Solingen Schüsse auf Geldtransporter

Solingen · Überfall in Höhscheid: Täter entreißen dem Beifahrer bei einer Pause seine Waffe und feuern sofort los. Der Fahrer kann trotz zerschossenem Reifen davonrasen. Die Räuber machen keine Beute und befinden sich auf der Flucht.

2008: Überfall auf Geldtransporter in Solingen
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2008: Überfall auf Geldtransporter in Solingen

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Dramatischer Überfall auf einen Geldtransporter gestern am frühen Abend auf einem freien Stück der Hossenhauser Straße in Höhscheid: Das dunkelblaue Fahrzeug fuhr gegen 17.45 Uhr in Richtung Innenstadt. Der Beifahrer bat seinen Kollegen kurz anzuhalten, weil er austreten müsse. Der Transporter eines Recklinghausener Wachschutzunternehmens stoppte genau in Höhe des grünen Bauwagens eines Bauschutt-Lagerplatzes, umgeben von Bäumen und Dickicht.

Und dann geht alles ganz schnell. Plötzlich stürmen zwei maskierte Männer hinter dem Bauwagen hervor. Sie schlagen auf den Beifahrer ein, nehmen ihm seine Dienstwaffe weg. Es wird mehrfach auf den Wagen gefeuert. Der Fahrer des Geldtransporters handelt geistesgegenwärtig, rast in Richtung City davon. Die beiden Täter flüchten ins Waldgelände. Geld haben sie nicht geraubt. Der Beifahrer wird leicht am Kopf verletzt. Der Polizei wird per Notruf eine verletzte Person auf der Hossenhauser Straße gemeldet. Ein Streifenwagen wird alarmiert, findet den Verletzten.

Er wurde später ärztlich versorgt und von der Polizei zum Tathergang befragt. Zwei entscheidende Fragen stellen sich jetzt: Warum musste der Beifahrer des Geldtransporters ausgerechnet an dieser einsamen Stelle am stockdunklen Abend austreten? Steckt er mit den Tätern unter einer Decke? Kriminalhauptkommissar Ralf Bäcker wollte über diese Fragen am Tatort nicht spekulieren. "Wir ermitteln jetzt in alle Richtungen und halten uns an die Fakten", sagte der Polizeisprecher unserer Zeitung.

Allerdings wurde eine halbe Stunde nach dem Überfall unweit des Tatortes ein ausgebrannter Pkw auf der Hermelinstraße gefunden. Erste Erkenntnissen zufolge wurde der Wagen gestohlen. Wollten die Täter durch den Brand Spuren im Fahrzeug verwischen? Das Fahrzeug könnte im Zusammenhang mit dem Überfall stehen, vermutete Kriminalhauptkommissar Bäcker.

Ortswechsel: Etwa zur gleichen Zeit steht der Fahrer des Geldtransportes einige Kilometer weiter am Dreieck in der Innenstadt. Der Mann in der dunkelblauen Uniform des Recklinghäuser Sicherheitsunternehmens lehnt am Gebäude der Sparkasse, wird von zwei Motorrad-Polizisten abgeschirmt und zieht — sichtlich mitgenommen — an einer Zigarette.

Sagen will der Mann zu diesem Zeitpunkt noch nichts, aber seine Blicke sprechen Bände. Immer wieder bleiben seine Augen an der durchsiebten rechten Seite des dunklen VW-Transporters hängen. Der rechte Vorderreifen ist völlig zerfetzt, trotzdem schaffte es der Fahrer noch die mehreren Kilometer aus Höhscheid hier hoch.

Rund eine Stunde ist jetzt seit dem Überfall vergangen, Passanten scharen sich um das demolierte Auto, die Nachricht vom Überfall auf den Geldtransporter hat sich in Windeseile verbreitet. "Gott sei Dank ist der Wagen gepanzert gewesen", entfährt es einem jungen Mann, als er die zentimetergroßen Einschusslöcher sieht. Einem anderen fällt wiederum auf, dass offensichtlich nur auf den Reifen und den unteren, also gepanzerten Bereich der Tür gezielt wurde — am Beifahrerfenster sind keine Einschüsse zu erkennen.

Inzwischen ist der Abschleppwagen angekommen. Ein paar Handgriffe nur, und der Geldtransporter hängt am Haken — die Schaulustigen verteilen sich wieder in alle Richtungen. Einige Kilometer weiter südwestlich kreist im gleichen Moment ein Hubschrauber über Höhscheid, sucht die nächtliche Gegend nach den weiter flüchtigen Tätern ab.

(RP)
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