Solingen Sie müssen nur noch tanzen

Solingen · Die Discofox-Weltmeisterschaft in Solingen ist für Klaus Lustig und Juliane Gloßner in doppelter Sicht eine Herausforderung. Die Drittplatzierten des Vorjahres wollen erneut ins Finale tanzen, sind gleichzeitig aber auch für die Organisation des Turniers verantwortlich.

 2009 bei den Deutschen Meisterschaften hatten Juliane Gloßner und Klaus Lustig schon einmal bei einem großen Wettkampf im Konzertsaal ein Heimspiel. Am Samstag wollen sie bei der Discofox-WM ins Finale.

2009 bei den Deutschen Meisterschaften hatten Juliane Gloßner und Klaus Lustig schon einmal bei einem großen Wettkampf im Konzertsaal ein Heimspiel. Am Samstag wollen sie bei der Discofox-WM ins Finale.

Wie der Discofox funktioniert, wusste Klaus Lustig. Zumindest, was den Grundschritt und ein paar einfache Drehungen betraf. Was darüber hinaus geht, hat er sich beibringen lassen – von seiner heutigen Tanzpartnerin. "Ich habe damals eigentlich nur Jule kennenlernen wollen. Also musste ich Discofox lernen", blickt der heute 40-Jährige auf die Anfänge einer sportlich erfolgreichen Karriere zurück, die so keiner von beiden erwartet hätte.

Erst fungierte Juliane Gloßner als Tanzlehrerin. Kurze Zeit später war Klaus Lustig so ehrgeizig, den freigewordenen Platz einzunehmen, nachdem sich ihr Turnierpartner aus dem Wettkampfgeschehen zurückzogen hatte.

Neun Jahre später gehören die beiden Solinger bei ihrer sechsten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft zu den Favoriten auf die Teilnahme an der Finalrunde. "Wir hätten uns anfangs nie träumen lassen, einmal Deutscher Meister zu sein oder Medaillen bei einer Weltmeisterschaft zu gewinnen", sagt Lustig. Am Samstag beim Heimspiel im mit rund 700 Zuschauern ausverkauften Konzertsaal haben er und seine 28-jährige Partnerin den dritten Platz der Vorjahres-WM in Tschechien zu verteidigen. "Wir wären angesichts des hohen Niveaus im Starterfeld schon zufrieden, wenn wir überhaupt ins Finale der sechs besten Paare kommen würden."

Wenn das nicht gelingen sollte, wäre das für Klaus Lustig und Juliane Gloßner bei ihrer eigenen Weltmeisterschaft eine Enttäuschung. Wie vor zwei Jahren bei den nationalen Titelkämpfen ist das Paar nicht nur auf dem Parkett aktiv, sondern fungiert im Auftrag der "International Dance Organization" auch als Ausrichter. Bei der Deutschen Meisterschaft hatte die Doppelbelastung noch ein Platz auf dem Treppchen gekostet. "In diesem Jahr haben wir bei der Organisation sehr früh viele Dinge aus der Hand gegeben, um den Rücken freizuhaben", sagt Lustig, der auf ein Team mit 36 freiwilligen Helfern zurückgreifen kann. "Daher hoffe ich, dass uns die Organisation beim Tanzen nicht beeinflussen wird."

Das erste Training dieser Woche in der letzten Phase der Vorbereitung verlief frei nach dem Motto "Wir haben uns gesehen und ein bisschen getanzt". Der Stress für die Steuerfachangestellten, direkt nach dem Job die Tanzschuhe zu schnüren, habe (noch) zu großen Einfluss. "Zum Glück haben wir in dieser Woche beide Urlaub, um mit freiem Kopf zu üben." Dabei geht es weniger um die Schrittfolgen für die Pflichtprüfungen und die Kür, sondern um die Kondition. International wird in der Vorrunde mehr getanzt als bei Wettkämpfen in Deutschland.

Grundschritt im Höchsttempo

Zum Aufwärmen tanzen Klaus Lustig und Juliane Gloßner minutenlang das, was in Anfängerkursen vermittelt wird: "Eins, zwei, tepp. Eins, zwei, tepp." Immer wieder. Allerdings in Höchstgeschwindigkeit zu wummernden Bässen. Der schnell getanzte Discofox, der sogenannte Quick, ist Voraussetzung, um das Semifinale zu erreichen. Auf den Grundschritt folgen die Platzwechsel, später die zum Teil spektakulären Fall- oder Wickelfiguren oder ein x-ter Probelauf der Kür. "Alles ist fertig – wir müssen nur noch tanzen."

(RP/rl)
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