Solingen Schwere Vorwürfe gegen Mitglied der City-Szene

Solingen · 35-jähriger Alkohol- und Drogensüchtiger soll geraubt und geprügelt haben. Prozess wird am 1. Oktober fortgesetzt.

Die Vorwürfe wiegen ebenso schwer, wie es schwer sein dürfte, sie so aufzuklären, dass am Ende ein belastbares Urteil stehen kann. Denn alle Straftaten, für die sich gestern ein 35-jähriger Mann aus der Innenstadt-Szene vor dem Schöffengericht verantworten musste, spielten sich unter Alkohol- und Drogensüchtigen ab. Manche der gestern geladenen Zeugen konnten glaubhaft ihre Erinnerungslücken vortragen, bei anderen drängte sich der Eindruck auf, dass sie sich nicht erinnern wollen. Der Angeklagte, der weder Schulabschluss noch Ausbildung hat und von Hartz IV lebt, sitzt seit dem 13. Juni in Untersuchungshaft. Er ist geschieden und Vater von zwei Kindern.

Die ihm vorgeworfenen Taten liegen zwischen dem 29. März und 29. Mai, eine nachgereichte Anklage betrifft einen Fall am 1. Oktober 2012. Bei allen dem Mann vorgeworfenen Taten war Gewalt in hohem Maße im Spiel, ebenso wie Alkohol und vermutlich auch in den meisten Fällen Betäubungsmittel. Der Angeklagte selbst erklärte, vor seiner Inhaftierung am Tag eine Flasche Wodka, drei bis vier Flaschen Bier und Speed konsumiert zu haben. Manche der Taten gibt er zu, anderen bestreitet er.

So sieht der 35-Jährige seine Auseinandersetzungen mit der Polizei auf der Blumenstraße ein wenig anders, als die eingesetzten Beamten, die gestern vor Gericht aussagten. Als sie zu einem Streit zwischen den Angeklagten und drei anderen Mitgliedern der Innenstadt-Szene gerufen wurden, seien sie auf keine Unbekannten getroffen, sagte der 39-jährige Beamte, der bei dem Einsatz Dienstgruppenleiter war. "Wir wussten, dass er tritt, spuckt und Widerstand leistet", sagte er mit Blick auf den Angeklagten. Daher habe man ihm Handfesseln angelegt und in den Streifenwagen bugsiert. Drinnen habe er gegen die Tür und in Richtung eines Beamten getreten. Der Angeklagte selbst will wegen der schmerzenden Handfesseln gegen die Wagentür getreten haben. Der Angeklagte sei ausgerastet, als man seine minderjährige, stark betrunkene Begleiterin mit auf die Wache nehmen wollte.

Auch die angeklagten Diebstähle haben sich ausnahmslos im Milieu angespielt, die hierzu gestern gehörten Zeugen lieferten jedoch aufgrund alkoholbedingter Erinnerungslücken wenig Aufschlussreiches. Seinen Hang zur Gewalttätigkeit gab der Angeklagte offen zu: "Ich hab' sofort zurückgehauen, das war ein Reflex", sagte er einmal. Das Gericht will in der kommenden Woche noch zwei weitere Zeugen hören, die gestern nicht zum Termin im Amtsgericht erschienen waren. Der Prozess wird am 1. Oktober um 9 Uhr im Saal 106 fortgesetzt.

(RP)
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