Solingen So sexy kann Naturschutz sein

Solingen · „Sex sells“, dachte sich Pia Kambergs, Mitarbeiterin der Biologischen Station Mittlere Wupper, als sie überlegte, wie das Thema Naturschutz auch für Jugendliche interessanter werden könnte. Zusammen mit dem Leiter Dr. Jan Boomers und in Kooperation mit der Stadtbibliothek stellte sie dort die Präsentation „Sex and the nature – vom Balzen, Baggern und Begehren unter freiem Himmel“ vor. „Leider lässt das Interesse der Jugendlichen am Naturschutz immer mehr nach, und da Sexualität in diesem Alter eine wichtige Rolle spielt, haben wir versucht, diese beiden Themen zu einem interessanten Abend zu verarbeiten“, erklärt Pia Kambergs die Idee.

„Sex hat eine Menge mit Naturschutz zu tun, denn wenn beispielsweise die Gewässer verschmutzt sind, sieht das Bergmolchweibchen die werbenden Tänze ihres liebestollen Männchens nicht“, weiß Jan Boomers. Erstaunt hat die beiden Referenten die Vielfalt beim Balz- und Paarungsverhalten im Tierreich. „Es gibt, glaube ich, nirgendwo sonst in der Evolution einen solchen Einfallsreichtum“, erläutert Boomers. Jugendliche waren zwar keine gekommen, dafür aber amüsierten und informierten sich zahlreiche Erwachsene im Lichtraum der Stadtbibliothek über diese Vielfalt.

„Wir beginnen natürlich mit dem Vorspiel“, scherzte Pia Kambergs, während sie verschiedene Balzriten erläuterte. Da putzt sich der Stockentenerpel im Frühherbst mit buntem Gefieder richtig heraus und der Laubenvogel baut seiner Angebeteten gleich mehrere Nester, zwischen denen sie wählen kann. Ist eines der Nester genehm, baut sie dann auch mit. „Die Männchen müssen sich richtig Mühe geben, denn oft sind sie, wie bei den Stockenten oder den Erdkröten, deutlich in der Überzahl“, erzählt Kambergs. Deshalb käme es auch im Tierreich häufig zu Seitensprüngen, denn die Weibchen wollten sichergehen, nur mit den besten Männchen Nachkommen zu zeugen.

„Männer werden in der Balzzeit zu richtigen Angebern“, sagt Boomers mit einem Schmunzeln. So singt der Drosselrohrsänger so tief und laut, dass sein Gesang auch durch das Schilf weitergetragen wird. Der Molch führt sogar einen Hochzeitstanz auf. „Die Begattung ist dann nicht mehr so aufregend, denn das Weibchen legt die Eier einfach auf dem Grund des Gewässers ab, aber der Flirt war aufregend“, fügt der Biologe hinzu. Auch Platonisches ist im Tierreich nicht selten. „Die Galapagosalbatrosse leben oft Jahre ohne Sex zusammen, bevor sie sich füreinander entscheiden.“

(RP)
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