Creditreform in Solingen Gut qualifizierte Borbet-Beschäftigte gefragt

Solingen · Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform Solingen untersuchte die Zahl der neu gegründeten Firmen und Insolvenzen – wie bei Borbet, dem Hersteller von Leichtmetallrädern.

Gegen den Verlust ihrer Arbeitsplätze protestieren viele Borbet-Beschäftigte auch vor dem Werkstor.

Gegen den Verlust ihrer Arbeitsplätze protestieren viele Borbet-Beschäftigte auch vor dem Werkstor.

Foto: Peter Meuter

Der Hersteller von Leichtmetallrädern hatte bereits seit geraumer Zeit wirtschaftliche Probleme. Gestiegene Rohstoffpreise und Absatzrückgänge in der Automobilindustrie sowie die hohen Produktionskosten im Vergleich zu anderen Standorten wurden angeführt. Ende 2021 hatte Borbet Solingen deshalb ein Schutzschirmverfahren beantragt, im März 2022 war das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet worden. Und zum 31. Dezember 2022 schloss die Muttergesellschaft schließlich das Solinger Werk – rund 640 Beschäftigte sind davon betroffen.

Nach der Werksschließung halten die Proteste der Mitarbeiter weiter an. Klagen vor dem Arbeitsgericht, Demonstrationen vor dem Werkstor an der Weyerstraße sowie in der Innenstadt, aber auch am Borbet-Standort Medebach im Hochsauerland waren und sind zu verzeichnen. Viele Beschäftigte wollen sich mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes nicht abfinden.

Eingegangen in die Statistik sind die Arbeitsplatzverluste von Borbet bereits in die Statistik der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Das Unternehmen von der Kuller Straße untersuchte die Zahl der Insolvenzen und Unternehmens-Neugründungen für das Jahr 2022 in der Region der Großstädte Solingen, Remscheid und Leverkusen. „Insgesamt haben wir 2022 in der Region 162 Insolvenzen verzeichnet – gegenüber 170 im Jahr zuvor“, sagt Creditreform-Geschäftsführer Ole Kirschner. Auf Solingen würden davon 35 entfallen, auf Remscheid 21 und auf Leverkusen 31. Aber auch in Nachbarstädten wie Haan (15 Insolvenzen), Radevormwald (10), Langenfeld (18), oder Hückeswagen (2) sind Insolvenzen zu beobachten gewesen. Mit lediglich zwei unternehmerischen Insolvenzverfahren wird die Stadt Wermelskirchen für das Jahr 2022 gelistet.

Die Borbet-Insolvenz und die damit verbundene Schließung des Räderherstellers ist aber von erheblicher Bedeutung. Ole Kirschner sieht aber auch einen positiven Effekt: „Gut qualifizierte Beschäftigte von Borbet werden von anderen Unternehmen beziehungsweise Personalabteilungen bereits gezielt angesprochen und neue Stellen angeboten.“ „Das nehmen wir auch so wahr“, sagt der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung und Solingen.Business, Frank Balkenhol. Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf das Stellenportal der Stadt Solingen. Insgesamt geht der Creditreform-Geschäftsführer davon aus, dass durch die Insolvenzen in der Region der drei bergischen Großstädte rund 1100 Arbeitsplätze bedroht sind – ein Großteil eben bei Borbet.

Während im Bundesgebiet die Zahl der Firmenzusammenbrüche nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei erstmals seit Jahren in 2022 wieder um vier Prozent auf 14.700 Fälle (Vorjahr 14.130) zugenommen hat, verzeichnete Creditreform in Solingen, Remscheid und Leverkusen einen leichten Rückgang. Gleichwohl rechnet Creditreform mit Insolvenzschäden in Höhe von rund 100 Millionen Euro in der Region. Untersucht wurde von der Wirtschaftsauskunftei neben den Insolvenzen auch die Entwicklung neu gegründeter Firmen. Hier wurden im Untersuchungsgebiet rund 8000 Neugründungen registriert. „Fast drei Viertel davon entfallen auf den Dienstleistungsbereich“, sagt Ole Kirschner. Auf der anderen Seite gab es etwa 6000 Löschungen beziehungsweise Gewerbe-Abmeldungen.

In allen Städten der untersuchten Region überwiegt die Zahl der neuen Firmen im Vergleich zu den Löschungen. Solingen weist hier einen positiven Saldo von 60 auf, Remscheid von sogar 160. Leverkusen ist absoluter Spitzenreiter mit 910 Neuexistenzen. „Wir verzeichnen seit 2018 wieder ein Plus bei den Gründungsaktivitäten“, sagt der Geschäftsführer der Creditreform, „die sehr positiven Gründungsaktivitäten machen Hoffnung auf eine nachhaltig positive Entwicklung der lokalen Wirtschaft“. Dennoch sieht Ole Kirschner wegen Rohstoffmangels, stark gestiegenen Bezugspreisen und Fachkräftemangel weiter „schwierige Rahmenbedingungen“ für die Wirtschaft.

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