben Sie erreicht?

Knopper Unsere Prognose ist, dass wir bis zum Ende des Jahres etwa 158.000 Besucher in den über 650 großen und kleinen Veranstaltungen begrüßen konnten. Diese Zahl hat sich im Laufe der letzten Jahre kontinuierlich gesteigert. Dabei handelt es sich aber nicht nur um zahlende Besucher. Besucher der Autoschau hier im Theater und Konzerthaus brauchen beispielsweise keinen Eintritt zu zahlen. Dennoch tragen auch die dazu bei, dass unser Haus einem gewissen Verschleiß unterliegt. Die Stadt investiert dankenswerterweise regelmäßig in die Bausubstanz wie man am roten Teppichboden, dem Aufzug, den neuen Toiletten, den neuen Stühlen und aktuell an der neuen W-Lan-Verkabelung sehen kann. Das ist nicht selbstverständlich in Zeiten knapper Kassen.

Sie erwähnten bereits, dass auch der Kulturbereich einen Sparbeitrag leisten muss. Welche konkreten Auswirkungen hat das auf den nach den Sommerferien startenden Programm?

Knopper Für die Saison 2019/2020 wurde das Budget von einer Million Euro auf etwa 1.15 Millionen Euro gekürzt. Gleichwohl hat der Kämmerer die verständliche Hoffnung beziehungsweise Erwartung, dass die Einnahmen gleich hoch bei 1,4 Millionen Euro bleiben. Konkret haben wir aufgrund der Sparvorgabe die Zahl der Veranstaltungen reduzieren müssen. Drei Schauspiele und vier Kindertheater-Termine haben wir aus dem Programm nehmen müssen. Da wir, anders als vom Komiker Karl Valentin vorgeschlagen, keinen Theaterzwang haben, senkt das natürlich die Besucherzahlen, dadurch werden die Einnahmen geringer. Durch veränderte Marketing-Aktivitäten wollen wir aber versuchen, gegen zu steuern. Allerdings wurde uns auch das Marketing-Budget gekürzt.

Im Februar 2020 haben Sie die Altersgrenze erreicht. Mit dann 65 Jahren und sieben Monaten gehen Sie in Rente.Was waren für Sie die Höhepunkte in Ihrer langjährigen beruflichen Laufbahn?

Knopper Da gab es einige. Besonders gerne erinnere ich mich an das Trommel-Event Jetzt schlägt‘s 14:15 anlässlich der Eröffnung der Regionale 2006. Über Radio wurde damals ein Böllerschuss zum Auftakt übermittelt – in der ganzen Stadt erschallten daraufhin 120 Rhythmusinstrumente wie Trommeln, Schlagzeuge, Pauken. Eine Stunde später trafen sich alle im Südpark und trommelten gemeinsam. Da hatten alle den akustische Beweis dafür, dass es in Solingen unwahrscheinlich viele aktive Kulturbegeisterte gibt. Die sind bis heute die Basis für die lebendige freie Kulturszene, die Solingen hat.

Woran machen Sie die fest?

Knopper Neben den Trommlern gibt es beispielsweise sehr viel aktive Schauspielinteressierte wie der Theatergesellschaft Wohlgemuth, dem Ensemble Profan, dem Spinatheater oder auch den Machern der Walder Theatertage, um nur ein paar zu nennen. Das sind Partner, mit denen wir gemeinsam Projekte stemmen können. Hinzu kommt eine tolle vielfältige Musikszene. Erwähnen bei den Höhepunkten möchte ich aber auch die Rolle des Publikums.Das Publikun ist, einmal begeistert, toll: aufmerksam, zugewandt und begeisterungsfähig.

Welchen Einfluss haben Sie mit Blick auf den Ruhestand noch auf das bald beginnende neue Programm genommen?

Knopper Wir haben uns wie immer mit der Programmplanerin zusammengesetzt und ein neues Programm auf die Beine gestellt. Hier haben wir natürlich auch auf zurückliegende Veranstaltungen geschaut und reflektiert, ob die gezündet haben oder aber nicht. Die neuen attraktiveren Programm-Broschüren sind gedruckt und verschickt worden. Wir haben an der Theaterkasse bereits viel Nachfrage verbuchen können. Auch die Kulturnacht wird wieder mit im Programm sein, obwohl die uns Geld kostet und sich für uns nicht rechnet. Aber die Kulturnacht verschafft der Stadt ein kulturelles Image. Das ist wichtig im Wettbewerb der Städte um kluge Köpfe, von daher versuchen wir, hierfür neue Sponsoren zu bekommen.

Hat die Eigeninszenierung in Kooperation mit der Musikhochschule Köln eine Zukunft über die Spielzeit 2019/2020 hinaus?

Knopper Ich wünsche dem Publikum das sehr. Die Eigeninszenierung, von der es früher pro Spielzeit sogar drei gab, ist für das gesamte Haus eine wichtige Veranstaltung, bei der man erleben kann, welche phantastischen Möglichkeiten ein komplett ausgestattetes Theater bietet. Und man erlebt, dass im Haus und damit in der Stadt ein großer künstlerischer Schaffensprozess stattfindet. So etwas gehört zu einer Stadt in der Größenordnung von Solingen.

Wenn Sie im Februar 2020 in den Ruhestand treten – ist Ihre Nachfolge für die Position Leiter/in Kulturmanagement geregelt?

Knopper Nicht das ich wüsste, allerdings wird aber an einer Nachfolgeregelung gearbeitet. Der Abschied vom Theater fällt mir aber schwer.

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