Brachenreaktivierung in Solingen 2022 neue Firmen auf dem Rasspe-Gelände

Solingen · Die Landes-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) erkennt in der Reaktivierung der Brache in der Kohlfurth ein Paradebeispiel.

 Luftaufnahme des ehemaligen Rasspe-Geländes: Bis Anfang nächsten Jahres will der Altlastensanierungsverband seine Arbeit abschließen.

Luftaufnahme des ehemaligen Rasspe-Geländes: Bis Anfang nächsten Jahres will der Altlastensanierungsverband seine Arbeit abschließen.

Foto: Peter Meuter

Schuttberge liegen auf dem ehemaligen Rasspe-Gelände in der Kohlfurth. Nach und nach wird die gleich danebenliegende Bodenaufbereitungsanlage mit dem Schutt gefüttert und das Material zerbrochen. „Was noch geeignet ist, wird auf dem Gelände wieder verwendet“, sagt Dr. Roland Arnz, Geschäftsführer des Verbandes für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV). Der Verband kümmert sich in Zusammenarbeit mit der Solinger Wirtschaftsförderung darum, die rund 60.000 Quadratmeter große Industriefläche wieder herzurichten. „Alle Gebäude sind jetzt abgebaut, wir wollen im Januar/Februar nächsten Jahres fertig sein“, ergänzt AAV-Projektleiterin Dr. Beatrix Haglauer-Ruppel zur Reaktivierung der Rasspe-Brache.

Einige denkmalgeschützte Gebäude bleiben gleichwohl auf der Fläche mit 150 Jahre Industrietradition stehen, ebenfalls Gebäudeteile, die in privater Hand sind. Dennoch: Die Reaktivierung der Rasspe-Brache „ist ein Musterbeispiel“, findet die NRW-Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz, Ursula Heinen-Esser (CDU). Sie besuchte am Mittwochmorgen die Baustelle, auch, um ein Maßnahmenpaket für eine intelligente und effiziente Flächennutzung vorzustellen.

 Ministerin Ursula Heinen-Esser will weniger Gewerbeflächen auf Wiesen und Feldern.

Ministerin Ursula Heinen-Esser will weniger Gewerbeflächen auf Wiesen und Feldern.

Foto: Peter Meuter

Denn pro Tag werden rund acht Hektar Fläche in Nordrhein-Westfalen verbaut. Zu viel, findet die Ministerin. Der Landwirtschaft oder der Natur vorbehaltene Flächen müssen oft zugunsten von Gewerbeansiedlungen weichen. „Der Druck auf die Fläche ist groß, viele Städte wollen expandieren“, sagt Ursula Heinen-Esser.

Doch das kann insbesondere mit Blick auf den Klimawandel so nicht weitergehen. „Mein Ziel ist es, neue Gewerbegebiete auf der grünen Fläche einzuschränken. Das muss der Vergangenheit angehören, wir können uns solch einen Flächenverbrauch längst nicht mehr leisten.“

Brachflächen reaktivieren für die Ansiedlung von Unternehmen oder zur Wohnbebauung, zudem mit einer grünen Infrastruktur nicht nur am Rand ausstatten – für die NRW-Ministerin muss dies das Gebot der Stunde sein. Dafür müssten Städte wie in Solingen aber alte Gewerbebrachen wie Rasspe erwerben, um dann mit dem AAV zusammenzuarbeiten. Der Verband kümmert sich um die Sanierung sowie Herrichtung der Flächen und übernimmt 80 Prozent der Kosten. 20 Prozent muss die Stadt tragen. „Unsere Kostenplanung liegt für die Aufbereitung und Sanierung des Rasspe-Geländes zwischen fünf und acht Millionen Euro“, sagt AAV-Projektleiterin Haglauer-Ruppel.

Konkret abgerechnet wird aber erst am Schluss. Denn im Verlauf der weiteren Sanierungsarbeiten könnte noch die eine oder andere Überraschung auftauchen. Nachdem die Gebäude alle abgerissen sind, geht es nun auch in den Untergrund. „Wir baggern Keller, Fundamente und Bodenplatten aus. Der Kampfmittelräumdienst muss zudem den Boden untersuchen“, erklärt die Projektleiterin. Denn es ist nicht auszuschließen, dass sich mögliche Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Erdreich befinden.

Für AAV-Geschäftsführer Roland Arnz ist die Reaktivierung des ehemaligen Rasspe-Areals jedenfalls „eine große, bedeutende Maßnahme“. Auch für Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD). Er zeigte sich beim Baustellenbesuch froh darüber, einen Partner wie den AAV zur Seite zu haben: „So ein großes Projekt kann eine Stadt alleine nicht stemmen. Wir brauchen das Knowhow des Verbandes“, betont Kurzbach. Der Verwaltungschef sieht in einem guten Flächenmanagement und der Reaktivierung von Brachen eine Hauptaufgabe der Kommunen.

Angesiedelt werden sollen im Gewerbegebiet „Stöcken 17“ einmal innovative Firmen. Künstliche Intelligenz solle hier eine Rolle spielen, aber auch der 3D-Bereich. „Wir sind mit Investoren im Gespräch“, so der Oberbürgermeister.

Räumt der AAV im Februar 2021 das Feld, ist die Wirtschaftsförderung beziehungsweise die Stadt gefordert. Derzeit wird ein Lärm- und ein Verkehrsgutachten für Stöcken erstellt. Die Gutachten fließen in den Bebauungsplan ein. „Das Verfahren läuft“, sagt der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, Frank Balkenhol, Wird 2021 der Bebauungsplan beschlossen, besteht Baurecht. Balkenhol: „Erste Baumaßnahmen von Firmen könnten dann 2022 erfolgen.“

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