Solingen Schüler lernen das ABC der Ersten Hilfe

Solingen · Für 13 Schüler der Grundschule Meigen sind Druckverbände und die stabile Seitenlage in Zukunft kein Problem mehr. Über drei Monate lernten sie im Offenen Ganztag, wie sie sich in einer Notsituation richtig verhalten.

Robin liegt regungslos auf dem Boden. Zunächst versichert sich Marlene, dass er noch atmet. Dann versucht sie, ihn anzusprechen. "Wenn er noch ansprechbar ist, kann man ihm besser helfen, weil er sagen kann, was mit ihm los ist", erklärt die Neunjährige. Als Robin nicht antwortet, bringen Marlene und ihre Mitschüler Philip und Beck ihn mit ein paar schnellen und sicheren Handgriffen in die stabile Seitenlage. Dann verständigen sie den Notarzt.

In dieser nachgestellten Situation zeigten die Schüler der Grundschule Meigen gestern im Städtischen Klinikum, was sie in den vergangenen drei Monaten gelernt hatten. 13 Kinder des Offenen Ganztags besuchten seit November einmal in der Woche die Erste-Hilfe-AG. Mit Dr. Stefanie Binus-Gifhorn übten sie dort die stabile Seitenlage oder wie man einen Druckverband, einen Gips oder einen Kopfverband anlegt.

"Wichtig ist, dass die Kinder in einer Notsituation keine Angst haben zu helfen", sagte Binus-Gifhorn. Angst davor, etwas falsch zu machen, sei auch bei Erwachsenen oft ein Grund dafür, nichts zu tun. Deswegen hat die Betriebsärztin des Städtischen Klinikums mit den Kindern auch geübt, sich Hilfe zu holen und den Notarzt zu alarmieren.

Für die Kinder war die Erste-Hilfe-AG eine wichtige und schöne Erfahrung. "Ich wollte mitmachen, weil ich richtig helfen können will, wenn mal etwas passiert", sagte Beck. "Wenn ich Bescheid weiß, ist das für mich und auch für andere besser", bestätigte Marlene. Dass sie jetzt wissen, wie sie in Notsituationen reagieren müssen, zeigten Marlene, Beck und Philip auch, als sie ihrem Mitschüler Mert in einer zweiten Übung einen Druckverband am Handgelenk anlegten. Für sie war der Besuch im Klinikum gestern die letzte Übungseinheit. Im Anschluss erhielten die 13 Grundschüler ein Zertifikat über ihre neuen Fähigkeiten und Verbandsmaterial für ihre Erste-Hilfe-Koffer. Bisher haben die Schüler noch keine brenzligen Situationen erlebt, doch für den Notfall sind sie jetzt gewappnet. "Wir fühlen uns jetzt auf jeden Fall sicherer, falls jemandem etwas passiert", sagten Philip und Mert. Dr. Stefanie Binus-Gifhorn engagiert sich seit zehn Jahren in dem Programm "Gesund macht Schule", viele Klassen hat sie bereits mit dem Rettungswagen vertraut gemacht. Die Erste-Hilfe-AG an der Grundschule Meigen ist jedoch ein ganz neues Projekt.

"In Deutschland traut sich weniger als jeder Fünfte, Erste-Hilfe-Maßnahmen anzuwenden, in anderen Ländern traut sich mehr als jeder Zweite", berichtete die Betriebsärztin. In Dänemark würde bereits in der Grundschule mit dem Erste-Hilfe-Training begonnen. "Das wollte ich hier auch ausprobieren", so Binus-Gifhorn.

Mit Erfolg: "Die Kinder waren sehr engagiert." Und auch Marlene, Beck und Philip waren sich einig: "Die AG hat uns sehr viel Spaß gemacht."

(RP)
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