Solingen Schwerer Stand für Konditoreien

Solingen · Früher gab es noch 27 Konditoreien in Solingen, heute gibt es gerade mal noch acht. Konrad Daun ist einer davon, er ist auch Obermeister der Konditor-Innung. Ab April will sich Daun nur noch auf die individuelle Tortenherstellung konzentrieren.

 Konditor Konrad Daun in seinem Geschäft an der Burgstraße. Ab April will er sich nur noch auf die individuelle Tortenherstellung beschränken, nur sonntags noch den Tortenverkauf anbieten.

Konditor Konrad Daun in seinem Geschäft an der Burgstraße. Ab April will er sich nur noch auf die individuelle Tortenherstellung beschränken, nur sonntags noch den Tortenverkauf anbieten.

Foto: Boris Schmidt

Konrad Daun (67) ist begeistert von seiner Arbeit als er Fotos zeigt: "Hier wollte das Brautpaar eine Landkarte von Kanada auf der Hochzeitstorte haben, dort hatten sie sich kennengelernt", oder eine Torte mit einer "Gorch Fock" aus Marzipan darauf, ein mit Schokolade gemaltes Solinger Motiv auf einer anderen Torte. Konrad Daun ist Konditormeister und ein wahrer Künstler – seit 40 Jahren.

Daun ist einer von acht Konditoreibetrieben in Solingen. "Als ich mich selbstständig machte, waren es noch 27 Konditoreien in der Stadt", erinnert sich Daun. Und dabei steht Solingen in der Region noch relativ gut da: in Remscheid gibt es ganze drei Konditoreien, in Wuppertal nur sechs, so Daun, der Innungsobermeister ist und zwölf Jahre zum Vorstand der Innung in Nordrhein gehörte.

Woran liegt das Konditoreinsterben in Solingen? "Es ist nicht einfach, von der reinen Tortenfabrikation zu leben. In den meisten Fällen muss ein Café oder eine Bäckerei dabei sein." Und dann die Konkurrenz: Wie bei Schokolade wird bei Torten, die es auch in vielen Bäckereien und Backshops gibt, Butterreinfett verwendet, bei richtigen Konditoren aber nur echte Butter. Das kostet mehr Geld, und dadurch wird zum Beispiel Schokolade "gestreckt" und ist leichter verarbeitbar, wie Daun erläutert. Was Bäckereien oder auch Tiefkühltorten für acht Euro im Gegensatz zu Konditoren eben nicht bieten könnten, sei die Individualität, die Kreativität des Konditors. Jede Torte sei ein Unikat, gemacht nach den Wünschen und Vorstellungen des Kunden, geliefert zu genau dem Zeitpunkt, zu dem der Kunde die Torte braucht, und wenn es um Mitternacht ist. Das sei das Kapital und Dilemma des Konditors, wenn er nicht auch noch ein Café habe.

Daun hat in der Burgstraße kein Café, lediglich zwei Stehtische und einen Tortenverkauf. Er steht früh um 3.30 Uhr auf und backt Brötchen, denn er ist auch Bäckermeister. Damit will Konrad Daun aber ab April Schluss machen, sich nur noch auf die individuelle Tortenherstellung beschränken, nur sonntags noch den Tortenverkauf anbieten: "Hier ist nichts mehr los, früher gab es einen Friseur gegenüber, einen Lebensmittelladen, aber jetzt gibt es keine Kundschaft mehr für Brot und Einzelstücke Torte", so Daun über das Dilemma der Branche in den Randbereichen des Zentrums.

Geniale Kunstfertigkeit

Daher setzt er weiter auf den guten Ruf des Handwerks und seines Betriebes, auf seine Kreativität und schon geniale Kunstfertigkeit, denn Konrad Daun ist Einzelkämpfer, hat eine Hilfe, und seine Frau Sigrid, die für das Geschäft zuständig hat. "Mund-zu-Mund-Propaganda ist alles. Jede Torte ist eine Werbung für uns und das Konditorhandwerk", so Daun. Die Torten, zauberhaft verziert, sind nicht nur Broterwerb, sondern auch der Stolz von Daun. Stellt sich die Frage, ob der Meister auch selbst noch Torte isst? "Aber ja, sehr gerne, das tut jeder echte Konditor. Ich liebe Frucht-Sahne-Torten". Und Ehefrau Sigrid ergänzt lachend: "Ich auch, aber ich mag einfach alle Torten."

(cpg)
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