Ansichtssache Werbung für die betriebliche Ausbildung

Der Ausbildungsmarkt in der Klingenstadt ist im Ungleichgewicht. Angebot und Nachfrage passen nicht zusammen. Massiver Fachkräftemangel droht.

Solingen: Fast jeder Dritte bricht Studium ab.
Foto: Ralph Goldmann

Schulabgängern den Weg für eine betriebliche Ausbildung bereiten – Kreishandwerkerschaft, Industrie- und Handelskammer sowie die Agentur für Arbeit und andere am Ausbildungsgeschehen beteiligte Institution haben in Solingen sowie allgemein im Bergischen mit etlichen Veranstaltungen nichts unversucht gelassen, Jugendliche und Betriebe zusammenzubringen. Gleichwohl ist es am Ende des Ausbildungsstellenjahres 2017/18 nicht gelungen, Angebot und Nachfrage rein rechnerisch unter einen Hut zu bringen.

Und immer noch besteht bei den Schulabgängern eine große Diskrepanz zu den vielfältigen Ausbildungsberufen. Bei den jungen Männern ist nach wie vor der Kfz-Mechatroniker Ausbildungswunsch Nummer 1, bei den Bewerberinnen ist es die medizinische Fachangestellte. Kaufmännische Berufe gehen immer wieder, anspruchsvolle Ausbildungen wie beispielsweise Elektroniker dagegen haben zu wenig Nachfrage. Hier gucken die Unternehmen, die Nachwuchskräfte in diesem Bereich suchen, zumeist in die Röhre. Zumal potenzielle Bewerber ein Ingenieurstudium vorziehen.

Doch das berufliche „Glück“ liegt längst nicht bei allen Abiturienten in einem Studium. Bei fast einem Drittel reift nämlich in den ersten drei Semestern an einer Universität die Erkenntnis, dass die Hochschulausbildung doch nicht die Erfüllung bringt. Sie brechen das Studium ab – und kommen auf den Ausbildungsmarkt zurück. Hier sind sie gern gesehene Bewerber.

Aber sie laufen den Firmen nicht unbedingt hinterher. Große, namhafte Unternehmen haben hier gegenüber durchaus guten Ausbildungsadressen in kleinen und mittleren Firmen im Bergischen allerdings einen Vorteil. Wer sich als Unternehmen nicht ins Schaufenster der Bewerber stellt, der  hat das Nachsehen. Und das kann sich in naher Zukunft bitter auswirken.

Denn allein in der Solinger Metallindustrie werden in den kommenden zehn Jahre über 400 Fachkräfte die Altersgrenze erreichen und in den Ruhestand gehen. Demgegenüber, hat die Agentur für Arbeit ermittelt, begannen 2017 gerade einmal 21 künftige Fachkräfte eine entsprechende Ausbildung und für dieses Jahr zeichnet sich ein ähnlich niedriges Ergebnis ab. Bleibt es dabei, verstärkt sich der ohnehin schon spürbare Fachkräftebedarf von Jahr zu Jahr. Nicht nur in der Metallindustrie, sondern in allen Branchen.

 In Solingen ist es am Ende des Ausbildungsstellenjahres 2017/18 nicht gelungen, Angebot und Nachfrage rein rechnerisch unter einen Hut zu bringen.

In Solingen ist es am Ende des Ausbildungsstellenjahres 2017/18 nicht gelungen, Angebot und Nachfrage rein rechnerisch unter einen Hut zu bringen.

Foto: Ralph Goldmann

Für die betriebliche Ausbildung weiter bei den Jugendlichen und Schulabgängern werben – für Kreishandwerkerschaft, IHK und Agentur für Arbeit ist das alternativlos. Allerdings sollten sich auch die Jugendlichen bewegen, in dem sie sich breit über das vielfältige Ausbildungsangebot informieren, Beratungsangebote wahrnehmen und nicht nur am vermeintlichen Wunschberuf festhalten. Solingen hat hier einiges gegenüber den Nachbarstädten aufzuholen.

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