Solingen Schwarzfahren wird 20 Euro teurer

Solingen · Wer ohne gültigen Fahrschein in Bus und Bahn erwischt wird, zahlt 60 Euro. Die Quote der Schwarzfahrer ist gering.

"Die Fahrscheine, bitte." Wer dieser Aufforderung in Bus und Bahn nicht nachkommen kann, für den wird es bald deutlich teurer. Die Preise für Schwarzfahren steigen: Das "erhöhte Beförderungsentgelt" wird deutschlandweit von 40 auf 60 Euro angehoben. Die beiden in der Klingenstadt aktiven Verkehrsunternehmen, Stadtwerke Solingen (SWS) und die "Müngstener"-Betreiber Abellio GmbH, begrüßen diesen Schritt.

"Die Erhöhung war längst überfällig, die letzte liegt über zehn Jahre zurück", heißt es. SWS-Sprecherin Silke Rampe erklärt: Im gleichen Zeitraum seien die Ticketpreise um 40 Prozent gestiegen. Die Erhöhung sei nur folgerichtig. 2003 wurde zum letzten Mal das "erhöhte Beförderungsentgelt" festgelegt. Angesichts mittlerweile gestiegener Preise schreckt die Strafe von 40 Euro nicht mehr ab, erklärt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Dabei würden den Nahverkehrsanbietern durch Fahrgäste ohne Ticket bis zu 250 Millionen Euro im Jahr entgehen. Der VDV hatte sich deshalb für die Anhebung in Berlin eingesetzt und fand Gehör bei der Bundesregierung. Ihren Vorschlag beschloss der Bundesrat Ende November. Der neue Schwarzfahrer-Tarif tritt wahrscheinlich ab März in Kraft und gilt für die ganze Bundesrepublik, festgelegt in einer Bundes-Verordnung für Eisenbahnen und in einer für Busse und Straßenbahnen.

Der Verkehrsbetrieb der Solinger Stadtwerke sieht sich im Kampf gegen die Schwarzfahrerei gut gerüstet. Bereits seit zwölf Jahren müssen Passagiere vorne beim Fahrer einsteigen, und seit drei Jahren greift die elektronische Ticket-Kontrolle, in dem der Chip des Dauerfahrscheins eingelesen und überprüft wird. Viele nutzen den Bus mehrmals am Tag, längst nicht nur für die Hin- und Rückfahrt. Jedenfalls steigen 25 Millionen Mal Fahrgäste im Jahr in einen der Solinger Stadtwerkebusse. Bei 160 000 von ihnen haben die Kontrolleure das Ticket überprüft - und sie erwischten dabei lediglich 0,4 Prozent ohne gültigen Fahrschein, also 640 Fahrgäste. "Das ist wenig", sagt Stadtwerke-Sprecherin Silke Rampe mit Blick auf die geringe Zahl der Schwarzfahrer. Zumal 30 Prozent der Fahrgäste, die bei den Kontrolleuren aufgefallen sind, ihre gültige Dauerkarte später noch nachweisen konnten. Sie hatten diese bei der Überprüfung versehentlich nicht eingesteckt gehabt.

Schwarzfahren ist für Silke Rampe allemal kein Kavaliersdelikt: Denn die dem Solinger Verkehrsbetrieb dadurch entgangenen Einnahmen müssen am Ende andere zahlen. Da die Kosten auf alle Bürger umgelegt werden. Übrigens: Ebenso gering ist die Quote der Schwarzfahrer auf der "S 7", die täglich knapp 10 000 Passagiere nutzen. "0,5 Prozent der kontrollierten Fahrgäste haben keinen gültigen Fahrschein", erklärt Marina Pohl von Abellio, der Betreibergesellschaft. Die Passagiere seien daran gewöhnt, dass täglich von den Kundenbetreuern kontrolliert werde, die in den Zügen mitfahren. Nach 20 Uhr sind 80 Prozent der Züge mit Personal besetzt, davor sind es weniger.

Auf jeden Fall ist die Chance groß, erwischt zu werden. Mit zukünftig 60 Euro hat sich der Einsatz nun erhöht.

(RP)
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