Zwei junge Solinger vor Gericht Überfall auf Discounter: Geständnis der Angeklagten
SOLINGEN/WUPPERTAL · Wer den Erfolg will, sollte erst mal in Ruhe planen. Das beherzigten offenbar zwei 17- und 19-jährige Solinger, die nach einem bewaffneten Überfall auf einen Discounter jetzt vor dem Landgericht Wuppertal angeklagt sind.
Dringend hätten sie Geld gebraucht, mit Arbeiten habe das aber nicht geklappt. Die Bewerbungen des einen seien regelmäßig postwendend zurückgekommen, weil es da einige Schlaglöcher im Lebenslauf und deshalb auch im Führungszeugnis gab. Beim anderen zerrieb der Wille zu ehrlicher Arbeit angeblich in den Mühlen der Bürokratie: zwar in Deutschland geboren, aber als Staatenloser geführt, fehlte ihm die Arbeitserlaubnis – eine Ungereimtheit, die beim Vorsitzenden Richter Ulrich Krege steile Falten in die Stirn grub. Spontan gegen 21 Uhr am 27. Juni hätten sie nach einem bis dahin ruhigen Abend an der Shisha-Pfeife den Überfall beschlossen.
Überzeugt vom Lohn des Vorhabens hatte man den Discounter an der Kreuzung Schützenstraße/Zietenstraße ausgeguckt. Als häufiger Kunde habe man sich da ausgekannt. Geöffnet sei der Laden bis 22 Uhr und draußen fast dunkel. Unauffällig in einer Tüte eines anderen Discounters will man Alltagsklamotten zu einem Versteck auf einem Gelände in der Nähe gebracht haben. In unauffällig schwarzer Verkleidung und mit einem Bandana-Tuch vorm Gesicht wollen sie nach eigenen Angaben den letzten Kunden im Laden abgewartet haben.
Mit dabei: Die große Tüte für die erhofften Reichtümer und ein scharfes Messer mit einer 20-Zentimeter-Klinge. Das will einer der beiden zwei Monate vorher gefunden haben – so scharf, dass er sich bereits vor dem Überfall in die Hand geschnitten haben soll. Die Blutspuren fand dann später die Polizei im Handschuh – praktisch, um DNA-Spuren zu vergleichen.
Mit dem vorgehaltenen Messer und den Worten „Das ist ein Überfall, Geld her!“ wurde es dann ernst. Die Schockstarre des 27-jährigen Aushilfskassierers brach der bereits Überfall-erfahrende Filialleiter, der mit beruhigenden Worten die Situation entspannte. Schein um Schein wanderte der Kasseninhalt von 1150 Euro in die Tüte – erwartet hatten die beiden deutlich mehr. Die wilde Flucht wurde kurz von einer zersplitternden Schiebetür gebremst – im Winterbetrieb (!) gehen die Türen nicht komplett auf, wie die Filialleitung erklärte.
Die Flucht, nach Bekleidungs-Tausch und Verstecken der Beute, durch das „Bonzenviertel“ zur Felderstrasse gelang. Weil aber einer der beiden erkannt worden war, stand 20 Minuten später schon die Polizei vor der Tür.
Nach Beratung durch ihre Anwälte legten die Angeklagten volle Geständnisse ab. Die Mutter eines Angeklagten – die wohl von einem Missverständnis ausgegangen war - reagierte im Zuschauerraum mit einem Zusammenbruch und musste von den anwesenden Geschwistern versorgt werden.
Bleibt die Hauptfrage: Wo sind Beute und das Messer? Nach Aussage der Angeklagten zusammen mit den Klamotten noch auf dem Gelände. Ganz schnell wollen sie der Polizei zeigen, wo genau. Ihre Hoffnung? Eine mildere Strafe.
Der Prozess wird fortgesetzt.