Carrera-Bahn für Profis Der Straßenbauer
Solingen · Harald Dannert hat eine Art Carrera-Bahn für Profis entwickelt – sehr zur Freude der Slotcar-Szene in aller Welt.
Da war sie wieder: die Begeisterung für die kleinen Autorennen zu Hause, die Harald Dannert aus seiner frühen Jugend kannte. Als er 2004 mit seiner Frau Constanze einkaufen ging, sah er die Rennbahn in einem Schaufenster. Die Freude am Spontankauf hielt aber kaum länger als bis zur Rückkehr: „Die Bahn war Mist. Der Spaß verschwand innerhalb von zehn Minuten.“
Aber der Virus war wieder da. „Meine Affinität zu Autos war immer groß“, sagt der heute 55-Jährige. Also legte er sich eine Carrera-Bahn zu, wie sie ihm die Eltern im Kindesalter geschenkt hatten. „Da kamen alle Erinnerungen wieder hoch.“ Die hielten aber nicht der Wirklichkeit Stand. Dannert stieß sich an der Qualität der Schienen. „An ihnen hat sich im Lauf der Jahre nicht viel geändert. Es gibt viele Schwachstellen.“
Die wollte der Geschäftsführer der Philipp Kron GmbH ausmerzen und sich eine Bahn für den Privatgebrauch bauen – mit einem anderen Werkstoff als Plastik. „Ich fing an zu konstruieren. Es hat Jahre gedauert, bis die Sache Hand und Fuß hatte.“ 2015 stand die Datensammlung, ein Jahr später gab es ein grobes Konzept. Und am 22. Mai wurde die Harrel GmbH & Co. KG ins Handelsregister eingetragen. Gegenstand des Unternehmens: „die Entwicklung, Produktion, Lagerung und der Vertrieb von Autorennbahnen und Fahrbahnen für Spielzeugautos mit der eingetragenen Wortmarke Harrel“.
Wobei „Spielzeug“ in die Irre führen könnte: Für Slotcars begeistern sich Erwachsene – speziell in Italien und Spanien sowie in Großbritannien und den USA. Dannert: „Slotcar Racing hat den Ursprung in Großbritannien. Dort gibt es eine eingeschworene Szene. Profis bauen ihre Autos nicht nur selbst, sondern wuchten beispielsweise auch die Räder aus.“ Der Ohligser Unternehmer ist sicher, dass sie auch vierstellige Summen für eine Rennstrecke in die Hand nehmen werden. So sicher, dass er mit Hilfe der Stadt-Sparkasse selbst eine hohe sechsstellige Summe in die Entwicklung der bisher zehn Fahrbahnelemente investierte.
Im ersten Quartal 2019 sollen sie auf den Markt kommen. Dannert: „Die Basisausstattung wird sukzessive erweitert. Wir haben noch vieles in petto.“ Allen einzeln erhältlichen Fahrbahn-Elementen gemeinsam sind die Qualität und die große Zahl an (austauschbaren) Komponenten – 65 bis 110, je nach Modul. Harrel-Straßen basieren auf stabilen lackierten MDF-Platten mit Einsätzen aus Kunststoff und Metall. „Jedes Teil wird individuell spanend hergestellt“, erläutert der Geschäftsführer, der die Kunststoff-Einsätze selbst produziert. „Für die erste Serie brauchen wir 24 Spritzgusswerkzeuge.“
Alles ist bis ins Detail durchdacht. Dannert: „Wir haben beispielsweise die Steckkontakte mit einer Firma aus dem Schwarzwald so perfektioniert, dass wir keine zusätzliche Stromeinspeisung brauchen. Kein Teil der bis zu achtspurigen Fahrbahn ist von der Stange.“ Die Erfindungen ließ sich der Solinger ebenso wie den Markennamen schützen. „Unsere Patentrecherche ergab: Das hat es auf der ganzen Welt noch nicht gegeben.“ Die Markteinführung im nächsten Jahr soll „mit Kawumm“ erfolgen. „Wir holen beispielsweise die Leute ab, die mit ihren Slotcars die 24 Stunden von Le Mans nachfahren. Die achten sogar darauf, dass es entsprechend hell oder dunkel im Raum ist.“
Es ist eine andere Welt als die der Carrera-Bahn-Besitzer – denen Dannert aber die Hand reicht. „Carrera ist der Marktführer. Wir bedienen eine Nische. Deshalb werden wir natürlich auch ein Adapter-Modul im Programm haben. Wir nennen das Generationen-Spielzeug: Da kann die Anlage aus der Kindheit integriert werden, oder der Vater verbindet seine Rennstrecke mit der des Sohns.“
Eine Rennstrecke für Demonstrationszwecke will Harald Dannert in Ohligs bauen. Der Solinger schließt gerade den Kauf einer Halle ab, die zum Teil von Harrel genutzt werden soll. „An der Kronenstraße fertigen wir schon auf drei Ebenen und platzen aus allen Nähten.“