Herbstumfrage der IHK Bergisches Land Aufschwung noch ein zartes Pflänzchen

Solingen · Die Herbstumfrage der Bergischen Industrie und Handelskammer (IHK) sieht zwar einen Aufschwung, der an Breite gewinnt. Doch die Gefahren für einen weiteren positiven Geschäftsverlauf sind vielfältig.

Bergische IHK: Hagen Hintze, Hauptgeschäftsführer Michael Wenge, IHK-Präsident Henner Pasch, Thomas Wängler und Carmen Bartl-Zorn (v. l.).

Bergische IHK: Hagen Hintze, Hauptgeschäftsführer Michael Wenge, IHK-Präsident Henner Pasch, Thomas Wängler und Carmen Bartl-Zorn (v. l.).

Foto: Uwe Vetter

Die Wirtschaft im bergischen Städtedreieck hat wieder Fahrt aufgenommen. Das berichtet die Industrie- und Handelskammer (IHK) nach der Herbstumfrage unter 513 Unternehmen mit knapp 25.000 Beschäftigten. „Die Stimmung ist erheblich besser als vor der Corona-Krise zu Beginn des Jahres 2020“, sagte IHK-Präsident Henner Pasch.

Der Solinger Unternehmer sieht zumindest die Auftragslage bei vielen Betrieben in der Region als gut an. Allerdings gebe es einige Faktoren, die dem weiteren Aufschwung im Weg stehen könnten. Lieferengpässe, gestiegene Preise für Rohstoffe, aber auch der Fachkräftemangel machen den Industrieunternehmen in Solingen, Remscheid und Wuppertal zu schaffen. Das schmälere die Gewinne, letztlich werde so weniger investiert. „Die Containerschifffahrt ist nach wie vor ein Flaschenhals im Welthandel, vor allem im Warenaustausch mit China. Aber auch die Hochwasserkatastrophe Mitte Juli hat die Lage weiter verschärft“, erklärte der IHK-Präsident.

Steigende Preise für Strom und Gas müssten von den Unternehmen in naher Zukunft ebenso verkraftet werden wie die Inflation, die mittlerweile bei rund vier Prozent liegt. Angesichts des Fachkräftemangels mussten zudem Firmen im Bergischen auch Aufträge zeitlich strecken oder konnten diese gar nicht erst annehmen. Das alles gehe an die Substanz der Unternehmen, die während der Corona-Pandemie ohnehin schon gelitten hat. Deswegen sieht Henner Pasch die Möglichkeit einer „dramatischen Situation“. „Höhere Steuern könnten das zarte Pflänzchen des Aufschwungs nachhaltig belasten“, ergänzte IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge mit Blick auf mögliche Entscheidungen durch die Politik in der neuen Legislaturperiode.

Doch in diesem Herbst zeigt sich die Wirtschaft im Städtedreieck noch im Aufwind. 36 Prozent der Unternehmen beurteilen die Lage als gut, 48 Prozent als befriedigend und nur noch 16 Prozent als schlecht. Damit ergibt sich ein Geschäftslage-Index von plus 20 Punkten – und damit zwölf Punkten mehr als im Frühjahr dieses Jahres. Der Geschäftslage-Index ergibt sich aus der Differenz der positiven und negativen Lage-Einschätzungen der befragten Unternehmen. Spitzenreiter in der Region ist Remscheid mit einem Geschäftslage-Index von 24, gefolgt von Wuppertal (20) und Solingen (18).

Neben der Industrie beurteilen auch die Großhändler und erstmals seit Beginn der Pandemie auch die Einzelhändler ihre Geschäftslage überwiegend positiv. Über 90 Prozent der Unternehmen des Verkehrsgewerbes sind mit Blick auf die Geschäftslage (gut und befriedigend) zudem guter Stimmung. 37 Prozent der Verkehrsbetriebe verzeichnen gestiegene Umsätze, 28 Prozent auch Ertragszuwächse.

Der IHK-Präsident sieht auch im Dienstleistungssektor positive Tendenzen. „Weite Teile erholen sich allmählich von der Corona-Krise“, sagte Pasch. Gut sei die Geschäftslage beispielsweise bei den IT-Dienstleistern und im Grundstücks- und Wohnungswesen. Dagegen habe sich die Lage bei den Reisebüros und den Freizeiteinrichtungen noch nicht entspannt.

Das gerade zu Ende gegangene Ausbildungsstellenjahr 2020/2021 (30. September) bewertete die für Aus- und Weiterbildung zuständige IHK-Geschäftsführerin Carmen Bartl-Zorn auf einer Skala von 1 (schlechtester Wert) bis 10 (bester Wert) lediglich mit einer 5. „Wir sind nicht zufrieden. Es ist uns nicht gelungen, alle Ausbildungsplätze zu besetzen.“ Deshalb wolle man alle Anstrengungen nochmals verstärken, um Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen. „Wir stellen Unsicherheiten bei Schülern und Eltern fest. Wir müssen die Vorzüge einer betrieblichen Ausbildung näher bringen“, sagte Bartl-Zorn. Gleichzeitig ist die Konkurrenz (weiterer Schulbesuch/Uni/Handwerk) groß.

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