Erika-Rothstein-Schule Mobbing-Erfahrungen künstlerisch verarbeiten

Solingen · Mit „Bosse“-Bassist Theofilos Fotiadis hatten Jugendliche der Förderschule zuletzt professionell ein Lied produziert. Im neuen Schuljahr entwickeln sie das Thema zum Theaterstück weiter.

 Das Schüler-Quintett der Erika-Rothstein-Schule ist froh, wieder gemeinsam proben zu können. 
  Foto: Peter Meuter

Das Schüler-Quintett der Erika-Rothstein-Schule ist froh, wieder gemeinsam proben zu können. Foto: Peter Meuter

Foto: Peter Meuter

Als Daniel den Raum mit den Musikinstrumenten betritt, packt ihn gleich die Spielfreude: Fast selbstverständlich setzt sich der 13-Jährige ans Schlagzeug und legt los. Denn das ist sein Instrument. „Ich habe auch mal Gitarre gespielt“, verrät der Achtklässler. An der Erika-Rothstein-Schule hat er seine Musikalität zuletzt unter Leitung von Fachlehrer Antonios Papamichail ausgelebt – ebenso wie ein halbes Dutzend Mitschüler des gleichen Jahrgangs.

Gemeinsam mit Profimusiker Theofilos Fotiadis, dem langjährigen Bassisten der Band um Pop-Sänger Axel Bosse, erprobten sich die Kinder an Instrumenten, arbeiteten an Musikstücken – und warfen mitunter auch Hemmungen über Bord: „Ich habe mich anfangs nicht richtig getraut, aber dann hat es gut funktioniert“, erzählt die 14-jährige Arife. Ihre klare Gesangsstimme – und die ihrer gleichaltrigen Mitstreiterin Giulia – erklingt inzwischen auf einer professionellen Aufnahme, mit der die siebenköpfige Schüler-Gruppe im vergangenen Schuljahr Furore machte: Gemeinsam mit Papamichail und Fotiadis hatten die Jugendlichen ein Lied komponiert, getextet und eingespielt. Dessen Kernthema: Mobbing.

„Die Schüler haben in alle Bereiche ihre eigenen Ideen eingebracht“, erzählt Papamichail. Das beziehe sich gleichermaßen auf Melodiestrukturen, Rhythmus und Inhalt. Ein großer Teil der Arbeit fiel in die Zeit des Distanzunterrichts, in der Treffen nur vor dem eigenen Computerbildschirm möglich waren. „Das war schwierig“, sagt Gitarrist Alex (13) stellvertretend für seine Kollegen. Alle seien froh gewesen, als sie wieder gemeinsam musizieren konnten. „Wir halten zusammen, auch in schwierigen Zeiten“, heißt es im Refrain des Liedes, das mit seinen satten Klängen stilistisch ein wenig die derzeitige 80er-Jahre-Retro-Welle aufgreift – und gleichzeitig persönliche Erfahrungen der Schüler verarbeitet.

„Das Projekt hat das Bewusstsein der Kinder für das Thema Mobbing sehr geschärft“, erklärt Meike Valerstein, seit diesem Schuljahr Klassenlehrerin der Musiker-Gruppe. Sie seien dadurch vielfach noch besser in der Lage, Ausgrenzung im Anfangsstadium zu erkennen.

Und die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Problem geht für die Schüler nun auf andere Weise weiter: Einmal pro Woche eröffnet Schauspielerin und Theaterpädagogin Meike Fuhrmeister den Schülern die Welt des Theaters und knüpft an den Stoff des Liedes an – zum Beispiel in ersten szenischen Improvisationen, in denen die Schüler in die Rollen von Mobbing-Opfern und -tätern schlüpfen. Oder in die des Gastes, der in einem Restaurant unangenehm und ausfallend wird, und der Bedienung, die stets die Contenance bewahrt. „Ich hätte dem Gast schon gern die Meinung sagt“, gesteht der 14-jährige Stephan, der von Valerstein ein Lob für seine Darstellung als Kellner bekommt.

Im Laufe des Schuljahres soll sich ein Theaterstück entwickeln, in das das Lied einfließen wird. Einen Termin dafür gibt es freilich noch nicht. Bei dem Gedanken an den Auftritt kribble es vor Vorfreude schon ein bisschen im Bauch, sagt Arife.

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