Gesenkschmiede „Es war immer ein Miteinander“

Höhscheid · Norbert Grobosch hat gut drei Jahrzehnte lang die Gesenkschmiede Hartkopf an der Bismarckstraße geführt – eine Zeit voller Höhen und Tiefen.

 Zur Erinnerung an gut drei Jahrzehnte: Der langjährige Geschäftsführer Norbert Grobosch (l.) erhielt „Souvenirs“ von seinem Nachfolger Thilo Möller.

Zur Erinnerung an gut drei Jahrzehnte: Der langjährige Geschäftsführer Norbert Grobosch (l.) erhielt „Souvenirs“ von seinem Nachfolger Thilo Möller.

Foto: Fred Lothar Melchior

Es ist nur eine Floskel: Norbert Grobosch gehe nach knapp 34 Jahren „in den wohlverdienten Ruhestand“, heißt es in der Pressemitteilung der Hartkopf-Gruppe. Wie viel der 65-Jährige seit 1988 bei der Gesenkschmiede bewirkt hat und wie viel Respekt er sich dabei verdient hat, zeigte sich schon eher bei seiner Verabschiedung am vergangenen Freitag – auch wenn manchem seiner Weggefährten zum Schluss die Worte fehlten.

Grobosch, der bei Gebr. Hartkopf als Assistent begonnen hatte, wurde Anfang 1990 zum Geschäftsführer der GH Geschäftsführungs- und Beteiligungs GmbH bestellt. Dass die Gesenkschmiede im Oktober das 150-jährige Bestehen feiern kann, während andere aufgeben mussten, liegt für Grobosch an den kompetenten Mitarbeitern und an der erfolgreich verlaufenen Suche nach neuen Kunden. Als er bei Hartkopf einstieg, lag der Umsatzanteil mit Handwerkzeugen noch bei etwa 85 Prozent. Heute sind es etwa 50 Prozent.

„Wir haben uns bei den Kunden einen sehr guten Ruf aufgebaut“, unterstreicht der scheidende Geschäftsführer. Dazu trägt auch die sogenannte „Mehrfachlage“ bei, wenn auf einen Schlag mehrere Teile gleichzeitig geschmiedet werden. „Einmal arbeiten, mehrfacher Nutzen“, sagt Grobosch. „Wir waren die Ersten, die zwei Scherenbecken auf einmal produziert haben.“ Heute werden beispielsweise acht Zangenteile, 16 Teile für die Verbindungsindustrie oder bis zu 24 Teile für die Bauindustrie auf einmal fertig. „Da sind wir einzigartig.“

Trotzdem gab es in den vergangenen drei Jahrzehnten viele Aufs und Abs. 2008/2009 etwa mussten 40 Prozent der Belegschaft entlassen werden. Mit dem Betriebsrat, so Grobosch, habe es aber „immer ein Miteinander, kein Gegeneinander“ gegeben. Was das langjährige Betriebsratsmitglied Umut Isyer bestätigt: „Wir haben gut zusammengearbeitet, haben nie Probleme gehabt. Vor drei, vier Jahren haben wir beispielsweise fast jeden Samstag gearbeitet.“

An der Bismarckstraße zählt die Belegschaft 85 bis 90 Köpfe (Leiharbeiter eingeschlossen). Bei Julius Kirschner & Sohn an der Lüneschloßstraße, seit 1998 Teil der Gruppe, sind es 18. 18 ist auch die Zahl der Nationalitäten, die sich unter dem Dach der beiden Gesenkschmieden finden. Fachkräftemangel wird auch für Gesenkschmieden zunehmend ein Problem. „Es ist selten möglich, dass man jemand von außen nehmen kann“, erläutert Norbert Grobosch.

Bei seinem Nachfolger ist das anders. Außerdem hat er sich schon eingearbeitet. Thilo Möller führt bereits seit einem Jahr die Geschäfte von Julius Kirschner & Sohn. An der Bismarckstraße ist der 50-Jährige seit Juni im Einsatz. „Ich freue mich, ein gesundes Unternehmen zu übernehmen“, sagt der gebürtige Lüdenscheider, der zuletzt die Geschäfte mittelständischer Firmen in den Branchen Draht und Maschinenbau führte.

„Ich habe aber auch Respekt davor, dass es irgendwann zu einer Rezession kommen kann“, blickt Möller voraus. „2023 wird kein einfaches Jahr werden. Wir tun gut daran, uns auf unsere Stärken zu besinnen und uns gleichzeitig breiter aufzustellen.“ Chancen sieht er beispielsweise in der Arbeit für die Fenster- und Türenbranche. Positiv werde sich auch auswirken, dass zum einen weniger Unternehmen in China produzieren lassen und dass zum anderen die Konsolidierung und Bereinigung bei den Gesenkschmieden weitergehen werde.

Die große Unbekannte ist die Entwicklung der Energiepreise. Hartkopf nutzt hauptsächlich Strom, aber auch Gas. „Energie wird unser aller Problem werden“, befürchtet Norbert Grobosch. Für ihn persönlich haben aber die „wohlverdienten“ schönen Zeiten begonnen: Er will mehr reisen, Fahrrad fahren und sich um die Familie kümmern. „Und natürlich muss ich zu Hause noch viel aufarbeiten.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort