Schulpolitischer Paukenschlag Solingen bekommt neue Gesamtschule
Solingen · Die neue Gesamtschule soll am Schulzentrum Vogelsang entstehen. Die Realschule Vogelsang soll stattdessen einen neuen Standort erhalten. Die Details.
Es kommt einem schulpolitischen Paukenschlag gleich. Schon ab dem übernächsten Schuljahr, das im Sommer 2024 beginnt, wird es in der Solinger Schullandschaft zu einer groß angelegten Umgestaltung kommen. Denn dann wird in der Klingenstadt eine neue Gesamtschule den Betrieb aufnehmen – was wiederum bei zwei anderen Schulen ebenfalls zu maßgeblichen Veränderungen führt. So soll die erst im Jahr 2013 gegründete Sekundarschule bis zum Jahr 2029 auslaufen, während die Realschule Vogelsang einen neuen Standort erhält.
Dies haben Schuldezernentin Dagmar Becker (Grüne) sowie der Leiter des Stadtdienstes Schule, Oliver Vogt, am Donnerstag bekannt gegeben. Gleichzeitig kündigten Becker und Vogt eine regelrechte Standort-Rochade an. Während nämlich die fünfte Solinger Gesamtschule und die auslaufende Sekundarschule fortan wie das dortige Gymnasium bis zum Beginn der für 2028 geplanten Neubaumaßnahmen im Schulzentrum Vogelsang unterkommen, wird die Realschule Vogelsang an die Guntherstraße am Central ziehen.
Dort hat zurzeit noch die Sekundarschule ihre Bleibe. Deren Tage sind auf jeden Fall gezählt. „Es gab für das Schuljahr 2023 / 24 nur noch 27 Anmeldungen für die Stufe 5“, begründete Dezernentin Becker den Schritt zur Schließung der Sekundarschule. Der Trend zu immer geringeren Anmeldezahlen habe sich bereits in den vergangenen Jahren abgezeichnet, sodass der Stadt nun aufgrund der allgemein angespannten Rahmenbedingungen keine andere Wahl geblieben sei, als die schulpolitische Notbremse zu ziehen. „Man kann sagen, dass die Eltern mit den Füßen abgestimmt haben. Und wir müssen mehr Schulraum für die Sekundarstufe I schaffen“, sagte Becker am Donnerstag auf Nachfrage.
Tatsächlich hat sich in den zurückliegenden Jahren ein Wandel innerhalb der Solinger Schullandschaft vollzogen. So blieb die Nachfrage nach der Sekundarschule, die im Jahr 2013 als Ersatz für die Schulform Hauptschule an den Start gegangen war, eher gering. Dagegen gab es bei Realschulen, Gymnasien sowie Gesamtschulen ein ungebrochenes Interesse. Zudem machte sich zuletzt aber auch die Aufnahme von fast 700 aus der Ukraine geflüchteten Kindern und Jugendlichen deutlich bemerkbar, sodass sich die Verantwortlichen jetzt entschlossen, die Umgestaltung vorzunehmen.
„So eng wie derzeit war es noch nie“, betonte Dagmar Becker, die ferner berichtete, die endgültige Entscheidung sei am Dienstag im Verwaltungsvorstand mit allen Beigeordneten sowie Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) getroffen worden. Zuvor hatten bereits Gespräche mit der Politik über die anstehenden Veränderungen stattgefunden, sodass am Mittwoch auch die Leitungen der betroffenen Schulen Realschule Vogelsang sowie Sekundarschule informiert werden konnten.
Die Begeisterung hielt sich dort dem Vernehmen nach allerdings zunächst einmal in engen Grenzen. So reagierten die Verantwortlichen an der Sekundarschule mit Enttäuschung auf das nun absehbare Ende ihrer Schule. Und auch an der Realschule Vogelsang, die erhalten bleibt, aber schon 2024 umziehen muss, überwog angesichts der bevorstehenden Veränderungen die Skepsis.
Eine Haltung, die die Stadt nachvollziehen kann. Dennoch bemühten sich Schuldezernentin Becker und Stadtdienstleiter Vogt am Donnerstag, der Realschule den Umzug schmackhaft zu machen. So werde die Schule an der Guntherstraße ein modernes und gut ausgestattetes Gebäude beziehen, sagte Dagmar Becker, derweil Oliver Vogt unterstrich, die Realschule Vogelsang werde – unter einem neuen Namen, den es noch zu finden gelte – auf jeden Fall erhalten. Vogt: „Die Nachfrage nach der Schulform Realschule ist in Solingen stabil.“
Am Vogelsang werden ab dem Schuljahr 2024 / 25 mit dem dort ohnehin vorhandenen Gymnasium, der aufzubauenden Gesamtschule sowie der auslaufenden Sekundarschule zwischenzeitlich drei Schulen untergebracht sein. Sollten die Bauarbeiten für das neue Schulzentrum tatsächlich 2028 beginnen, stünde für die Sekundarschule in ihrem letzten Jahr noch einmal ein Umzug an.
Zeitlich begrenzt umziehen müssen auch das Gymnasium Vogelsang und die neue Gesamtschule. Sie wechseln in der Bauzeit am Vogelsang an die Standorte Krahenhöhe beziehungsweise Rennpatt. Große Erwartungen sind an das zukünftige Oberstufenzentrum am Vogelsang geknüpft. Zwischen Gymnasium und Gesamtschule ist eine enge Kooperation geplant.
Die Gesamtschule soll vierzügig, bei Bedarf in der Sekundarstufe I sechszügig werden. Mit einem sechsten Zug ab 2024 / 25 an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule und der neuen Gesamtschule Vogelsang verfügt Solingen zukünftig über fünf Gesamtschulzüge mehr als heute.