Streit um „Solinger Modell“ Stadt widerspricht Familienminister Stamp

Solingen · NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) hatte im Fernsehen erklärt, nicht alle Solinger Schulen seien mit Hybridunterricht einverstanden.

 NRW-Familienminister Joachim Stamp.

NRW-Familienminister Joachim Stamp.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Aussagen des Landesfamilienministers und stellvertretenden NRW-Ministerpräsidenten Dr. Joachim Stamp (FDP) zu einer vermeintlich mangelnden Akzeptanz des sogenannten Solinger Weges bei Schulen in der Klingenstadt sorgt für Unverständnis bei der Stadtverwaltung. Denn nachdem der Minister am Montagabend in einer Nachrichtensendung des ZDF erklärt hatte, nicht alle Solinger Schulen hätten eine Umstellung auf getrennten Unterricht gewollt, hat Schuldezernentin Dagmar Becker (Grüne) eine solche Darstellung am Dienstag zurückgewiesen.

So sei im Rathaus „keine Schule bekannt, die dagegen gewesen wäre“, zitierte eine Sprecherin der Stadt die Dezernentin mit Blick auf auf das „Solinger Modell“, das Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) im Rahmen einer Pressekonferenz Ende Oktober zum ersten Mal in der Öffentlichkeit vorgestellt hatte.

Das Modell sieht vor, den Unterricht an weiterführenden Schulen zu trennen und in einem Wochenrhythmus zwischen Präsenz- sowie Distanzunterricht zu wechseln. Dies bedeutet, dass immer die Hälfte einer Klasse beziehungsweise eines Kurses vor Ort in der Schule unterrichtet wird, während die jeweils anderen 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler von zu Hause aus lernen. Mit Hilfe des „Solinger Modells“ will die Stadt Solingen die Corona-Infektionsgefahr an Schulen verringern und somit eine Schließung von ganzen Schulen verhindern.

Gleichwohl war diese Vorgehensweise beim Land auf wenig Gegenliebe gestoßen. Wenige Tage nach der Präsentation des Modells hatte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) der Stadt die Umsetzung des Modells untersagt. Begründet hatte die Ministerin den Schritt mit Argumenten der Bildungsgerechtigkeit. Beispielsweise bestehe, so Gebauer, beim Hybridunterricht die Gefahr, dass Schüler aus sozial schwächeren Familien den Anschluss verlören.

Eine Position, die ihr Parteifreund Joachim Stamp bei der ZDF-Sendung nun noch einmal bekräftigte. Im Rahmen eines Interviews mit dem „Heute-Journal“ verwies der Minister unter anderem darauf, dass in NRW für eine Umsetzung des „Solinger Modells“ zu wenig Lehrkräfte zur Verfügung stehen würden.

Die Stadt Solingen bleibt indes bei ihrer Haltung und präferiert mit Blick auf die weiterführenden Schulen weiter eine Trennung des Unterrichts. So seien den betroffenen Eltern und Lehrern die augenblicklichen politischen Diskussionen nur schwer vermittelbar, sagte OB Kurzbach.

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