Müngstener Brücke Freie Fahrt auch wieder für Güterzüge

Solingen/Remscheid · Die seit 2013 andauernden Sanierungsarbeiten an Deutschlands höchster Eisenbahnbrücke sind Ende dieses, spätestens Mitte 2020 beendet.

 Projektleiter Hans Günter Gewehr (kleines Foto) hofft, dass die Sanierungsarbeiten an der Müngstener Brücke Ende dieses Jahres, spätestens Mitte 2020 abgeschlossen sind.

Projektleiter Hans Günter Gewehr (kleines Foto) hofft, dass die Sanierungsarbeiten an der Müngstener Brücke Ende dieses Jahres, spätestens Mitte 2020 abgeschlossen sind.

Foto: Uwe Vetter

Den legendären goldenen Niet hat Hans Günter Gewehr im Laufe der umfangreichen Sanierungsarbeiten an der Müngstener Brücke nicht entdeckt. „Wenn es ihn gäbe, hätten wir ihn gefunden“, sagte der Projektleiter der DB Netz AG mit Blick auf die seit nunmehr rund fünf Jahren anhaltenden Instandhaltungsarbeiten an Deutschlands höchster Eisenbahnbrücke. Doch ein Ende der Sanierung ist jetzt absehbar: „Vielleicht Ende dieses Jahres, spätestens Mitte 2020. Wir sind auf der Zielgeraden“, erklärte der Bauingenieur am Freitag beim Ortstermin auf der 465 Meter langen Brücke, die seit 1897 Solingen und Remscheid verbindet.

Der Zugverkehr ist durch die Bauarbeiten nicht eingeschränkt – im Gegenteil: „Alle Züge dürfen über die Müngstener Brücke fahren, selbst Dampfloks und auch Güterzüge. Das ist seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 so“, betonte Hans Günter Gewehr. Zurzeit seien die Bauarbeiter mit Rostschutz- beziehungsweise Korrosionsschutzarbeiten betraut. „Der komplette Brückenbogen auf Solinger und Remscheider Seite muss noch bearbeitet werden“, so der Projektleiter. Der mittlere Pfeiler auf Remscheider Seite, direkt am Bogen gelegen, sei nun fertiggestellt. Hier wird das Gerüst abgebaut. Das wird nun für den Pfeiler auf Solinger Seite am Brückenbogen benötigt. „Der Bogenscheitel selbst ist bereits bearbeitet worden“, ergänzte Hans Günter Gewehr.

Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurde die Statik der 107 Meter hohen Brücke über der Wupper komplett neu durchgerechnet. Zum Teil wurden neue Winkel eingesetzt, um die Brücke dort zu stabilisieren, wo es statisch notwendig erschien. Bei den Sandstrahlarbeiten entdeckten die Bauarbeiter neben vorhersehbaren Schäden aber auch unplanmäßige, „die sich erst ergeben haben, als abgestrahlt worden war“, erklärte Hans Günter Gewehr. Lockere Nieten wurden so ersetzt, Risse behoben. Diese zusätzlichen Arbeiten führten zu Zeitverzögerungen. Der Projektleiter hofft, dass im Laufe der noch ausstehenden Sanierungs- und Korrosionsschutzarbeiten wenig unplanmäßige Statikarbeiten auftreten. Denn sonst könnten diese den jetzt vorgesehenen Zeitplan noch einmal ins Wanken bringen.

Solingen: Die Sanierungsarbeiten sind auf der Zielgeraden
Foto: Hogekamp, Lena (hoge)

Davon geht Hans Günter Gewehr aber zunächst nicht aus. Mit der Erneuerung der Fahrbahnbrücke Mitte 2013 starteten die umfangreichen Sanierungsarbeiten an der Müngstener Brücke. Im Vorfeld waren bereits Verstärkungen an der Brücke durchgeführt worden. Anfang 2015 wurden schließlich die weiter andauernden Korrosionsschutz- und Metallbauarbeiten in Angriff genommen. „Wir gehen nach Abschluss der Bauarbeiten davon aus, dass die Brücke weitere 70 Jahre hält“, sagte Hans Günter Gewehr. Gleichwohl: Instandhaltungsarbeiten sind stets notwendig. „Bei 120 Jahre altem Stahl können immer mal wieder Schäden auftreten“, weiß der Bauingenieur. Immerhin: Rund 150 Tonnen Farbe wurden und werden noch auf die Stahlkonstruktion verteilt.

Für die Deutsche Bahn bleibt die vor mehr als 120 Jahren eröffnete Müngstener Brücke trotz aller Kosten etwas Besonderes, betonte eine Bahn-Sprecherin. Zudem gibt es seit einigen Jahren Bestrebungen, den Stahlkoloss – gemeinsam mit „Schwester“-Bauten in Portugal, Frankreich und Italien – als serielles Weltkulturerbe auf der entsprechenden Liste der UNESCO eintragen zu lassen. Eine Entscheidung steht aber noch aus.

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