Prozess nach sexuellem Missbrauch Vergewaltigungsvorwurf gegen Duo

WUPPERTAL / SOLINGEN · Vor dem Wuppertaler Landgericht hat sich ein 38-jähriger Syrer wegen Vergewaltigung zu verantworten, der „Freund“ einer 17-jährigen Solingerin wegen Beihilfe.

(mag) Sie kannten sich gerade drei Wochen. Lange genug, um nicht gleich misstrauisch zu werden, wenn der Freund einen Bekannten besuchen möchte. Zu kurz, um zu wissen, wohin sich anfangs zart geknüpfte Bande entwickeln können. Für eine 17-Jährige wurde jedenfalls im vergangenen Jahr ein normaler Septembertag zum Alptraum.

Sie war ihrem 23-jährigen Freund in die Wohnung des Bekannten gefolgt, ohne zu wissen, was die Männer vereinbart haben sollen. Der junge Mann habe nach Syrien fahren wollen und den 38-jährigen Iraker darum gebeten, sich um seine Freundin zu kümmern. Was die Männer unter „kümmern“ verstanden hatten, wurde klar, als das Paar in der Wohnung des Dritten eingetroffen war. Davon, dass ihr Freund dem Bekannten zehn Euro für ihre sexuellen Dienste angeboten hatte, wusste das Mädchen nichts. Als sie sich weigerte, soll der 38-Jährige gewaltsam über sie hergefallen sein. Der Iraker soll sein Opfer ins Schlafzimmer gezogen, um sie sexuell zu missbrauchen.

Der „Freund“ der jungen Frau soll anfangs im Wohnzimmer gesessen und die Hilferufe der Freundin nicht nur ignoriert haben, sondern sich nach einem Blick ins Schlafzimmer von der Szenerie abgewandt haben.

Einer der Angeklagten hat sich nun vor dem Wuppertaler Landgericht wegen Vergewaltigung zu verantworten, der andere wegen Beihilfe. Das Opfer wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen. Im Gerichtsflur wartete der Vater der mittlerweile 18-Jährigen auf seine Tochter. Sie hatte ihn zuvor gebeten, nicht mit in den Saal zu kommen, um nicht alles mit anhören zu müssen. „Für meine Tochter ist das heute ein schlimmer Tag“, spricht der Solinger über die Seelenqualen seines Kindes.

Er selbst sei es gewesen, dem die Jugendliche sich am Tag nach der Tat anvertraut habe. „Sie war noch arbeiten und danach stand sie weinend vor mir“, erinnert sich der Vater. Das Schlimmste sei gewesen, dass man sich vergebens um psychotherapeutische Hilfe bemüht habe. „Es gibt hier keine Kinder- und Jugendpsychiatrie“, berichtet er vom verzweifelten Versuch um stationäre Aufnahme seiner Tochter. Die Wartezeiten für ambulante Therapien seien zu lang, um dadurch akute Hilfe erfahren zu können.

Auch daran, dass die Täter gefasst werden konnten, hat der Vater erheblichen Anteil. Die Polizei sei zwar mit seiner Tochter zum Haus des Bekannten gefahren. Weil das Mädchen aber dessen Namen nicht kannte, habe man nicht in eine Wohnung eindringen können. Der Vater wusste hingegen, dass der „Freund“ der Tochter oft im Solinger „Hofgarten“ herumlungern soll. Nachdem er dort dem Sicherheitsdienst ein Facebook-Foto des Syrers gegeben hatte, wurde der Mann und dessen Bekannter von der Polizei gefasst und Haftbefehl erlassen. Die Angeklagten sollen polizeibekannt und in Drogengeschäfte verwickelt sein. Der Prozess wird fortgesetzt.

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