Solinger Schneidwaren Geschäftslage deutlich im Minus

Solingen · Industrieverband Schneid- und Haushaltswaren befragte Unternehmen zu den Auswirkungen der Corona-Krise.

 Auf der Frankfurter Messe Ambiente im Februar präsentierten die Unternehmen etliche Produktneuheiten. Das Wüsthof Dreizackwerk stellte unter anderem einen neuen Messerblock aus Thermobuchenholz vor.

Auf der Frankfurter Messe Ambiente im Februar präsentierten die Unternehmen etliche Produktneuheiten. Das Wüsthof Dreizackwerk stellte unter anderem einen neuen Messerblock aus Thermobuchenholz vor.

Foto: dpa-tmn/Wüsthof

Die Ambiente ist die wichtigste Messe für die klingenstädtischen Schneidwaren-Unternehmen, und die Konsumgütermesse im Februar in der Frankfurter Main-Metropole war auch eine der letzten wirtschaftlichen Großveranstaltungen, die im Verlaufe dieses Jahres noch über die Bühne gingen. Danach hatte das Coronavirus alles im Griff, wenngleich bereits auf der Ambiente der Schatten der Corona-Krise zu sehen war.

Waren die Unternehmen der Schneidwaren- und Besteckindustrie trotz zurückgegangener Messebesucher (109.000 Fachbesucher, minus 20 Prozent) dennoch zufrieden mit dem Verlauf der Messe, so zeichnet sich rund zwei Monate später ein düsteres Bild in der Branche ab, die in den vergangenen Jahren nur Zuwachsraten kannte.

Nach einer Umfrage des Industrieverbandes Schneid- und Haushaltswaren (IVSH) zu den Auswirkungen des Coronavirus befürchten die befragten knapp 40 Unternehmen, „dass die Nachfrage noch längere Zeit schwach bleiben könnte, während die Kosten wieder auf das Vorkrisenniveau zurückkehren“.

IVSH-Geschäftsführer Jens-Heinrich Beckmann sieht in den Antworten der Unternehmen aber auch Befürchtungen über „dauerhafte, wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen“, insbesondere durch ein verändertes Kaufverhalten für den stationären Handel und damit einhergehend auch für das Erscheinungsbild der Zentren von Städten und Gemeinden.

Befragt wurden die Unternehmen unter anderem danach, mit welcher Gesamtumsatzentwicklung sie als Folge der Corona-Pandemie für das Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 rechnen, wenn nach Ostern, ab Juni oder aber ab August die Wirtschaft wieder hochgefahren wird. Durchschnittlich 16,5 Prozent, 25 Prozent und für August gar 40 Prozent wurden als Minus angegeben. bei der Entwicklung ihrer Auslandsumsätze gelten je nach Szenario ähnlich hohe Minusraten.

95 Prozent der befragten Unternehmen geben allgemein an, dass sich die Geschäftslage verschlechtert hat und eine deutlich geringere Nachfrage nach den Schneidwarenprodukten zu verzeichnen ist. Aufträge seien von Kunden storniert worden, erklären 68 Prozent. Kurzarbeit ist bei neun von zehn Betrieben ein Thema, jedes vierte Unternehmen hat logistische Probleme.

Wer kann, der steuert dagegen, um seine Produkte made in Solingen weiter den Kunden anzubieten. Das Wüsthof Dreizackwerk hat beispielsweise am gestrigen Dienstag seinen Store an der Kronprinzenstraße wieder geöffnet. Die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Kunden und des Personals seien getroffen worden. Montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr kann im erst im vergangenen August eröffneten Geschäft eingekauft werden.

Die potenziellen Kunden zu Hause abholen will das Unternehmen zudem mit der „Wüsthof Cutting Academy“. Im digitalen Live-Format gibt es täglich von 17 bis 17.30 online Informationen zu den Dreizack-Schneidwaren. Das Format, teilt das Unternehmen mit, findet der Food-Fan auf YouTube, Facebook und der Wüsthof webpage (https://www.wuesthof.com/de-de/cutting-academy-live/).

Längst aber nicht alle Firmen der Schneidwaren- und Besteckbranche sind zu derlei Angeboten aber in der Lage. Alle zusammen halten aber perspektivisch Maßnahmen für erforderlich, um nach der Krise den Standort Deutschland wieder zu stärken und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.

„Sehr relevant“ (27 Prozent) beziehungsweise „relevant“ (38 Prozent) und „bedingt relevant“ (22 Prozent) wird hier ein Schutzschirm über deutsche Unternehmen gegen ausländische Übernahmen als Maßnahme genannt. Global gleiche und faire Wettbewerbsbedingungen wünschen sich 43, 35 beziehungsweise 16 Prozent in den drei Kategorien von „sehr relevant“ bis „relevant“.

Das es in Sachen Digitalisierung noch Nachholbedarf in den Unternehmen gibt, ist ebenfalls aus der IVSH-Umfrage ersichtlich. Die digitale Umschulung von Arbeitskräften halten jedenfalls 16 Prozent der Befragten für „sehr relevant, jeweils 32 Prozent bewerten dies mit „relevant“ und „bedingt relevant“.

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