Basar auf Schloss Burg Kunsthandwerk zum Anfassen

Solingen · Der Basar für Kunsthandwerker zeigt handgefertigte Besonderheiten. 20.000 Besucher werden bis 4. November auf Schloss Burg erwartet.

Schloss Burg: Bummel über den Basar der Kunsthandwerker
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Bummel über den Basar der Kunsthandwerker

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Foto: Meuter, Peter (pm)

Einen Holzbogen mit dem eigenen Namen – dafür ist der zehnjährige Jonas extra von der schwedischen Insel Gotland zum Basar der Kunsthandwerker gereist. 50 Zentimeter misst der Bogen, die Länge hängt von der Körpergröße des Schützen ab. Bei Stephan John gibt es diese individuellen Stücke – gemeinsam mit mehr als 130 anderen Kunsthandwerkern ist er noch bis zum 4. November auf Schloss Burg zu finden.

Bei acht Grad und grauem Himmel wimmelt es von Besuchern mit dicken Schals und Mützen im Innenhof von Schloss Burg. Der Einzige, der nicht friert, ist Hans Harder unter seinem Pavillon. 1200 Grad herrschen in seinem kleinen Metallofen, ein konstantes Rauschen begleitet die Arbeit des Glasmachers aus Petershagen. Mit einer Eisenstange nimmt er flüssiges Glas aus dem Ofen, formt es mit Zange und Schere an der kalten Luft, taucht es in gefärbte Glassplitter und hält es wieder in den Ofen. „Es ist schwierig, das Glas ist lebendig“, sagt der 58-Jährige. Nach einer halben Stunde ist der Eisvogel fertig, bis zum Abend muss er abkühlen. Dabei verändern sich noch die Farben des  Gefieders.

Farben sind auch für Tobias Finke sehr wichtig – allerdings die Augenfarbe seiner Kunden. Denn die bestimmt die Farbe des Hutes, der am besten zu ihnen passt. Grünblaue Augen kommen am besten mit einer grünen Melone oder einer blauen Nummer 405 zur Geltung. „Ich gebe meinen Hüten keine bestimmten Namen, dafür sind es zu viele“, sagt Finke. Aus Kaninchen-und Hasenhaar werden sie gefilzt, gefärbt und normalerweise auf der Marktstraße in Hückeswagen verkauft. Nicolai Scharkin eine solche blaue Nummer 405 empfohlen, die Größe erkennt Finke mit bloßem Auge. „In erster Linie soll er meinen Kopf warm halten, ich habe ja schon eine Pläte“, sagt Scharkin und lacht. Der Postbote möchte das Kunstwerk für 139 Euro zukünftig auch bei der Arbeit tragen, bei Wind und Wetter zieht er ihn dann in die Stirn.

Zwischen dicken Fällen hat es Susanne Hiegemann bei der Arbeit hingegen kuschelig warm. Mit weißen, schwarzen, grauen und braunen Schafsfellen kann man sich hier eindecken. In Handschuhen, Babyschuhen und großen Decken wurden sie verarbeitet. An die 80 Schafe stehen bei ihr im nordhessischen Ziegenhain  auf der Weide, die Felle sind ausschließlich von Nutztieren. „Ich nenne es auch gerne veredelten Abfall“, sagt Hiegemann. Eine große Decke kostet 400 Euro. „Manche sparen auf so ein großes Stück und rufen mich nach einiger Zeit an“, sagt die 56-Jährige.

Während Susanne Hiegemann eher etwas für die großen Besucher bereithält, stehen bei Stephan Johnen die Jüngsten Schlange. Schwert, Schutzschild, Bogen und Steinschleuder aus Echtholz warten dort in Regalen. In einer Werkstatt in Wuppertal werden die Spielzeuge geschliffen. Mit einem sogenannten „Brennpeter“ werden sie im Laden graviert. „Jedes Stück sieht so ein bisschen anders aus“, sagt Johnen, der seit 16 Jahren auf dem Basar seine Waren verkauft  Jonas bekommt heute endlich seinen neuen Bogen, der alte ist kaputt. Mit seiner Mutter Ulrika Lohbeck reist er jedes Jahr von der schwedischen Insel Gotland an. Vor fünf Jahren ist die Familie ausgewandert, den Basar wollen sie aber nicht missen. „Bis zum nächsten Jahr“, verabschiedet sich Lohbeck.

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