Volksfest in Solingen Das Dürpelfest darf kein Politikum werden
Meinung | Solingen · Die Sorge um das Dürpelfest ist groß, ist es schließlich schon einmal ausgefallen. Dennoch ist jetzt von allen Beteiligten ein kühler Kopf vonnöten.
Die Sorge der Ohligser scheint groß. Nachdem das Dürpelfest wegen der Bauarbeiten im Stadtkern schon einmal ausfallen musste, sehen jetzt einige Beteiligte die Zukunft des Volksfestes ganz allgemein in Gefahr. Denn der „Doppelkreisel“ soll umgestaltet werden. Und damit wäre für eine der Hauptattraktionen des Festes, die Schiffsschaukel „Nessy“, kein Platz mehr.
Die Ohligser Werbe- und Interessengemeinschaft schlägt Alarm, weil die Kirmes inklusive Nessy rund ein Drittel der Einnahmen beim Dürpelfest einspiele. Daher will sie Kostenpflichtiger Inhalt bei Bedarf ein Bürgerbegehren anstoßen, das zum Ziel hat, die Pläne für die Umgestaltung des Doppelkreises so zu ändern, dass auch künftig große Fahrgeschäfte dort Platz finden können.
Doch auch die Fraktionen, die das Thema schon in den Sitzungen der Bezirksvertretung auf dem Tisch liegen hatten und darüber einen Entschluss gefasst haben, regen sich. Die CDU will noch einmal nach einem Ersatzstandort für „Nessy“ suchen – als wäre eine Prüfung seitens der Stadtverwaltung nicht schon längst und gründlich erfolgt. Mit einer Nachprüfung wird nun der Eindruck erweckt, als hätten die Beteiligten der BV nicht gründlich genug gearbeitet. Fatal.
Impressionen vom Dürpelfest 2022
Für die Grünen hingegen ist es nach eigener Aussage schwer zu glauben, dass mit dem Wegfall der „Nessy“ die ganze Kirmes gefährdet sein könnte. Sie will dazu konkretere Aussagen der Schausteller einholen lassen. Doch warum waren diese nicht schon längst Bestandteil der politischen Beratungen ? Wurden bei der Beschlussfassung also doch wichtige Aspekte außer Acht gelassen?
Aus ihrer jeweiligen Sicht sehen die Fraktionen offenbar gerade ihre Felle schwimmen. Die Grünen, froh und dankbar um einen Beschluss, der mehr Grün in den Stadtteil bringen soll, sehen die Chancen, die sich mit einer Umgestaltung des Doppelkreisels ergäben, gefährdet. Auch sie appellieren: Erst solle man alle Optionen prüfen, wie man die Attraktion auf der Dürpelkirmes erhalten oder adäquat ersetzen könne. Und auch hier stellt sich der Beobachter die Frage: Ist das denn nicht schon längst geschehen? Der stellvertretende Bezirksbürgermeister aus Reihen der CDU hingegen befürchtet eine Spaltung des Stadtteils, wenn denn das Bürgerbegehren umgesetzt wird. Damit hat er nicht ganz unrecht, denn darin wird sicherlich auch die Stimmung „Wir hier unten gegen die da oben“ zum Ausdruck kommen: Bei dem Bürger wirft die Vorgehensweise der Politik mehr Fragen auf, als sie Antworten gibt.
Für das Thema bedeutet das nun wieder eine Rolle rückwärts. Dass nun noch mehr Gesprächsführende mit am Tisch sitzen wie die Werbegemeinschaft und eventuell auch die Schausteller, ist zu begrüßen. Sie sollten nun alle noch offenen Punkte klären. Dass Lösungen möglich sind, zeigt das Beispiel aus Wermelskirchen: Dort konnte ein neues Einkaufszentrum so geplant werden, dass es die beliebte Kirmes mit Krammarkt Ende August nicht behindert. Und die Feuertaufe hat die neue Lösung mit einem erfolgreichen Volksfest wahrlich bestanden.