Solingen Schottische Spiele im Bergischen Land

Solingen · Ralf Berger gründete in Solingen den Verein "Friends of Clan MacLaren", der das schottische Brauchtum auch im Bergischen pflegt. Im September veranstaltet der Verein zum fünften Mal die traditionellen Highland Games.

Hätte Ralf Berger nicht den Mann mit dem Dudelsack auf dem Weihnachtsmarkt gesehen, wäre sein Leben anders verlaufen. Der Solinger hätte nicht beschlossen, das Instrument zu lernen ("Gitarre macht doch jeder"), er wäre nicht angesprochen worden, ob er, der Deutsche, in Schottland bei einer Feier auftreten will, weil man dort keinen heimischen Dudelsackspieler gefunden hatte. Und er würde heute auch nicht die traditionellen schottischen Highland Games im Bergischen veranstalten. Vieles wäre anders gekommen, wenn Ralf Berger nicht beschlossen hätte, mit 33 Jahren ein Instrument zu lernen.

Vor elf Jahren war das und inzwischen ist die ganze Familie schottlandbegeistert. Längst ist die Leidenschaft kein privates Hobby mehr, sondern paart sich mit gesellschaftlicher Verpflichtung. Ralf Berger und seine Frau Marion sind inzwischen Mitglied der so genannten Society des Clan MacLaren, einer der ältesten schottischen Familien. Ihre Zugehörigkeit erkennt man am Muster des Kilts, den sie seit ihrer Aufnahme tragen dürfen.

Auch im Bergischen haben sie viele mit ihrer Leidenschaft angesteckt. Rund 40 Mitglieder hat der in Solingen gegründete Verein "Friends of Clan MacLaren" inzwischen, der das schottische Brauchtum pflegen will. Wie das geht, können Besucher Anfang September bei den 5. Highland Games erleben. Dort werden Baumstämme geschmissen, Steine gestoßen und Fässer gerollt - so, wie es schon die alten Schotten gemacht haben und die jungen bis heute tun.

"Die Gewinner der Highland Games bildeten früher immer die Leibwache der Clan-Chiefs", sagt Ralf Berger. Denn dieser wusste dadurch automatisch, dass er fortan von den stärksten Männern beschützt wurde. Heute gibt es die alte Rivalität zwischen den Clans zwar immer noch, doch die Zeiten blutiger Fehden sind vorbei. "Heute wird auch mal untereinander geheiratet".

Seit ihrem ersten Besuch in Schottland 2007 beschäftigen Ralf Berger und seine Frau sich intensiv mit der Kultur des Landes und den Traditionen. "Wir überlegen jedes Jahr, ob wir nicht mal woanders hinreisen sollen", sagt Marion Berger: "Am Ende entscheiden wir uns aber doch immer wieder für Schottland."

Dort besuchen sie die originalen Highland-Games - oder machen sogar mit. "Beim Tauziehen der Clans habe ich schon ein paar Mal mit angepackt", sagt Ralf Berger. Und wenn sie ihn abends, nach dem Festbankett der Clans, bitten, etwas auf dem Dudelsack zu spielen, "dann mache ich das auch."

Die Scheu, vor Schotten zu spielen, hat der Solinger längst überwunden. "Am Anfang habe ich mich nicht getraut", gibt er zu: "Dabei spielt genauso wenig jeder Schotte Dudelsack, wie hier jeder Deutsche in Lederhosen rumläuft und Schuhplattlern kann". Es falle gar nicht auf, sagt er, wenn "der Deutsche" irgendwo mitspielt. 2009 trat er sogar beim großen Treffen der Clans in Edinburgh vor dem englischen Thronfolger Prinz Charles auf.

Zurück in Deutschland werden solche Anekdoten gemeinsam mit den anderen Schottland-Begeisterten gepflegt. Denn die "Friends of Clan MacLaren" treffen sich nicht nur zum Baumstämme stoßen. Stattdessen versuchen sie, die schottische Kultur in all ihren Facetten zu pflegen. Viele Mitglieder des Vereins spielen inzwischen auch Dudelsack, andere veranstalten für die Gruppe Whiskey-Tastings.

Nur manchmal müssen die Bergers aufpassen, dass sie es mit ihrer Liebe zu Schottland nicht übertreiben. "Einmal ist es uns passiert, dass wir aus dem Schottland-Urlaub wiederkamen und auf der Straße links fahren wollten", sagt Marion Berger und lacht.

(RP)
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