Silikonöl-Prozess gegen Solinger am Landgericht Erst die Injektion, dann der „gesellige Teil“
Solingen/Wuppertal · Nachdem ein Mann nach einer Injektion mit Silikonöl in den Penis gestorben ist, sagt jetzt ein Zeuge im Prozess gegen einen Solinger aus.
Dass einer seiner „Kunden“ gestorben ist? Das scheint den wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagten Solinger nicht davon abgehalten zu haben, auch danach noch anderen Männern seine „Dienste“ anzubieten. Ein Zeuge sprach nun vor dem Wupperttaler Landgericht über mehrere Injektionen, die nach dem Todesfall im Februar 2020 bei ihm vorgenommen worden seien.
Erstmals sei er im August 2020 in Solingen gewesen, um sich Silikonöl injizieren zu lassen. Weitere sieben Behandlungen habe es danach noch gegeben, die letzte vor fünf Monaten. Der Angeklagte habe ihm davon erzählt, nach Spanien auswandern zu wollen. Ihm sei deshalb klar gewesen, dass er weitere Injektionen selbst vornehmen müsse, so der Zeuge. Zu diesem Zweck soll ihm der 46-Jährige angeboten haben, ihm Silikonöl zu überlassen. Gekauft habe er das Öl vom Angeklagten anfangs für zwei Euro und später für 2,50 Euro pro Milliliter.
Der Kontakt sei über ein Internetforum zustande gekommen und der 46-Jährige habe ihn anfangs vor die Wahl gestellt: Entweder ein „Date“, oder eine Injektion. Beides zusammen gehe für ihn nicht, der Zeuge hatte sich für die Behandlung entschieden. Informiert habe er sich zuvor im Internet und ja, er habe gewusst, dass es Komplikationen geben könne. Er sei aber davon ausgegangen, dass medizinisches Silikon verwendet worden sei. Dass es sich um Bausilikon handeln soll, habe er erst vor kurzem aus der Presse erfahren. Was ihm der Nebenklageanwalt mit auf den Weg gab, dürfte ebenfalls nicht zur Beruhigung beigetragen haben: Demzufolge kann sich das Silikon bei einem Sturz oder Schlag lösen und zum Tode führen.
Dass er mehrfach in Solingen zur Behandlung gewesen sei, obwohl es beim Angeklagten in dieser Zeit schon Hausdurchsuchungen gegeben hatte? Auch dass kommentierte der Zeuge mit einem Kopfschütteln. Hätte er gewusst, dass es den nun verhandelten Vorfall gegeben hat, hätte er selbst wohl zumindest die „Pausentaste“ gedrückt. Er hätte erwartet, darüber informiert zu werden. Zuvor habe er die Abläufe in der Wohnung des Angeklagten in Solingen als seriös wahrgenommen, von früheren Injektionen habe er das anders gekannt. Nach Qualifikationen habe er nicht gefragt: „Dass es kein Zeugnis von der Volkshochschule gibt, war schon klar.“ Er sei auch immer über Nacht geblieben, nach den „Behandlungen“ habe man sich Essen bestellt und sei „zum geselligen Teil“ übergegangen. Gesundheitliche Probleme habe er durch die Injektionen von Silikonöl in Penis und Hoden nicht gehabt.