Mit dem BOB unterwegs in Solingen Auf Probefahrt in die Zukunft

Solingen · Vor exakt einem Jahr wurde der erste Prototyp des Batterie-Oberleitungsbusses an die Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Solingen geliefert. Inzwischen sind vier BOB auf den Straßen der Klingenstadt unterwegs – weitere 16 sind bestellt.

Mit dem BOB unterwegs durch Solingen
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Foto: Meuter, Peter (pm)

Raphael Strietzel hat noch vor gar nicht allzu langer Zeit regelmäßig die Frage von Fahrgästen beantworten müssen, ob sie gerade in den neuen Batterie-Oberleitungsbus (BOB) eingestiegen seien. Exakt ein Jahr nach der Anlieferung des ersten von vier Prototypen scheinen sich die Kunden der Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Solingen (SWS) an die neuen Gelenkbusse des Typs Solaris Trollinos gewöhnt zu haben, wie der Busfahrer erzählt.

Zwei Fahrzeuge sind im Regelbetrieb auf den Obus-Linien 681 / 682 (Höhscheid / Aufderhöhe – Hauptbahnhof) und 683 (Krahenhöhe – Vohwinkel) unterwegs, zwei weitere in den Morgenstunden im Schülerverkehr von Widdert beziehungsweise ab Hasselstraße zur Alexander-Coppel-Gesamtschule. Ab Graf-Wilhelm-Platz geht es ohne Stromabnehmer und mit Batterie-Antrieb zum Kannenhof – so wie irgendwann jeder Obus jede Haltestelle in Solingen anfahren soll, die nicht an das Oberleitungsnetz angeschlossen ist. Probleme mit den Akkus habe es bislang nicht gegeben, sagt SWS-Pressesprecherin Silke Rampe. „Dafür ist der Abschnitt ohne Oberleitung zu kurz, um an Kapazitätsgrenzen stoßen zu können – zumal die Obusse den Betriebshof mit hundertprozentiger Ladung verlassen.“

Im Sommer werden die vier BOB den Testbetrieb auf der Strecke der Linie 695 zwischen Meigen und Gräfrath aufnehmen. Zwischen dem Bahnhof Solingen-Mitte und der Haltestelle Industriestraße „tanken“ die Fahrzeuge an der Oberleitung Strom, auf den anderen Abschnitten kommt die Energie für den Antrieb aus den Traktionsbatterien. Aktuell wird die Wendeschleife an der Endhaltestelle Abteiweg für die Gelenkbusse umgebaut. Hier entsteht zudem eine Ladestelle, damit die Batterien in Standzeiten bei Bedarf geladen werden können. Zudem wird die Oberleitung auf einem kurzen Abschnitt der Alleestraße von der Kreuzung Schlagbauer Straße bis zur Haltestelle Industriestraße verlängert. „Es sollen auf der B 224 keine Staus verursacht werden, wenn es Schwierigkeiten beim Andrahten geben sollte“, erklärt Silke Rampe die Investition. Das Risiko besteht, weil die Obusse der Linie 682 und 683 direkt folgen und bei Problemen nur mit Aufwand überholen könnten.

Die Stop-Knöpfe sind rot oder grün beleuchtet – je nachdem, ob jemand an der nächsten Haltestelle aussteigen möchte oder nicht. Der Warnton beim Schließen der Türen ist greller. Und an verschiedenen Stangen sind USB-Ladestationen installiert. Der wichtigste Unterschied aber ist das Fahrgefühl, das Raphael Strietzel als sehr angenehm bezeichnet. „Der BOB beschleunigt anders und lässt sich an Haltestellen oder Roten Ampel sanft anfahren, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat.“ Gleiches gelte für den Bremsvorgang.

 Raphael Strietzel ist einer der 40 Fahrer, die bei den SWS-Verkehrsbetrieben auf dem BOB eingewiesen sind.

Raphael Strietzel ist einer der 40 Fahrer, die bei den SWS-Verkehrsbetrieben auf dem BOB eingewiesen sind.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Manuela Tilla ist schon oft mit dem BOB gefahren – merkt es aber kaum noch, obwohl die neueste Obus-Generation durch die große Zielanzeige schon von weitem erkennbar ist. „In dieser Jahreszeit ist man froh, wenn ein Bus kommt.“ Wenn sie einen Sitzplatz gefunden hat und sich dann während der Fahrt umschaut, erkennt sie die Unterschiede zu den bis zu 18 Jahre älteren Modellen. „Alles ist moderner, das Grundproblem aber bleibt: Für Personen mit Kinderwagen, Rollstühlen oder Rollatoren ist zu wenig Platz.“

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