Interview mit Ralf Lindl Hofgarten will gegen Leerstände angehen

Solingen · Der Manager des Solinger Einkaufscenters spricht über Leerstände, Kundenströme und den neuen Eigentümer.

 Ralf Lindl ist seit der Eröffnung des Hofgartens im Oktober 2013 Center-Manager.

Ralf Lindl ist seit der Eröffnung des Hofgartens im Oktober 2013 Center-Manager.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Sechs Jahre sind vergangen, seit der Hofgarten an den Start ging – und in der Anfangsphase durch den großen Andrang für verstopfte Zufahrtsstraßen sorgte.

Lindl Es gab damals in der Tat von städtischer Seite Bedenken. Aber die Situation hatte sich nach der ersten Woche schon entschärft. Verkehrsprobleme haben wir seitdem keine mehr festgestellt.

Wie fällt denn Ihre Bilanz nach dieser Zeit aus?

Lindl Hinsichtlich Frequenz und Umsatz lässt sich sagen, dass die Zahlen in den Jahren 2016, 2017 und 2018 ziemlich stabil waren. Unsere Kunden sind sehr treu. Aus Befragungen geht hervor, dass viele sehr häufig zu uns kommen – hauptsächlich aus dem Umfeld der Innenstadt, insbesondere an Wochenenden aber auch aus anderen Stadtteilen und Nachbarstädten.

Was sind die größten Zugpferde?

Lindl Viele Kunden besuchen das Center wegen Anbietern wie Edeka oder Saturn. Auch das Textilangebot zieht Kunden in den Hofgarten. TK Maxx ist gut aufgestellt und hat auch nach der Schließung des Kaufhofs bedingt durch sein Angebot an Haushaltswaren noch einmal zugelegt.

Dennoch müssen wir auch über die Leerstände sprechen. Wie beurteilen Sie die derzeitige Situation?

Lindl Das Umfeld ist für den Einzelhandel generell nicht einfach. Textilanbieter haben bekanntlich mit der Insolvenz zu kämpfen. Das ist gerade für Mittelstädte wie Solingen ein Problem. Aktuell sind wir mit dem neuen Eigentümer in der Planung, die Vermietungssituation zu verbessern. Der Eigentümer hat signalisiert, für eine sinnvolle Vermietung der Flächen im Bedarfsfall auch bauliche Veränderungen wie die Zusammenlegung von Ladenlokalen vorzunehmen.

Wie sieht es im so genannten Food Court aus?

Lindl Das Angebot ist ja schon in früheren Jahren kleiner geworden, war aber in den vergangenen eineinhalb bis zwei Jahren stabil. Auch hier überlegen wir, wie wir das Angebot optimieren können.

Zum Beispiel auch durch andere Öffnungszeiten?

Lindl Das ist eine Kostenfrage. Längere Öffnungszeiten allein für den Food Court wären nicht sinnvoll, weil die Nachfrage auch dort nach 20 Uhr nicht mehr da ist. Dafür bräuchte es schon andere Angebote für die Abendstunden etwa im Entertainment- oder Fitnessbereich. In den Außenflächen kann eine längere Öffnungszeit aber natürlich funktionieren, wie man auch beim Alex in den Clemens-Galerien sieht.

Wie sieht es mit der Nachfolge für das Restaurant Yellow River aus?

Lindl Wir beschäftigen uns damit, müssen aber grundsätzlich überlegen, wie sinnvoll ein Restaurant im 1. Obergeschoss ist.

Hat Sie der Abgang des Fan-Shops von Bayer 04 Leverkusen eigentlich überrascht?

Lindl Nein. Es war sicherlich schwierig, dort Umsätze zu generieren, weil Solingen als Standort für einen solchen Fan-Shop im Grunde schon relativ weit weg liegt. Außerdem ist die Fanbasis des Vereins eben einfach nicht so groß wie die anderer Bundesliga-Vereine wie Dortmund, Schalke oder Bayern.

Sie üben auch nach dem Eigentümerwechsel die gleiche Funktion aus. Hat sich für Sie dennoch etwas geändert?

Lindl Die Entscheidungswege sind kürzer geworden, nachdem wir zunächst mit Sonae Sierra und MAB Development zwei Eigentümer hatten, die sich abstimmen mussten. Das Team vor Ort ist aber geblieben, wie es ist. Der neue Eigentümer hat uns verdeutlicht, dass er den Hofgarten in einem sehr guten Zustand sieht.

Ein erklärtes Ziel bei der Eröffnung des Hofgartens war es, kein Fremdkörper, sondern Teil des Innenstadt zu sein. Ist das aus Ihrer Sicht gelungen?

Lindl Wir arbeiten eng mit den Akteuren in der Innenstadt wie dem Werbe- und Interessenring oder dem Initiativkreis zusammen. Es ist natürlich bekannt, dass innerhalb der Stadt einige Mieter umgezogen sind. Der Hofgarten hat aber auch neue Anbieter nach Solingen gebracht, und ich habe Zweifel, ob einige Mieter ohne das Center überhaupt noch vor Ort wären. Ich bedaure den Auszug von Kaufhof, weil er ein Segment abgebildet hat, dass es so nicht mehr gibt. Es ist zu hoffen, dass sich in den nächsten Jahren etwas tut, das die Innenstadt voranbringt. Ein grundsätzliches Problem des Einzelhandels ist aber, dass es immer schwieriger wird, Nachfolger zu finden. Als Hofgarten sind wir aber mit dem Kundenstrom zufrieden und stellen fest, dass uns speziell die Markttage viele Kunden bescheren. Insofern sind wir in mehrerer Hinsicht stark in der Innenstadt verankert.

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