Solinger Kulturzentrum Cobra wird 25 Jahre alt Cobra: Langer Atem machte sich bezahlt

Solingen · Das soziokulturelle Zentrum in Merscheid feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen – und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die eigentlich schon vor mehr als vier Jahrzehnten begann.

 Fritz Kappner gehörte zu den Mitgründern der Cobra vor 25 Jahren. Als Geschäftsführerin zeigt sich heute Anja Stock für das Kulturzentrum verantwortlich.

Fritz Kappner gehörte zu den Mitgründern der Cobra vor 25 Jahren. Als Geschäftsführerin zeigt sich heute Anja Stock für das Kulturzentrum verantwortlich.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Mit dem Solinger Kulturleben ist die Cobra ebenso untrennbar verbunden wie das Theater und Konzerthaus – und manch einem jüngeren Besucher mag es so vorkommen, als sei das Gebäude an der Merscheider Straße schon dafür errichtet worden, als Kulturzentrum genutzt zu werden. Doch die Geschichte der Cobra und ihres Standortes ist reich an Wendungen – wie Fritz Kappner zu berichten weiß: Der freiberufliche Tontechniker und Kulturvermittler ist nicht nur seit 25 Jahren, also von ihrer ersten Stunde an, für die Einrichtung tätig. Vielmehr gehörte er auch zu jener Gruppe, die die Idee eines soziokulturellen Zentrums in Politik und Verwaltung trug.

Zu seinen Mitstreitern gehörten dabei unter anderem die Brüder Andreas und Stephan Schäfer – Letzterer wurde schließlich zum ersten Cobra-Geschäftsführer – und Hans-Joachim Eickelmann, der später die Reihe Kleinkunst etablierte. „Wir sind regelmäßig in die Börse nach Wuppertal gepilgert, manchmal sogar zu Fuß“, erinnert sich Kappner an jene Zeiten Mitte der 70er Jahre. „Dort lief alles, was cool war.“ Und so reifte im „Folk Club“, wie sich der lose Zusammenschluss nannte, der Plan, selbst ähnliche Veranstaltungen zu organisieren. Nach Konzerten an verschiedenen Schauplätzen kam unter den Verantwortlichen die Frage auf: „Warum hat Wuppertal so ein Zentrum und wir nicht ?“ So machte sich ein neu formierter Förderkreis auf die Suche nach geeigneten Standorten.

Kandidaten gab es viele, doch ergeben wollte sich aus unterschiedlichen Gründen jahrelang nichts. Doch dann rückte das alte Odeon-Kino in Merscheid in den Fokus des 1985 gegründeten Vereins „Die Provinz lebt“. Nach der Aufgabe des Kino-Betriebs hatte dort das Unternehmen Cobra-Film Werbefilme und Trailer produziert. Nach dem Niedergang der Firma stand das Gebäude an der Merscheider Straße 77-79 leer. Der heutige Standort des soziokulturellen Zentrums war gefunden und überzeugte nun auch die Politik. Die Stadt ersteigerte den markanten 20er-Jahre-Bau. Die Entrümpelung und Entkernung übernahm der Verein. „Die Mitglieder haben ehrenamtlich alles leergeräumt“, sagt Fritz Kappner.

Am 7. Oktober 1994 war es schließlich soweit: In Trägerschaft von „Die Provinz lebt“ öffnete die Cobra ihre Pforten – und bot von Anfang an ein breites kulturelles Spektrum mit Kino-Programm, Ausstellungen, Jugendarbeit, Disco, Theatervorstellungen und Livemusik. Das Haus wurde zum Anziehungspunkt. Doch Kultur kostet bekanntlich viel Geld. „Und das Team, das hier gearbeitet hat, war eine sehr große Gruppe von Amateuren“, sagt Kappner. Finanzielle Schwierigkeiten ließen nicht lange auf sich warten. Als Vorstand sprang Rechtsanwalt und CDU-Ratsmitglied Uli Kalkum in die Bresche – erst als Notvorstand, später als Vorsitzender von „Die Provinz lebt“. Dabei holte er immer wieder Sponsoren mit ins Boot. 2009 zog er die Reißleine, beantragte die Insolvenz und ebnete kurz vor seinem Tod den Weg für die Rettung des Kulturzentrums. „Was er für den Verein getan hat, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, sagt Fritz Kappner.

Aus „Die Provinz lebt“ wurde der „Cobra Club“. Die Untenehmer Michael Kölker und Jörg Föste stiegen als Gesellschafter ein. Träger ist seither eine gemeinnützige GmbH. Die Schulden wurden abbezahlt, die Strukturen professioneller.

„Heute stemmen wir ein Vielfaches an Programm mit deutlich weniger Personal“, sagt Geschäftsführern Anja Stock. Sie gelangte 1997 eher zufällig zum Kulturzentrum: „Damals wurde jemand für die Buchhaltung gesucht“, erinnert sich die gebürtige Essenerin, die eigentlich Bautechnik studiert hatte. „Ich bin hier hängengeblieben, weil die Arbeit unheimlich viel Spaß macht“, bekräftigt Stock. „An der Cobra“, sagt sie mit Blick auf die Vielfalt des Programms und die Vernetzung des Kulturzentrums, „kommt man in Solingen nicht vorbei“.

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