Homeoffice und Lieferengpässe Die Kreativität leidet im Homeoffice

Solingen · Der Geschäftsführer des klingenstädtischen IT-Dienstleisters Fourtexx GmbH und Präsident der Bergischen Industrie- und Handelskammer, Henner Pasch, sieht Vor- und Nachteile beim Homeoffice.

 Henner Pasch ist Geschäftsführer der Fourtexx GmbH und Präsident der Bergischen Industrie- und Handelskammer.

Henner Pasch ist Geschäftsführer der Fourtexx GmbH und Präsident der Bergischen Industrie- und Handelskammer.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Montags bestellt, dienstags wurde geliefert. Headsets beispielsweise konnte man so auf die Schnelle ordern. Doch diese Zeiten sind vorbei. Und es betrifft nahezu alle Branchen in der Region – IT-Dienstleister ebenso wie Maschinenhersteller oder Softwarehersteller und unter anderem auch Automobilhändler. „Hochwertige IT-Technologie, aber auch bloße Kabel sind kurzfristig nicht verfügbar“, sagt Henner Pasch, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Fourtexx GmbH an der Grünewalder Straße in Höhscheid. „Derzeit ist Warten angesagt, wenn man Waren bestellt hat. Wir müssen uns permanent die Frage stellen, ob wir Teile bekommen – oder aber nicht. Das ist zum Teil dramatisch“, erklärt Henner Pasch, zugleich auch Präsident der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK).

Fourtexx wurde 2006 gegründet. Die Produktpalette im Bereich Personal-Softwarelösungen ist gefragt, Pasch sucht weitere Fachkräfte und ist mit dem Unternehmen auf Wachstumskurs. Den umzusetzen ist unter den derzeitigen Bedingungen allerdings nicht einfach. Zumal insbesondere auch die Corona-Pandemie in den vergangenen zwei Jahren und aktuell der Krieg in der Ukraine das wirtschaftliche Geschehen nachhaltig beeinflussen.

Anfang dieser Woche wurde zudem die Homeoffice-Pflicht wieder zurückgenommen. Für ein IT-Unternehmen wie die Fourtexx GmbH fällt das aber nicht so ins Gewicht. „Wir haben Homeoffice schon immer angeboten“, sagt Pasch mit Blick auf die 40 Mitarbeiter des Unternehmens allein in Solingen, „und werden das auch weiter anbieten“. Derzeit sei etwa die Hälfte der Mitarbeiter im Homeoffice. In Corona-Zeiten sei dies intensiviert worden.

Eindruck des IHK-Präsidenten ist, dass Mitarbeiter gerne wieder ins Unternehmen zurückkehren, um mit anderen Beschäftigten in den direkten Kontakt beziehungsweise in den Meinungsaustausch zu treten. Videokonferenzen könnten dieses Miteinander nicht auffangen. „Die Weiterentwicklung von Software-Produkten hat während Corona und durch das Homeoffice gelitten“, sagt der Fourtexx-Geschäftsführer. Denn „Chats und Videokonferenzen konnten den kreativen Austausch in der Betriebs-Kantine nicht ersetzen“, erzählt Pasch und ergänzt: „Den Unternehmensspirit kann man schwierig online vermitteln.“

Gleichwohl findet er, dass sowohl Homeoffice als auch Präsenz im Unternehmen ihre Daseinsberechtigung haben. Froh ist er beispielsweise darüber, sich nicht mehr für ein einstündiges Meeting in ein Flugzeug oder ins Auto setzen zu müssen, das vielleicht in Berlin oder München stattfindet. Hier sei der digitale Weg der richtige. „Auf diese Idee hätte man auch früher schon kommen können“, sagt der Präsident der Bergischen Industrie- und Handelskammer. Die verminderte Reisetätigkeit sei auch wegen der derzeit hohen Spritpreise angesagt, wenn man mit dem Auto unterwegs ist.

Viele Firmen im Bergischen rechneten derzeit mit knapper werdenden Rohstoffen und Lieferkettenproblemen, höherer Inflation sowie Behinderungen im Waren- und Zahlungsverkehr. Erwartet wurde schon zu Beginn des Monats laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer „eine Zeit der allgemeinen Unsicherheit, die die Stimmung in der Wirtschaft und bei den Kunden beeinträchtigen dürfte“.

Das trifft auch auf die Automobilwirtschaft zu. „Aufträge für Hybrid-Fahrzeuge werden derzeit vom Handel nicht angenommen“, sagt Ernst-Robert Nouvertné. Der Ehrenobermeister der klingenstädtischen Kfz-Innung und Ehrenpräsident des Kfz-Landesverbandes sieht als Grund dafür den Wegfall der Kauf-Prämien im nächsten Jahr. „Keiner weiß, ob die verlängert werden“, sagt Nouvertné. Lange Lieferzeiten bei Elektro-Fahrzeugen hemmen ebenfalls insbesondere das Neuwagengeschäft. „Zum Teil bis zum Jahr 2024“, sagt der Senior-Chef des Autohauses Nouvertné.

Neue Benziner oder Diesel-Fahrzeuge gibt es dagegen noch mit überschaubaren Lieferzeiten von „sechs bis acht Wochen“. Auch Lagerbestände seien in diesem Bereich noch verfügbar. Allerdings hat die Automobilbranche weiter ein Rohstoffproblem. Es herrscht beispielsweise ein Mangel an Aluminium. „Das Halbleiterproblem ist nach wie vor präsent“, sagt Ernst-Robert Nouvertné. Hier sei man auf Lieferungen aus China beziehungsweise den ostasiatischen Raum angewiesen.

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