Ärger in Solingen Ein Päckchen nach nirgendwo

Solingen · Pakete von Unternehmen ins Ausland werden je nach Empfangsland nicht mehr angenommen oder gehen auf eine Odyssee. Sendungen in die USA oder beispielsweise nach Australien werden zurückgehalten.

 In Corona-Zeiten kommen Pakete oft nicht am Bestimmungsort an. Vor allem die, die ins Ausland verschickt werden. Je nach Empfangsland werden Pakete zum Teil gar nicht angenommen.

In Corona-Zeiten kommen Pakete oft nicht am Bestimmungsort an. Vor allem die, die ins Ausland verschickt werden. Je nach Empfangsland werden Pakete zum Teil gar nicht angenommen.

Foto: dpa-tmn/Oliver Berg

Eigentlich, sagt Niklas Rottner, habe er mit DHL und der Post die besten Erfahrungen gemacht. Im Moment sieht es aber anders aus: Rottner, Inhaber eines Online-Messervertriebs, kann viele seiner Kunden im Ausland nicht mehr beliefern: „Ich muss leider die meisten Bestellungen stornieren.“ In Corona-Zeiten ist der Werbespruch „Mit DHL kommen Ihre Sendungen innerhalb Deutschlands sowie weltweit sicher und zuverlässig an“ nur noch Makulatur.

Niklas Rottner muss Sendungen in die USA und nach Australien zurückhalten und berichtet, dass zeitweise auch Päckchen in europäische Länder nur eingeschränkt möglich waren. „Ich schicke die Päckchen gar nicht erst raus, kann auch ohnehin keine Versandetiketten erstellen.“ Rottner, der sich 2015 selbstständig machte und Solinger Schneidwaren über Ebay anbot, führt seit Dezember 2018 seinen eigenen Online-Shop. „Ich profitiere eigentlich von der Corona-Krise und bekomme viele Bestellungen.“

Order aus dem Inland hätten den Lieferstopp ins Ausland bisher gut aufgefangen. „Und die ausländischen Kunden haben Verständnis. Sie wünschen mir alles Gute und viel Gesundheit.“

Verständnis zu zeigen für die Transportkrise fällt aber schwer, wenn DHL wie ein toter Briefkasten reagiert. Die Nachfrage eines Solingers, warum sein „Päckchen Welt“ nach Kanada eine Woche nach Aufgabe in seinem eigenen Briefkasten landete, verlief im Sand. „Zurück“ und „Annahme verweigert“ hieß es auf dem Aufkleber. Der kanadische Empfänger hatte nach eigenen Worten nie Gelegenheit, die Annahme abzulehnen. Und das Päckchen wurde zu einer Zeit aufgegeben, als Sendungen nach Kanada noch möglich waren.

Die DHL-Pressestelle verweist darauf, dass sich die Situation von Tag zu Tag ändert. Die Frage nach dem umsonst bezahlten Porto wird mit Hinweis auf die allgemeinen Geschäftsbedingungen beantwortet.

Ärger dieser Art ersparen sich Firmen, die auf andere Paketdienste zurückgreifen oder mit Speditionen zusammenarbeiten. Auch für Böker sind die USA einer der Hauptmärkte. Der Spezialist für Outdoor-, Taschen-, Rasier- und Kochmesser hat eine Niederlassung in Denver/Colorado. „Unsere Tochter bedient den amerikanischen Markt und hat ein eigenes Lager“, erläutert Geschäftsführerin Kirsten Schulz-Dalichow.

Auch bei Böker sei aber der Export zurückgegangen, „weil wir mit Importeuren zu tun haben. Sie halten sich zurück“. Einerseits boome das Online-Geschäft, andererseits leide der Fachhandel: „Wir merken schon einen Rückgang.“

Bei der Exportabteilung der IHK war der Ärger mit Päckchen ins Ausland bisher kein Thema. Allerdings sei es für manche Mitgliedsfirmen „etwas schwieriger“ geworden, Güter aus dem Ausland zu erhalten. Andreas Krämer, Prokurist der Spedition J. Dahmen & Co., kennt die Gründe. Zur großen Angebotspalette der Spedition zählen seit 1949 auch Lieferungen als Luftfracht. „Wir merken, dass der Frachtraum sehr knapp ist“, erklärt Krämer.

Die meisten Passagierflugzeuge, die sonst auch Pakete und Päckchen transportiert haben, bleiben derzeit am Boden. Das wirke sich auch auf die Preise für Frachtsendungen aus. Andreas Krämer: „Die Luftfracht-Raten waren aber immer schon in Bewegung.“

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