Solingen Senioren sollen sich sicher fühlen

Solingen · Die Polizei sucht Senioren-Sicherheitsberater aus der Generation 50 plus, die sich für das Ehrenamt ausbilden lassen.

Horst Faust ist immer über die neuesten Tricks der Taschendiebe und Abzocker informiert. Via Internet steht er mit der Polizei in Verbindung, wird über neue Methoden auf dem laufenden gehalten, mit denen Kriminelle vor allem alte Menschen ausnehmen wollen. Horst Faust gehört zur ersten Generation der Senioren-Sicherheitsberater, die die Polizei in speziellen Kursen ausbildet. Und obwohl er bereits 81 Jahre alt ist, will er weitermachen, zusammen mit elf andern Menschen aus der Generation 50 plus, die dieses Ehrenamt innehaben. 20 waren es ursprünglich, die als Berater tätig waren, jetzt ist die Gruppe auf zwölf geschrumpft und die Polizei sucht dringend "Nachwuchs".

"Das ist ein echtes Erfolgsprojekt", sagt Kriminalkommissar Jörg Peiseler, der die Seniorensicherheitsberater, die er liebevoll "Sesis" nennt, betreut. Seit 2008 sind die Berater aktiv, kommen zu Vorträgen in Seniorenheime, beraten Einzelpersonen oder sind an Infoständen auf Messen dabei. Voraussetzung für die ehrenamtliche Tätigkeit ist eine vierwöchige Ausbildung bei der Polizei, an fünf Tagen findet sie jeweils von 13 bis circa 17 Uhr statt. "Wir überprüfen die Senioren, die Sicherheitsberater werden wollen, vorher, sie dürfen nicht vorbestraft sein, und auch braue Vögel wollen wir nicht", sagt Jörg Peiseler. Darüber hinaus sollten sich die neuen Berater in die vorhandene Gruppe integrieren. Die trifft sich auch ab und zu zum Gedankenaustausch oder einfach nur zum Kaffeetrinken, wie Horst Faust erzählt.

Bei seiner Beratungstätigkeit hält er nicht nur Vorträge vor Senioren. "Manchmal spreche ich auch Leute einfach im Bus an", sagt der 81-Jährige. Einmal hat er auch einer Frau geholfen, bei der ein Inkassounternehmen Telefonkosten eintreiben sollte, die sie gar nicht verursacht haben konnte.

Auch Roswitha Kribus ist Senioren-Sicherheitsberaterin. Die 60-Jährige erinnert sich ein eine alte, gehbehinderte Dame, die bei der Sparkasse nicht nur auffällig mit ihrer Geldbörse und diversen Karten hantierte, sondern auch 500 Euro in bar abholte. "Das habe ich hinterher den Kassierer angesprochen, ob es nicht seine Aufgabe sei, die Frau auf ihr leichtsinniges Verhalten aufmerksam zu machen", erzählt die Beraterin. Erst sei der Sparkassenangestellte empört über diese Einmischung gewesen, habe sich später aber verständnisvoll gezeigt. So wie Roswitha Kribus ist es auch den anderen "Sesis" ergangen, meistens stoßen sie auf viel Verständnis bei ihrer Tätigkeit. "Die Leute sind eigentlich immer ganz dankbar", sagt Ellen Carl, die sowohl Vorträge hält als auch im privaten Bekanntenkreis aufklärt, wie ältere Menschen vermeiden können, Opfer von Straftaten zu werden. Denn, so weiß Jörg Peiseler, die Gutmütigkeit alter Leute wird immer wieder ausgenutzt. Den Menschen Angst zu machen sei aber auch der falsche Weg. "Angst ist ein schlechter Ratgeber", sagt auch Roswitha Kribus.

Monika Willms macht nicht nur die Aufklärung anderer Älterer Spaß, sie hat auch für sich selbst durch die Tätigkeit und die vorausgegangenen Schulungen viel gelernt. Und wenn sie in den nächsten Tagen beim Besuch eines Weihnachtsmarktes jemand auffällig anrempelt, hat sie ein besonders wachsames Auge auf ihre Handtasche.

Die nächsten Bewerbungsgespräche für die neuen Sicherheitsberater sind im Januar.

(RP)
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