Solingen Schuften für den Klingentrail
Solingen · Im Bärenloch entsteht eine 800 Meter lange Strecke für Mountainbiker. Auch die Witterung konnte die Unterstützer nicht von der freiwilligen Arbeit abhalten.
Ein kurzer Blick nach draußen am vergangenen Samstagmorgen lässt zumindest Zweifel daran zu, ob das geplante Treffen zum gemeinschaftlichen Arbeiten in der Natur überhaupt zustande kommt: "Also ich kann jeden verstehen, der sagt: Och neeee, bei dem Wetter nicht", hat Kira Schön vom Klingentrail-Team auf der Facebook-Seite der Initiative geschrieben, versehen mit dem Zusatz: "Wir werden aber trotzdem da sein."
Und der Weg ins Bärenloch zur geplanten Mountainbike-Strecke lohnt sich letztlich doch: Zwar hat Petrus die Grünanlage in der Nacht noch einmal in eine weiße Winterlandschaft verwandelt, und angesichts breiter Eisflächen unter dem Neuschnee müssen Spaziergänger gründlich aufpassen, wohin sie treten - die ehrenamtlichen "Waldarbeiter" kann das alles jedoch offensichtlich nicht schrecken: Rund ein Dutzend Helfer sind in dem abschüssigen Waldstück zusammengekommen. Ihre Jacken haben einige kurzerhand an den umstehenden Bäumen aufgehangen, ihre Taschen abgestellt.
Nach der freundschaftlichen Begrüßung machen sie sich zügig an die Arbeit, räumen herumliegende Äste und Zweige aus dem Weg, den später die Mountainbiker hinabrollen sollen, und schichten sie andernorts zu einer langgezogenen "Benjeshecke" auf. Das Totholz bietet so nicht nur Tieren und Pflanzen Schutz, sondern rahmt auch noch einen Teil des "Klingentrails" ein - und grenzt ihn vom Zaun zur benachbarten Entsorgungsanlage ab. Der geschwungene Radkurs soll schließlich möglichst harmonisch in die Natur eingebettet werden.
An diesem Tag kümmern sich die Helfer vor allem um den Abschnitt 3 der insgesamt 800 Meter langen Strecke, auf der die Mountainbiker in Zukunft 80 Höhenmeter zurücklegen. "Vorsicht, nicht auf der Plane ausrutschen", warnt Mitja Girkin, Sportwart Gravity beim Verein Velo Solingen, der den Bau der Radstrecke verantwortet, seine Mitstreiter. Die grüne Plane, die der Schnee nur teilweise frei gibt, soll den für die Strecke aufgeschütteten Boden vor Feuchtigkeit schützen. "Wenn das Eis weg ist, wird sie entfernt", erklärt Girkin, der in die Planung des Projektes pro Woche 15 bis 20 Stunden Arbeit investiert - inklusive Besprechungen mit Bauunternehmen, Technischen Betrieben und Grünflächenamt.
"Wir treffen uns hier bei gutem Wetter so ziemlich jede Woche", verrät derweil Kira Schön, die sich bei den Organisatoren der Mountainbike-Strecke um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Der Klingentrail nimmt allmählich Formen an: Die Serpentinen und Hubbel sind bereits vielfach zu erkennen. "Hier legen wir später mit Schaufeln und Schubkarre eine blaue Linie als Alternativroute zum schwierigeren Streckenabschnitt an, damit auch alle Gruppen von Mountainbikern den Trail nutzen können", erklärt Schön mit Blick auf den Damm neben der Mulchanlage. "Die ist übrigens der beste Nachbar, den man sich denken kann", lobt Girkin. Er hat mit den übrigen Helfern im Zuge bisheriger Arbeiten auch schon eine ganze Ladung von altem Metallschrott im Boden entdeckt und weggeschafft.
"Heute werden wir bis zum Nachmittag hier bleiben", kündigt Girkin an, als die ersten Sonnenstrahlen die verschneite Waldlichtung aufhellen. "Einfach genial" findet Sascha Timm die geplante Strecke: "Die wird ein echter Anziehungspunkt", urteilt der passionierte Mountainbiker, der im Bärenloch regelmäßig mit anpackt. "Wichtig ist, dass viele Helfer mitmachen", ergänzt Markus Wildner, während er einen dicken Ast auf die Totholz-Hecke hievt. Er ist bereits mehrfach aus Düsseldorf gekommen. "Seit den ersten Ideen" habe er die Planung für den Klingentrail verfolgt, erzählt Wildner. "Die Strecke wird alle Schwierigkeiten beinhalten", lobt er den Entwurf.
Bis die ersten Sportfreunde die rasante Fahrt talwärts und den anschließenden Aufstieg auf sich nehmen können, ist aber noch einiges zu tun: Für Mai und Juni ist der nächste maschinelle Bauabschnitt geplant. Dann folgen Nacharbeiten wie die Beschilderung und Einzäunung. "Eröffnen werden wir den Klingentrail erst, wenn wirklich alles fertig ist", sagt Girkin.