Solingen Schüler spenden für "Die 10"

Solingen · Fünft- bis Achtklässler der Gesamtschule Wupperstraße gaben einen Teil des Erlöses aus einer Theateraufführung der Notschlafstelle. Die Einrichtung kann auch Essens- und Sachspenden gut gebrauchen.

300 Euro in bar überreichten Schüler der Gesamtschule Wupperstraße gestern der Notschlafstelle "Die 10" an der Hermannstraße 10. Die städtische Einrichtung fördert wohnungslose Jugendliche und junge Erwachsene. Das Geld stammt aus dem Erlös der diesjährigen Theatervorführung mit über 50 Schülern der Klassen fünf bis acht. Jedes Jahr stellen Chor und Theater-AG ein solches Stück auf die Beine. "2009 haben wir Oliver Twist gespielt. Da kam uns die Idee, die Hälfte der Einnahmen für die Olivers von heute zu spenden", erklärt Lehrer Jürgen Laufer.

Darüber freuen sich Monika Hackbarth, Leiterin der Notschlafstelle, und Tanja Isphording vom Förderverein. Denn das Geld wird dringend gebraucht. "Die Notschlafstelle war im Sparpaket der Stadt enthalten und hätte fast geschlossen werden müssen", erinnert Isphording. Denn die Unterbringung der Jugendlichen ist teuer.

Die Volljährigen sind Selbstzahler, für sie kostet eine Übernachtung zwei Euro. Für die Minderjährigen kommt das Jugendamt auf, 93,30 Euro kostet das am Tag. Taschengeld und Bekleidungsgeld sind darin noch nicht enthalten. Auch Renovierungen am Haus stehen an: "Das Dach müsste gedämmt werden, und wir brauchen neue Fenster", sagt Monika Hackbarth.

Ein weiteres Problem kommt hinzu: Durch die Abschaffung der Wehrpflicht fallen die Zivildienstleistenden weg. "Die 10" hat eine 400-Euro-Kraft eingestellt, sie übernimmt zum Beispiel die Fahrdienste. "Sie kann die Zivis aber nicht ersetzen", sagt Hackbarth. "Sie haben viele Freizeitangebote geschaffen und hatten bei unseren Bewohnern einen guten Stand und damit auch eine wichtige pädagogische Funktion. Das fällt jetzt leider weg."

Dabei sei die Notschlafstelle eine wichtige Einrichtung, erklärt Hackbarth den Schülern von der Wupperstraße. Insgesamt 17 Schlafplätze gebe es hier. Neben einem Dach über dem Kopf gehe es auch darum, den Jugendlichen Vertrauen zu schenken. "Ihnen wurde in ihrem Leben schon oft gesagt, dass sie zum Scheitern verurteilt sind und dass man nicht mehr an sie glaubt. Wir sind quasi die Anwälte an der Seite der Jugendlichen und setzen uns für sie ein", erzählt sie.

"Haben die Bewohner Pflichten?", will ein Schüler wissen. "Gehen die Jugendlichen hier auch zur Schule?", fragt ein Mädchen. "Das sind alles berechtigte Fragen", findet Tanja Isphording. Sie seien aber nicht leicht zu beantworten. Die Notschlafstelle bemühe sich, für einen geregelten Tagesablauf zu sorgen. Wer sich nicht an Regeln halte, müsse mit Sanktionen rechnen.

Die Spende der Gesamtschule Wupperstraße soll in eine Ferienfreizeit für die Bewohner der "10" fließen.

(RP)
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