Solingen Solingen erlebt neuen Baby-Boom

Solingen · Strampelanzüge gehören wieder zu den gefragtesten Kleidungsstücken in der Klingenstadt. Seit Januar kamen bereits 670 Mädchen und Jungen zur Welt. Das ist ein Plus von rund vier Prozent - und stellt die Stadt vor ganz neue Aufgaben.

 Foto: Helios (Archiv)

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Das Jahr 2016 ist noch nicht einmal zur Hälfte vorbei - doch in den städtischen Statistiken lässt sich bereits jetzt ein Trend ganz deutlich ablesen. In Solingen werden wieder mehr Kinder geboren. Bis Anfang vergangener Woche erblickten in der Klingenstadt genau 670 Mädchen und Jungen das sprichwörtliche Licht der Welt. Damit stieg die Zahl der Geburten im Vorjahresvergleich um knapp vier Prozent. Das teilte jetzt eine Sprecherin der Stadt auf Nachfrage mit.

Dabei entsprechen die neuen Zahlen aus dem Rathaus einer Entwicklung, die schon seit geraumer Zeit zu beobachten ist. Nachdem die Geburtenquoten in Solingen und damit auch die Einwohnerzahlen über Jahre hinweg sanken, legt die Klingenstadt nun bereits zum wiederholten Male zu. So kamen in den ersten Monaten 2014 exakt 602 Kinder zur Welt. Ein Jahr später waren es dann bereits 650 Geburten - und jetzt eben jene 670 Babys, die zudem für die zweite Jahreshälfte sowie das Gesamtjahr 2016 einen noch deutlicheren Anstieg erwarten lassen.

Denn immerhin lehrt die Erfahrung der jüngeren Vergangenheit, dass die Geburtenquote zwischen Juli und Dezember nochmals zulegt. 2014 waren es am Ende 1426 Neugeborene und ein Jahr darauf insgesamt 1571 Mädchen und Jungen.

"Zwar werden in diesen Statistiken auch jene Kinder mitgezählt, die lediglich in Solingen geboren werden", schränkte die Rathaussprecherin ein. So erfreut sich die Geburtsstation im Städtischen Klinikum Solingen inzwischen auch bei werdenden Müttern aus Nachbarstädten wie Wuppertal und Wermelskirchen zunehmender Beliebtheit.

Trotzdem entfällt der Hauptanteil der Geburtenzunahme auf Solingen selbst - was nicht allein zu einer vermehrten Nachfrage nach rosafarbenen oder hellblauen Strampelanzügen führen dürfte. Auch die Stadt sieht sich vor neue Aufgaben gestellt, die vor einigen Jahren schlicht noch kein Mensch für möglich gehalten hätte.

Die Zeiten, in denen über die Schließung von Kindertagesstätten und Schulen nachgedacht wurde, sind jedenfalls bis auf Weiteres vorüber. So beschloss die Stadt beispielsweise erst im April, das Kita-Ausbauprogramm den neuen Gegebenheiten anzupassen. Und auch in Schulen steckt Solingen wieder mehr Geld.

Investitionen, die sich auch aus Sicht der Ärzte und Schwestern in Zukunft auszahlen dürften. Denn im größten Solinger Krankenhaus fallen die Geburtenzuwächse noch deutlicher als in den städtischen Statistiken aus. Während der ersten fünf Monate 2016 registrierte die Geburtsstation im Klinikum ein sattes Plus von über 14 Prozent. Half das medizinische Personal 2015 "nur" etwas mehr als 500 Babys auf die Welt, liegt die Zahl jetzt bereits bei fast 600.

Ein Zuwachs, den die Verantwortlichen im Klinikum aber keineswegs alleine auf die Schließung der Geburtsstation im zweiten Solinger Krankenhaus, der St. Lukas Klinik in Ohligs, zurückführen. Vielmehr sorgt nach Ansicht der Fachleute gleich ein ganzes Bündel an Faktoren dafür, dass wieder mehr Kinder als früher im Klinikum zur Welt kommen.

"Eine Rolle spielt sicherlich, dass die wirtschaftliche Lage zahlreicher Menschen im Augenblick eher gut ist", mutmaßte jetzt eine Klinikum-Sprecherin über einen der Auslöser für den Baby-Boom. Allerdings sei dies nicht alles, hieß es aus dem Klinikum. Auch der Zuzug von Flüchtlingen in den zurückliegenden Monaten nach Solingen habe die Geburtenzahlen nach oben gebracht, berichtete denn auch die Sprecherin aus dem Krankenhausalltag. Und dazu komme überdies, dass traditionelle Werte, die das Familienleben in den Mittelpunkt stellten, bei vielen vor allem jungen Leuten heutzutage wieder höher im Kurs stünden als noch vor einigen Jahren.

Tatsächlich ist zu erwarten, dass sich der positive Trend - wie in ganz Solingen - in der zweiten Jahreshälfte weiter verstetigen wird, so dass die 2015 erreichte Marke von rund 1200 Geburten im Klinikum bis Ende Dezember übertroffen wird.

(RP)
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