Aus den Solinger Stadtteilen BV wählt grüne Bezirksbürgermeisterin

Solingen · Mit Dr. Ruth Fischer-Bieniek ist erstmals eine Grüne Bezirksbürgermeisterin. Die Nachfolgerin von SPD-Mann Peter Hanz setzte sich gegen Jonathan Bürger (CDU) durch. Ein wichtiges Thema ist für sie der alte Bahnhof in Gräfrath.

 Erste Gratulantin nach der Wahl von Ruth Fischer-Bieniek (r.) zur Gräfrather Bezirksbürgermeisterin war Hildegard Kohnke, Leiterin im Büro des Oberbürgermeisters.

Erste Gratulantin nach der Wahl von Ruth Fischer-Bieniek (r.) zur Gräfrather Bezirksbürgermeisterin war Hildegard Kohnke, Leiterin im Büro des Oberbürgermeisters.

Foto: Christian Beier

Die Zeiger der Uhr draußen am Turm des alten Rathauses in Gräfrath zeigten ziemlich genau 18 Uhr, da spielte sich drinnen im Saal, wenn man so will, durchaus Historisches ab. Denn soeben hatten die Mitglieder der Bezirksvertretung (BV) Gräfrath mit Dr. Ruth Fischer-Bieniek erstmals eine Politikerin der Grünen zu einer Bezirksbürgermeisterin in Solingen gewählt – wobei der große Moment für die Partei am Dienstagabend eigentlich mit etwas mehr als einem Jahr Verspätung kam.

Tatsächlich dürften sich nämlich manche Beobachter im Vorfeld der Abstimmung an die Wahlen der Bezirksbürgermeister von Burg / Höhscheid und Mitte im Herbst 2020 erinnert haben, als schon einmal Kandidaten der Grünen ins Amt gewählt werden sollten, letztlich aber höchstwahrscheinlich an Abweichlern aus den Reihen der SPD scheiterten. Indes – am Dienstagabend hielt Rot-Grün wohl. Und nicht nur das, vermochte sich Ruth Fischer-Bieniek am Ende doch mit 8:5 Stimmen gegen den Gegenkandidaten von der CDU, Jonathan Bürger, durchzusetzen, der somit Stellvertreter bleibt.

Entsprechend erleichtert zeigte sich die neue Bezirksbürgermeisterin, die die Nachfolge des zurückgetretenen Peter Hanz (SPD) antritt, am Tag nach der Wahl – zumal nicht nur ein Bezirksvertreter aus einer anderen Partei, wie es für die Mehrheit von sieben Stimmen nötig gewesen wäre, für Fischer-Bieniek gestimmt hatte, sondern gleich zwei Politiker ohne Grünen- und SPD-Parteibuch.

Gleichzeitig ist sich die Virologin und Labormedizinerin aber bewusst, dass etliche Aufgaben warten. So wurde schon in der BV-Sitzung im alten Rathaus / Kunstmuseum ein Thema angesprochen, das viele in Gräfrath seit Jahren beschäftigt. „Wir hoffen, dass sich am alten Bahnhof bald etwas tut“, sagte  Ruth Fischer-Bieniek, die sich jenseits des oft diskutierten Vollsortimenters auch andere Lösungen vorstellen kann. Fischer-Bieniek: „Vielleicht sind ja am Standort mehrere kleine Geschäfte möglich, so dass eine Verbindung zur Altstadt entsteht“.

In deren Umgebung lauert allerdings ein weiteres Problem. Denn nachdem die Stadt-Sparkasse Solingen erklärt hat, die Filiale an der Gerberstraße zu schließen, dürften es nach Einschätzung von Bezirksbürgermeisterin Fischer-Bieniek vor allem ältere Leute in Gräfrath schwerer haben, ihre Bankgeschäfte zu erledigen.

Gleichwohl ist die Grünen-Politikerin davon überzeugt, dass sich die Zukunft in Solingens nördlichstem Stadtbezirk positiv entwickeln wird. Sie selbst zog vor 13 Jahren nach Gräfrath. Zuvor war die gebürtige Münsterländerin beruflich viel herum gekommen. So arbeitete die Medizinerin, die unter anderem in der Forschung sowie als Leiterin von Laboren tätig war, beispielsweise im Saarland, in Rheinland-Pfalz sowie in der Schweiz.

Dass sie mit ihrem Mann schließlich nach Solingen gezogen ist, hat die 63-Jährige, die in Zukunft beruflich kürzer treten will, nicht bereut. „Besonders Gräfrath ist schön“, sagte Fischer-Bieniek, die erst vor fünf Jahren den Grünen beitrat. Für die Partei sitzt sie auch im Rat. Ein Augenmerk will Ruth Fischer-Bieniek als Bezirksbürgermeisterin auf Umwelt- und Klimaschutz richten. So sei es etwa mit Blick auf Bodenversiegelungen und Bäche wichtig, neue Denkweisen zu entwickeln, betonte die Bezirksbürgermeisterin am Mittwoch.

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