German Castle Con 2019 in Solingen Orks, Elben und Filmstars auf Schloss Burg

Solingen · Bei der German Castle Con auf Schloss Burg geben manche Besucher 40 Euro für ein Foto mit großen Stars aus Fantasy-Produktionen wie Herr der Ringe, Vikings oder Game of Thrones aus. Der kurze Augenblick kann sich durchaus lohnen.

German Castle Con 2019: Diese Stars waren bei der Premiere dabei
13 Bilder

German Castle Con 2019: Diese Stars waren bei der Premiere dabei

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Foto: Guido Radtke

Reinkommen, kurz Hallo sagen, in die Kamera schauen, Tschüss. Für ein Foto mit dem Lieblingsstar aus Film oder Fernsehen zahlen auf der German Castle Con viele Besucher bis zu 40 Euro. Es ist eine teure und kurzweilige Angelegenheit. Für viele lohnt sich das trotzdem für den Augenblick, in dem sie ganz dicht neben Christopher Lambert (Highlander), John Rhys-Davies (Herr der Ringe) oder Carice van Houten (Game of Thrones) stehen – und das sogar noch auf Kamera festhalten können.

15 Stargäste sind für das Wochenende nach Schloss Burg gekommen. Ihre Anwesenheit war aber nur ein Teil von dem, was die Besucher erleben konnten. Elben, Orks und Hobbits liefen in voller Montur über das Gelände. Eulen so groß wie ein menschlicher Oberkörper durften gestreichelt und wahlweise Schnapps oder Schwerter gekauft werden.

„Die Location ist einfach top“, so fasst es Cosplayerin Rokealva auf den Punkt zusammen. Kaum ein Ort ist dafür geeigneter, als Cersei Lannister, Harry Potter oder auch einfach als stinknormaler Ritter herumzulaufen. Auf Schloss Burg fühlt sich das richtig an, wenn Rokealva die großen Silikonflügel ihres Kostüms ausbreitet und zeigt, wie sehr sie Hudson aus der animierten Serie „Gargoyles“ ähnelt. Zum Kostüm gehören ein cleverer Mechanismus für die Flügel, jede Menge rote Farbe auf dem Körper und im Gesicht und natürlich die „Prosthetics“: Hörner, Ohren oder Nasen aus Silikon, die ein Mensch in ein Fabelwesen verwandeln. Ein halbes Jahr hat Rokealva daran gearbeitet. Immer wieder muss sie das ausgefallene Outftit reparieren.

„Von meinen Kollegen wurde ich anfangs belächelt“, sagt Darth Bronka, der heute als Ork aus dem Spiel „World of Warcraft“ verkleidet ist,  spitze gelbe Zähne, lange schwarze Mähne und überdimensionierte Rüstung mit Fell und Hörnern inklusive. „Ist Cosplay nicht dieser Kinderkram ?“, wurde der 40-Jährige im Büro oft gefragt. „Wenn ich ihnen aber die Fotos zeige, ändert sich die Meinung ganz schnell“, sagt der Cosplayer. Außerdem habe er an diesem Morgen im Hotel beim Frühstück neben Billy Boyd gesessen. „Wer kann das schon von sich behaupten ?“

Cosplayer beleben die German Castle Con 2019 in Solingen
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Cosplayer beleben die German Castle Con 2019

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Foto: Guido Radtke

Billy Boyd ist vielen besser als „Pippin“ bekannt, einer der Hobbit-Darsteller von der Trilogie Herr der Ringe. Der gebürtige Schotte hat bei der Fantasy-Reihe nicht nur schauspielerisch, sondern auch musikalisch beigetragen. Es ist keine bloße Koketterie, wenn er auf der Bühne beim Gespräch sagt, dass er gern mal Musik für die von Amazon Prime angekündigte Hobbit-Serie machen würde. Für Herr der Ringe komponierte er, für den Hobbit sang er das Abspannlied „The Last Goodbye“. Als er gebeten wird, das traurige Lied anzustimmen, winkt er ab. „Vielleicht später in einem Pub nach ein paar Getränken“, sagt er und lächelt. Niemand kann ihm das übel nehmen, nicht wenn er Englisch in diesem wundervollen schottischen Akzent redet.

Apropos wundervoller Akzent – Billy Boyd ist auf der Bühne nicht allein. Neben ihm sitzt John Rhys-Davies, der in der Tolkien-Trilogie den Zwerg Gimli spielt, in zwei Indiana-Jones-Filmen eine Rolle hat und in der Seirie „Shannara Chronicles“ den Elbenkönig verkörpert. Es sitzen also ein ehemaliger Zwerg und ein ehemaliger Hobbit zusammen – und nehmen die Bühne mit ihrer Ausstrahlung ein, als wären sie Riesen.

Vielleicht erklärt das, warum sich alle 30 Minuten in der Kemenate eine Menschemasse ansammelt, um kurz neben diesen Leuten zu stehen und ein Foto von dem Augenblick zu bekommen. Leute wie Christopher Lambert, der die Hauptrolle bei Highlander spielt. Eigentlich ein ganz normaler Typ, vielleicht cooler als die meisten mit seinen weißen Sneakern, auf denen ein rauchender Bart Simpsons gemalt ist. Wenn er aber den legendären Satz „There can be only one“ ausspricht, hat er einen Blick, der ihm doch etwas Übermenschliches verleiht – und ihn eben zum Star macht.

Carice van Houten, besser bekannt als die rote Priesterin Melisandre von Game of Thrones, erzählt wie ihre Schauspieler-Kollegen bei einem Interview-Panel Anektoden über ihre Rolle. Da ist etwa diese Szene aus Game of Thrones. Melisandre kurz vor der Geburt eines Dämons, ein Shadow-Baby. Sie liegt in einer Badewanne, reckt ihr Körper in der Höhe und scheint unglaublichen Schmerz zu empfinden. „Das war in einer kalten Hölle in Schottland und starrte eigentlich auf einen neongelben Stock“. Mit Computergrafik wurde später das Schattenbaby animiert. Und auch sonst war die Rolle für die Holländerin eine Herausforderung. „Melisandre ist selbstbewusst, religiös und hart, das hat mit mir nichts zu tun.“

John Rhys-Davies hingegen musste sich für seine Rolle als Zwerg wenig verstellen. Wäre die Welt der Hobbits Wirklichkeit, würde der 75-jährige wahrscheinlich wirklich in einem Schloss Unmengen von Ale trinken, ganze Schweine verspeisen und schlechte Witze über Elben machen – was Zwerge halt so tun. Als er gefragt wird, warum er denn nicht beim Hobbit mitgespielt habe, winkt er ab. „Warum soll ich einer von 13 sein wenn ich einer von einem sein konnte.“ Herr der Ringe sei die komplexere Geschichte gewesen, in der Trilogie zu spielen ein Privileg.

„Ich finde John Rhys-Davies einfach wunderbar“, sagt Frank Hettler. Er ist einer der Wartenden, die zusätzlich zu ihrer Eintrittskarte 35 Euro für das Foto mit dem Gimli-Darsteller ausgegeben haben. Das Bild als digitale Datei kann er auch bekommen – für weitere fünf Euro. Viel sei das nicht, sagt Hettler. Der 46-Jährige nimmt das Warten auf sich, obwohl er sich nur mit einem Gehstock fortbewegen kann. Am Ende sagt er, dass sich das definitiv gelohnt habe. „Es ging sehr schnell. Kurze Begrüßung, die Kamera hat geblitzt und dann kurze Verabschiedung“. Zufrieden ist er trotzdem.

Fast alle, die aus dem Foto-Shooting-Raum kommen, haben strahlende Gesichter. Ein Fan  verstaut sein Bild mit ernstem Blick in einen pinkfarbenen Ordner. Eine Frau, die John Rhys-Davies getroffen hat, stößt einen zufriedenen Seufzer aus: „Jetzt bin ich ganz verliebt.“

2500 Besucher kamen ins Bergische – sogar aus Frankreich, den Niederlanden oder Österreich. Die Resonanz blieb jedoch hinter den Erwartungen des neuen Veranstalters zurück. Es habe nach dem Aus der Vorgänger-Veranstaltungen wie der Medieval Fantasy Convention unter einem anderen Organisator große Verunsicherung geherrscht.

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