Solingen Schwangere gekidnappt: Prozess hat begonnen

Solingen · Vor dem Landgericht in Wuppertal hat am Dienstag der Prozess gegen einen 29-jährigen Mann aus Solingen begonnen, der am 7. Mai eine schwangere 16-Jährige entführt und mehrfach missbraucht haben soll.

2009: Schwangere entführt und missbraucht - Prozessauftakt
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Erst nach fünf Tagen war der jungen Frau die Flucht aus der Wohnung des Täters, der bei seinen Eltern lebte, gelungen. Zu Prozessbeginn schloss die 4. Strafkammer des Landgerichts zunächst für die Dauer der Vernehmung des Angeklagten zur Sache die Öffentlichkeit aus.

Im Vorfeld des Prozesses hatte der Angeklagte während seiner Begutachtung durch einen Psychiater die Vorwürfe weitgehend eingeräumt. Wenn der Angeklagte sein Geständnis wiederholt, kann der 16-Jährigen, die kurz vor der Entbindung steht, eine Aussage vor Gericht erspart bleiben.

Schülerin wurde immer wieder gefesselt

Der arbeitslose Stefan G. fesselte die Schülerin laut Anklage immer wieder. Fliehen konnte sie demnach nur, weil G. an einem Sonntag in Eile seine Wohnung verließ und sie nicht richtig fesselte.

Geiselnahme, Vergewaltigung und den Besitz umfangreichen kinderpornografischen Bildmaterials wirft die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten vor, dem dafür bis zu 15 Jahre Haft drohen. Ob er sich zu den Vorwürfen äußern will, ist einem Gerichtssprecher zufolge bisher nicht bekannt. Allerdings hat die Kammer das Opfer bislang nicht als Zeugin geladen - ein Hinweis darauf, dass die Richter möglicherweise auf eine Aussage des Angeklagten hoffen, die dem Mädchen ein Erscheinen vor Gericht ersparen würde.

Der Solinger soll die Jugendliche im Mai dieses Jahres auf ihrem Schulweg in einem Waldstück hinterrücks überfallen und sie in seine rund 400 Meter entfernte Wohnung verschleppt haben. Nach den Aussagen der 16-Jährigen bedrohte er sie mit einem Messer und fesselte sie - dabei habe er eine Jacke über die Fesseln gelegt und eine "liebevolle Umarmung" vorgetäuscht, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.

Schultasche in Wohnung des 29-Jährigen gefunden

In der Wohnung in seinem Elternhaus soll der als Einzelgänger geltende Mann die damals im vierten Monat schwangere Jugendliche mehrfach vergewaltigt und missbraucht haben - obwohl sie ihm von der Schwangerschaft erzählte. Sie habe auch spezielle Wäsche für ihn anziehen müssen. Diese wurde wie die Schultasche des Mädchens damals nach der Festnahme des Mannes in seiner Wohnung entdeckt - für die Staatsanwaltschaft Hinweise, dass die Aussagen der 16-Jährigen der Wahrheit entsprechen. Der 28-Jährige soll nach Aussage der Schülerin vorgehabt haben haben, sie über längere Zeit als seine "Gespielin" gefangen zu halten.

Zur Flucht verhalf dem Mädchen nach ihren Aussagen ein Zufall: Der Angeklagte war demnach am Sonntag, 10. Mai, von einer Verwandten mit einem Taxi zu einer Konfirmationsfeier abgeholt worden und deshalb in Eile. "Er hatte offenbar keine Zeit mehr, das Mädchen zu fesseln", sagte der zuständige Staatsanwalt damals. Daher habe er die 16-Jährige verbal eingeschüchtert und ihr für den Fall eines Fluchtversuches damit gedroht, sie umzubringen. Davon habe sich das Mädchen nicht einschüchtern lassen und sei aus der Wohnung geflohen. Der Mann wurde einige Stunden später festgenommen - bei einer Konfirmationsfeier in einem Restaurant in Hückeswagen festgenommen.

Bisher sind vier Prozesstage bis zum 9. Oktober geplant.

(AP/RP/jt/aki)
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